Es ist schon eine coole Entwicklung. Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben eine neue, nachhaltige Methode zur Gewinnung des Aromastoffs Vanillin aus dem Holzbestandteil Lignin entwickelt, das in großen Mengen als Abfall bei der Herstellung von Zellstoff, eines wichtigen Rohstoffs der Papierproduktion, anfällt.
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Bisher wird Vanillin überwiegend aus Erdöl gewonnen, wobei im Gegensatz zu der neuen Methode aus Mainz giftige Abfälle entstehen, die nur schwer zu entsorgen sind.
Nimm Holz als Rohstoff
Wie die Forscher in der Fachzeitschrift ACS Sustainable Chemistry & Engineering beschreiben, geben sie Lignin in Natronlauge, erhitzen das Gemisch auf 160 Grad und setzen es in einer einfachen Elektrolysezelle mithilfe von Nickel-Elektroden unter Strom. Dadurch wird das Lignin oxidiert und zersetzt, und es entsteht Vanillin, das so hochwertig ist, dass es als "natürliches Vanillin" deklariert werden darf.
"Nach jahrelanger intensiver Forschung ist uns damit ein echter Durchbruch gelungen", sagt Prof. Dr. Siegfried Waldvogel, Sprecher des Spitzenforschungsbereichs SusInnoScience, kurz für "Sustainable Chemistry as the Key to Innovation in Resource-efficient Science in the Anthropocene" der JGU, der die Entwicklung geleitet hat.
Zwar gibt es bereits ein Verfahren zur Herstellung von Vanillin aus Lignin. Laut Waldvogel ist dieses jedoch unter anderem wegen der Verwendung von Kupfer sehr teurer. Außerdem könne dafür nur ein kleiner Teil des bei der Zellstoffherstellung anfallenden Lignins verwendet werden.
Der Aromastoff Vanillin und das Lignien
Vanillin ist weltweit der mengenmäßig bedeutendste Aromastoff. Mehrere zehntausend Tonnen davon werden pro Jahr für die Produktion von Lebensmitteln, Kosmetika und Medikamenten verwendet. Vanillin ist der Hauptbestandteil des natürlichen Vanilleextrakts, einer Mischung aus mehreren hundert verschiedenen Verbindungen.
(Vanillin, Quelle: Wikimedia, Dany S. CC BY-SA 3.0)
Lignin wiederum fällt jährlich im Umfang von mehr als 100 Millionen Tonnen als Abfall bei der Zellstoffherstellung an und wird dann im Wesentlichen verbrannt. "Weil unsere Methode einen Vanillinertrag von rund vier Prozent des eingesetzten Lignins hat, könnte man damit theoretisch sehr leicht den weltweiten Vanillinbedarf decken", so Waldvogel. Er ist davon überzeugt, dass das neue Verfahren "signifikant besser" sei als die bisherigen Methoden zur Vanillingewinnung – nicht nur weil dabei kein giftiger Abfall entstehe, sondern auch weil es wirtschaftlich überlegen sei –, und führe bereits Gespräche mit entsprechenden Industriepartnern.
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Im Rahmen des EU-Projekts LIBERATE soll das bisher nur im Labor angewandte Verfahren bald in größerem Umfang getestet werden. Dazu wird derzeit beim norwegischen Forschungsinstitut SINTEF, mit dem die JGU kooperiert, eine Pilotanlage gebaut. Außerdem will Waldvogel prüfen, ob sich die neue Methode noch verbessern lässt, indem das Vanillin nicht erst aus dem reinen Lignin, sondern direkt aus der sogenannten Schwarzlauge, einem bei der Holzverarbeitung in Zellstoffwerken anfallenden, das Lignin enthaltende Vorprodukt, gewonnen wird.
Quelle: Uni Mainz
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