Da haben sich schon Generationen von Weintrinkern drüber gestritten. Kann die Plörre für 1,95 so gut schmecken wie der Wein für 30 Euro die Flasche? Ja, ist die Antwort – ein Marketing-Trick nutzt einen Placebo-Effekt, den das Gehirn uns vorspielt. Teurer Wein wird dabei automatisch als besser schmeckend wahrgenommen.
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Die Illusion, dass Qualität beim Wein seinen Preis hat, haben uns die Forscher der französischen Insead Business School und der Universität Bonn genommen. Sie haben Probanden (je 15 Männer und Frauen) in einer Studie in einen Kernspintomografen gepackt. Dann bekamen die Teilnehmer/innen einen Schlauch in den Mund, über den jeweils ein Schluck Wein gegeben wurde. Gleichzeitig wurde der Preis für den jeweiligen Wein in einer Anzeige vor den Probanden eingeblendet.
Die Versuchspersonen mussten dann auf einer Skala angeben, wie gut der Wein schmecke. Die Preisangaben variierten dabei zwischen drei, sechs und 18 Euro. Erwartungsgemäß wurden die teureren Weine als 'besser schmeckend' bewertet. Das Dumme an der Geschichte: Die Teilnehmer erhielten über den Schlauch immer den gleichen Wein.
Placebo-Effekt des Gehirns
Ursache ist ein Placebo-Effekt des Gehirns, der wohl das Belohnungssystem aktiviert. Mit dem vermeintlich teureren Wein werden andere Gehirnregionen aktiviert, die dann 'schmeckt besser' signalisieren. Das Marketing macht sich dies mitunter zunutze. Allerdings hat dies alles auch seine Grenzen – wer bestimmte Weine nicht mag, wird diese, auch bei höherem Preis, nicht lieben. Und eine ganz billige Plörre mit sensorisch deutlich bemerkbaren Fehlern dürfte auch nicht als teurer Wein durchgehen.
Die Ergebnisse der Studie sind bei Nature hier publiziert worden (Englisch) – deutschsprachige Artikel lassen sich bei der Wirtschaftswoche, bei Welt Online oder bei Spiegel Online nachlesen.
Wissenschaftlich korrekt, aber das ist nicht alles!
Der in obiger Studie erhaltene Befund ist das Eine, wie Wein geschmacklich von Weinliebhabern empfunden wird, ist das Andere. Ich möchte mich nun nicht als Weinkenner bezeichnen, trinke aber gerne mal ein Glas 'guten' Wein. Seit Jahren kommt selten Supermarkt-Ware auf den Tisch.
Als Weintrinker probiere ich beim Winzer oder Weinhändler meines Vertrauens, was ich mir so in den Keller hole. Ich habe glücklicherweise die Möglichkeit, binnen einer guten Stunde im Rheingau, im Frankenland, an der Nahe, in der Pfalz oder in 1,5 Stunden in Nord-Baden zu sein, wo ich bei Winzergenossenschaften oder lokalen Winzern einkaufe. Dabei gibt es so diverse Erfahrungen, die ich gemacht habe.
- Erfahrung Nummer 1: Ich suche mir meist so vier bis fünf Weine und einen guten Winzersekt zum Probieren aus. Die Preise habe ich beim Verkosten nicht im Hinterkopf und ohne Lesebrille ist mal schnell auf der Preisliste nachsehen auch nicht drin. Dort ist es so, dass sehr häufig die preisgünstigeren Weine oder Sekte nach dem Motto 'ist in Ordnung, muss man aber nicht haben' herausfallen (Ausnahmen bestimmen die Regel). Meist wird dann doch ein Angebot, welches 1-2 Euro teurer ist, gekauft.
- Erfahrung Nummer 2: Gelegentlich hat man einen Wein, der beim Probieren, im Urlaub oder wo auch immer, super schmeckt. Und zu Hause stellt man fest 'geht gar nicht oder der Wein ist so na ja'. Andererseits habe ich gewisse Weingüter (Staatsdomänen) in Hessen, wo ich immer wieder Wein kaufe, weil er schmeckt – auch wenn der doch deutlich höhere Preis eher abschreckt.
- Erfahrung Nummer 3: Es kommt auch auf die Stimmung an. Ich habe oft den Fall, dass beim Öffnen einer Flasche Wein das erste Glas super schmeckt oder unter 'könnte besser sein, was hast Du da gekauft' läuft. Und am Folgetag gießt man sich ein Glas ein und denkt 'hui, was für ein feiner Tropfen' oder 'ne, der schmeckt ja überhaupt nicht mehr'.
Ich denke, jeder, der öfters ein Glas Wein trinkt, wird diese Erfahrung schon gemacht haben. Genormte Weine, in Form von Cuvées, die auf den Massengeschmack abgestimmt sind, lasse ich hier einmal außen vor.
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Wie der Wein schmeckt, kommt auf die Tagesform, auf die Umgebung, auf das, was man vielleicht vorher gegessen hat, und vieles mehr an. Wein ist Genuss, der auch von Stimmung lebt. Und wenn ein etwas höherer Preis uns Wein halt besser schmecken lässt, warum nicht. Jedenfalls meine Meinung – und wenn das dem lokalen Winzer zugute kommt, um so besser. Prost!
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Dazu, zu dem Thema "Wein", gibt, bzw.gäbe es unendlch viel zu sagen…
https://www.youtube.com/watch?v=5MaqovOsTsQ
… Ein Riesling von der Nahe, eine Müller-Thurgau oder Sylvaner aus Franken, ein Trollinger aus Schwaben, ein Grauburgunder aus Baden … ein leichter Riesling von der Mosel. Nicht zu vergessen sie herrlichen südeuropäischen Weine …
Siehe, bzw. höre Reinhardt Mey, wir waren nebenbei an diesem Abend dabei.