Corona: Test negativ – trotzdem ansteckend

GesundheitLeute sind auf Coronaviren getetet, und das Ergebnis ist negativ. Das ist keine Aussage, dass die Menschen nicht doch das Coronavirus bereits in sich tragen. Und auch vor Ausbruch der Erkrankung können diese Personen ansteckend sein.


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Anfänglich wurde vermutet, dass das neue Coronavirus nur über die Atemwege (Tröpfchen-Infektion durch Husten oder Niesen) übertragen wird und so Lungenentzündungen auslöst. Entsprechend wurde die molekulare Diagnose mit Mundabstrichen (oral) durchgeführt.

Warnung: Tests nicht immer aussagekräftig

Kliniker in Wuhan (China) warnen nun, dass die Ansteckung nicht nur über Atmung und Tröpfcheninfektion, sondern auch über fäkale Routen (Stuhl, Urin) erfolgen kann. Das hat auch für Tests gravierende Folgen. Denn orale Proben sind nicht ausreichend, um infektiöse Patienten zu erkennen.

Ich hatte bereits in Berichten aus Medien entnommen, dass es durchaus Fehler bei den Tests geben kann. Werden die Proben nicht aus dem tiefen Rachenraum und den Nasenhöhlen genommen, ist das Virus u.U. nicht nachweisbar. Das gleiche gilt für die Frühphase der Infektion in den ersten Stunden.

Das muss bei Tests und der Aussage, ob eine Person infektiös ist, berücksichtigt werden. Die Kliniker aus Wuhan empfehlen, die Abstriche durch serologische Tests zu ergänzen. Aus Aufwandsgründen ist dies aber wohl nur möglich, wenn ausreichende Verdachtsgründe bestehen.

Wissen zu Coronaviren

Coronaviren (CoV) gehören zur Unterfamilie der Orthocoronavirinae in der Familie Coronaviridae und der Ordnung Nidovirales. Das humane Coronavirus (SARS-CoV) verursachte das schwere akute respiratorische Syndrom (SARS) und wurde damit 2003 weltweit sichtbar. Das neue mit SARS verwandte Coronavirus (SARS-CoV-2) ist aktuell weltweit aktiv und für bestimmte Risikogruppen lebensbedrohlich.

Typische Symptome sind Fieber, Krankheitsgefühl, Kurzatmigkeit und in schweren Fällen Lungenentzündung. Die Erkrankung COVID-19 wurde daher anfangs auch „unidentifizierte virale Pneumonie" genannt.

Ist das Coronavirus wirklich nur in Atmungsorganen aktiv?

Da anfänglich vermutet wurde, dass das neue Coronavirus nur über die Atemwege übertragen wird, wurde die molekulare Diagnose mit Mundabstrichen (oral) durchgeführt. Auf Basis dieses Verständnisses wurde auch angenommen, dass Patienten nach zweimaliger negativer Mundabstriche nicht weiter infektiös sind und entlassen werden können.


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Allerdings werden viele Coronaviren über die oral-fäkale Route, durch Infektion des Verdauungssystems, übertragen. Ob auch COVID-19-Patienten das Virus in anderen als den Atmungsorganen tragen, wie beispielsweise im Verdauungstrakt, und somit auch andere Übertragungswege in Frage kommen, untersuchten Kliniker in Wuhan.

Daraus ergibt sich die Frage, ob die oral-fäkale Route durch Infektion des Verdauungssystems bei COVID-19 eine Rolle spielt? In den Patientenproben zeigten sich virale RNA in analen Abstrichen und in Blutproben. In späteren Stadien der Erkrankung waren mehr positive Proben aus dem Verdauungstrakt als aus dem Mundraum zu verzeichnen.

Dies deutet auf eine tatsächlich große Bedeutung der Übertragung über die oral-fäkale Route, so die Kliniker aus Wuhan. Da rein oral in späteren Erkrankungsstadien nicht unbedingt positive Nachweise vorliegen, aber Patienten trotzdem infektiös sein können, ist auch ein weiterer Punkt dieser Studie kritisch: Die Experten demonstrierten in ihrer Untersuchung, dass ein serologischer Test die Detektionsrate infektiöser Menschen deutlich verbessern kann.

