Gerade geht die Meldung um, dass der PSA-Test zur Früherkennung von Prostata-Krebs bei Männern 'nichts taugt'. Da mir das Thema 'PSA-Test für Raucher problematisch' auch über eine zweite Meldung im Dezember auf den Tisch kam, habe ich im Beitrag einige Informationen aufbereitet.
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Früherkennung Prostatakrebs
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Allerdings entwickelt sich diese Krebsform meist nur langsam. Zur Früherkennung von Prostatakrebs gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Für Männer existiert die Möglichkeit einer Tastuntersuchung durch einen Urologen, die im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms vorgenommen wird. Für Männer ab 45 Jahren ist diese Untersuchung durch das Rektum samt Gespräch mit dem Arzt einmal jährlich kostenlos. Bei Männern mit Vorbelastung ist die Untersuchung sogar ab 40 Jahren als Kassenleistung möglich.
Was mir vom Urologen gerne als IGEL-Leistung angedient wurde, war eine zusätzliche kostenpflichtige Untersuchung per Ultraschall. Habe ich inzwischen aber abgelehnt – und bei einem Gespräch mit dem Hausarzt meinte dieser, dass ich – solange keine Beschwerden bestünden – die jährliche Untersuchung beim Urologen sparen könne. Aber hier muss jeder Mann mit seinem Arzt abwägen, ob die Tastuntersuchung durchgeführt wird.
(Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)
Was ist der PSA-Test?
Zur Früherkennung von Prostatakrebs wird auch ein sogenannter PSA-Test über eine Blutentnahme angeboten. PSA steht für prostataspezifische Antigen, und der sogenannte PSA-Wert kann zur Prostatakrebsdiagnostik mit herangezogen werden. Allerdings besteht das Problem, dass sich der PSA-Laborwert durch Sport, Entzündungen der Harnwege etc. verändern kann und es so zu 'Fehlalarmen' mit der Gefahr von Überdiagnosen kommen kann. Auch gibt es Fälle, wo ein Prostatakarzinom nicht im PSA-Wert angezeigt wird, der Test also versagt.
Die Webseite krebsgesellschaft.de geht in einem Artikel auf diesen Sachverhalt ein und rät, dass ein Patient sich von seinem Arzt ausführlich über die Vor- und Nachteile informieren lassen sollte. Es kommt nämlich darauf an, dass im Fall erhöhter PSA-Werte Arzt und Patient über die weitere Vorgehensweise entscheiden und nicht in 'wilde Diagnostik' mit Panikmache verfallen.
Der Beitrag hier beschreibt das Spannungsfeld, in dem Mediziner und Patient stehen. Viele Urologen empfehlen trotz aller Unsicherheiten ihren Patienten, den Test zu machen. Auch in der Leitlinie „PSA-gesteuerte Früherkennung des Prostatakarzinoms" der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) wird er als sinnvoll erachtet.
PSA-Test bei Rauchern eher ungeeignet
Wissenschaftler haben in einer Studie (Smoking reduces PSA accuracy for detection of prostate cancer: results from an Italian cross-sectional study) kürzlich untersucht, ob die Aussagekraft des PSA-Wertes bei der Früherkennung von Prostatakrebs vom Raucherstatus der Männer beeinflusst wird. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sich der PSA-Test diesbezüglich bei Rauchern weniger eignete.
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Die Wissenschaftler sammelten seit 2008 Daten von Männern, die sich in einer Einrichtung in Italien Gewebeproben aus der Prostata entnehmen ließen (Prostatabiopsie). Männer, die einen PSA-Wert von mehr als 30 ng/ml hatten, wurden aus der Studie ausgeschlossen. So standen schließlich für die Analyse die Daten von 872 Männern (mittleres Alter: 67 Jahre, mittlerer PSA-Wert: 6,2 ng/ml) zur Verfügung. Nach ihrem Raucherstatus wurden die Patienten in drei verschiedene Gruppen eingeteilt: Nichtraucher (402 Männer), Raucher (151 Männer) und ehemalige Raucher (319 Männer).
Mit speziellen Analysen berechneten die Wissenschaftler, wie gut sich die PSA-Werte in den verschiedenen Gruppen dazu eignete, eine mögliche Prostatakrebserkrankung vorherzusagen. Nach der Biopsie stellte sich bei 374 der 872 Männern (43 %) heraus, dass sie an Prostatakrebs erkrankt waren.
Die statistischen Analysen ergaben, dass der PSA-Wert bei Nichtrauchern und bei ehemaligen Rauchern das Prostatakrebs-Risiko besser widerspiegelte als bei Männern, die rauchten. Bei Männern, die rauchten, war die Aussagekraft des PSA-Wertes hinsichtlich der Früherkennung von Prostatakrebs weniger aussagekräftig als bei Nichtrauchern oder ehemaligen Rauchern. Warum das so war – also welcher Mechanismus dahintersteckt –, muss nun in weiteren Studien erforscht werden. Ein deutschsprachiger Artikel findet sich beim DeutschesGesundheitsPortal.de.
Der Grund für die aktuelle PSA-Diskussion
Die Tage gehen Meldungen wie Prostata-PSA-Test taugt nicht zur Früherkennung (SWR2), PSA-Test ist laut aktuellem Gutachten wertlos (Süddeutsche Zeitung) oder ähnlich durch die Presse.
Basis dieser Meldungen ist ein Vorbericht Prostatakarzinom-Screening mittels PSA-Test des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen vom 3. Januar 2020. Dieser kommt nach einer Auswertung von elf Studien mit mehr als 400.000 Teilnehmern zum Schluss, dass eine Standard-Früherkennung mit PSA-Test nicht empfehlenswert sei.
Dieser Bericht bezieht sich aber auf die Frage, ob ein PSA-Test als Vorsorgemaßnahme von den Krankenversicherungen bezahlt wird. Tenor des Berichts: Der Nutzen des Bluttests überwiegt demnach nicht im Vergleich zu den möglichen Schäden durch überflüssige Behandlungen, Operationen und Folgeuntersuchungen. Im Kontext dessen, was das Institut begutachten sollte (nämlich die Wirtschaftlichkeit), sicherlich eine logische Schlussfolgerung – es geht um eine Kostenübernahme durch Krankenkassen und damit durch die Allgemeinheit.
Das Ärzteblatt hat sich den Vorbericht näher angesehen und geht hier darauf ein. Deren Urteil: Ein PSA-Test kann für Männer Vorteile haben, wenn der Test ein Karzinom früh erkennt und ein Behandlung mit wenig Nebenwirkungen vorgenommen wird. Dort zitiert man Urologen der Universitätsklinik Homburg-Saar. Diese warnten unlängst davor, bei der Entscheidung für oder gegen das PSA-Screening nur die Schattenseiten von Überdiagnostik und Übertherapie ins Kalkül zu ziehen. Auch „das vermeidbare hohe persönliche Leid, verursacht durch jahrelanges Siechtum", sei zu berücksichtigen.
Damit sind wir also wieder bei der Diskussion, die seit Jahren zwischen Befürwortern und Kritikern der PSA-Tests zur Früherkennung hin und her geht. Die Befürworter sehen im PSA-Test, wenn er nach der Leitlinie „PSA-gesteuerte Früherkennung des Prostatakarzinoms" der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) vorgenommen wird, eine sinnvolle Maßnahme zur Früherkennung. Die Kritiker stellen die Risiken in den Vordergrund. Unterm Strich wird sich jeder Mann nach einem Gespräch mit seinem Arzt entscheiden müssen, ob er einen PSA-Test machen lässt.
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