Oral negativ getestet und trotzdem infektiös

Die Experten warnen auf der Basis ihrer Ergebnisse, dass die Ansteckung nicht nur über Atmung und Tröpfcheninfektion, sondern auch über fäkale Routen erfolgen kann. Da der Virusnachweis im Verdauungstrakt in späten Erkrankungsstadien zu sehen war und zu diesem Zeitpunkt häufig im oralen Abstrich keine virale RNA gesehen werden konnte, ist Handhygiene ist offenbar besonders wichtig zum Schutz vor Infektion mit dem Coronavirus. Ob Patienten noch infektiös sind, muss demnach mit unterschiedlichen, auch serologischen Proben geklärt werden.

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3 Antworten zu Corona: Test negativ – trotzdem ansteckend

  1. Andreas B. SH sagt:

    Ich habe mir den engl. Abstract des Originalartikels angesehen. (Sachstand 4. Februar, publiziert 17. Feb.)

    Prof. Drosten (Virologe Charité Berlin, Spezialgebiet Coronaviren) hat in seinem Podcast (bei NDR info, Link dazu hatte ich hier schon gepostet), besagtes Paper aus Wuhan bereits erwähnt. – Die Meldung, das Virus sei auch im Blut gefunden worden, hält er für unwahrscheinlich und bisher auch nicht anderweitig bestätigt. Dass Virus-RNA im Stuhl gefunden werden kann, hält er für möglich, meint jedoch, dass es sich eben nur um die RNA handelt, die mit PCR nachgewiesen wird, nicht jedoch um intaktes, ansteckungsfähiges Virus.

    Ferner ist er in einem wesentlichen Punkt diametral gegenteiliger Ansicht zu dem, was hier kolportiert wird: Der Nachweis aus dem Rachenraum sei derart empfindlich, dass er nach Infektion sogar ein bis zwei Tage bevor der Patient infektiös wird (also das Virus weiterverbreiten würde) schon nachgewiesen kann. [Eine Chance, sozusagen in letzter Minute, noch weitere Ansteckungen zu verhindern.]

    Dass die Probennahme ordnungsgemäß ("lege artis") tief im Rachen zu erfolgen hat, ist nur eine platte Selbstverständlichkeit! – Mag also nun jeder selbst urteilen, was man von dem Paper halten will. (Ich bin skeptisch.)

    Ferner: Was soll "serologische Proben" bedeuten??? – Vermutlich die Immunität nach überstandener Infektion (!) … oder was? – Ich habe von "serologischen Proben" noch nie gehört, von Serumproben allerdings schon, auch von serologischen Tests. – Wenn es begrifflich so schlurrig wird, bin ich nochmals um einiges skeptischer.
    Solide Informationen sind angesagt, Panik gibt's schon genug …

    • Andreas B. SH sagt:

      Ergänzung: Im Volltext des Papiers (kostenlos online) ist von einem mit einem verwandten Coronavirus entwickelten ELISA-Test die Rede. Ob allerdings zum Nachweis von Antigen oder Antikörper ist mir jedenfalls nicht klar.

    • Andreas B. SH sagt:

      Wichtige Korrektur
      Der Sachstand meines Kommentars bzgl. eines möglichen "Zeitfensters" (wie es Prof. Drosten damals noch für möglich hielt) hat sich nun inzwischen als definitiv falsch erwiesen, und im Gegenteil nimmt man gesichert an, dass die hauptsächliche Verbreitung gerade in der präsymptomatischen Phase erfolgt!

      Es wissen's ja wohl nun auch alle, … soll aber hier nicht ohne Anmerkung so stehen bleiben. – Im Rückblick zeigt es nochmal, wie die Wissenschaft sich allmählich an die Wahrheit herangetastet hat. (Auch die Bedeutung der Übertragung durch Aerosole hatte man seinerzeit noch unterschätzt.)

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