Space Perspective: Touristenflug in die Stratosphäre

Die US-Firma Space Perspective hat gerade ihre Pläne für Touristenflüge in die hohe Stratosphäre verkündet. Quasi 'am Rand des Weltraums' fliegen, so dass man bereits die Krümmung der Erdoberfläche sehen kann, ist der neueste Kick.


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Wir haben zwar gerade den Coronavirus-Lockdown und die USA werden von einer heftigen Pandemie geschüttelt. Arbeitslosigkeit auf Rekordhoch, steigende Infektionszahlen und wirtschaftliche Unsicherheit. Aber man darf ja mal für die Zeit danach träumen und Pläne entwickeln. Da gibt es die US-Firma Space Perspective, die sich auf Touristen fokussiert, die das notwendige Kleingeld aufbringen können.

Mit dem Ballon in 30 km Höhe

Das Unternehmen World View Enterprises will Ballons nutzen, um Nutzlast in die Stratosphäre zu bringen. Das ist bei Wetterballons längst Standard. Nun hat man das Startup Space Perspective als Ausgründung des Unternehmen World View Enterprises ins Leben gehoben. Das Startup verfolgt das Ziel, Touristen mit Ballons auf eine Höhe von 30 km zu bringen.

Space Perspective Ballon in 30 km Höhe
Quelle: Space Perspective

Die betreffende Ankündigung zur Gründung des Launch Operations Center am NASA Kennedy Space Center wurde hier gerade bekannt gegeben. Space Perspective will mit seinem 'Raumschiff' Neptun, letztendlich ist das eine Druckkapsel, die an einem Hochleistungsballon hängt, Passagiere und Forschungsnutzlasten an den Rand des Weltraums in etwa 30 Kilometer Höhe fliegen.

Das Unternehmen für bemannte Raumfahrt will dazu von der legendären Shuttle-Landeeinrichtung am Kennedy Space Center (KSC) der NASA in Florida aus zu starten. Der erste unbemannte Testflug mit einer Reihe von Forschungsnutzlasten ist für Anfang 2021 geplant. In einer Höhe von 30 km über der Erdoberfläche ist zwar noch kein Weltraum, sondern die Stratosphäre. Dort kann man die Krümmung des Erdhorizonts und das Dunkle des Weltraums erkennen.

"Wir haben uns verpflichtet, die Art und Weise, wie Menschen Zugang zum Weltraum haben, grundlegend zu verändern – sowohl um dringend benötigte Forschung zum Nutzen des Lebens auf der Erde durchzuführen, als auch um zu beeinflussen, wie wir unseren Planeten sehen und uns mit ihm verbinden", sagte die Gründerin und Co-CEO der Space Perspective, Jane Poynter. "Heute ist es wichtiger denn je, die Erde als einen Planeten zu sehen, als ein Raumschiff für die gesamte Menschheit und unsere globale Biosphäre."

Das Unternehmen hat eine umfassende internationale Marktforschung durchgeführt und ein neues Design entwickelt, das auf mehr als 50 Jahren bewährter Technologie aufbaut. Das Raumschiff Neptun wurde von Grund auf für maximale Sicherheit, Zugänglichkeit, nahezu Null-Emissionen und Routinebetrieb auf der ganzen Welt entwickelt. Der Ballon misst die Länge eines Fussballstadions, und die unter Druck stehende Kapsel ist komfortabel und geräumig.

Beschreibung eines Flugs


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Von einem Piloten geflogen, nimmt Neptun bis zu acht Passagiere, "Entdecker" genannt, auf. Es folgt eine sechsstündige Reise an den Rand des Weltraums, wo zuvor nur 20 Personen waren. Die Kapsel befördert Menschen und Forschungsnutzlasten bei einem zweistündigen sanften Aufstieg auf eine Höhe von 100.000 Fuß (ca. 30 Kilometer), wo man über 99% der Erdatmosphäre unter sich gelassen hat.

Die Kapsel soll bis zu zwei Stunden lang in dieser Höhe über der Erde schweben und es den Passagieren ermöglicht, ihre Erfahrungen über soziale Medien und mit ihren Forscherkollegen zu teilen. Danach leitet die Neptun einen zweistündigen Abstieg ein, um Fracht und Passagiere sicher zur Erdoberfläche zurück zu bringen.

Für die Sicherheit der Passagiere sorgen ein Lebenserhaltungssystem an Bord der Druckkapseln sowie ein Fallschirmsystem für den Fall eines Problems mit dem Ballon sorgen. Die Neptune-Kapseln sollen laut Firmenangaben vollständig wiederverwertbar sein und gut 1.000 Flüge überstehen. Das Unternehmen möchte später etwa 100 Flüge – zu einem Preis von jeweils etwa 125.000 US-Dollar im Jahr – pro Jahr anbieten. Die kommerziellen bemannten 'Raumflugstarts' mit der Neptun werden vom FAA-Büro für kommerzielle Raumfahrt geregelt.

Wissenschaft und Bildung im Fokus

Wissenschaft und Bildung sind ebenfalls Kern der Mission von Space Perspective. Das Unternehmen arbeitet mit Forschern, Pädagogen und Studenten von akademischen Institutionen und Organisationen zusammen. Es werden bereits Nutzlasten für den ersten Testflug im Jahr 2021 manifestiert. Neptun eignet sich unter anderem für folgende Forschungsbereiche:

  • Atmosphärenforschung, die Licht auf das Klima und die Luftsysteme der Erde werfen könnte
  • Astro- und Sonnenphysik zur Beleuchtung des Verständnisses des Universums
    Astrobiologie zur Erforschung der Grenzen des Lebens auf dem Planeten und darüber hinaus

Space for Humanity, eine gemeinnützige Organisation, hat Space Perspective als bevorzugten Partner für ihr Bürger-Astronauten-Programm und die wissenschaftliche Forschung gewählt. Das US-Magazin The Verge hat hier über das Vorhaben berichtet, einen weiteren Bericht gibt es hier. Die Seite von Space Perspektive zeigt eine Animation eines solchen Aufstiegs. Deutschsprachige Beiträge gibt es bei  Trends der Zukunft und bei heise im Newsticker.

(Quelle: YouTube)

2012 ist der österreichische Abenteuer Felix Baumgärtner mit einem Helium-Ballon in einer Druckkapsel in diese Höhe aufgestiegen. Anschließend sprang Baumgärtner, geschützt von einem Raumanzug, aus dieser Höhe mit einem Fallschirm ab. Gesponsort wurde das Ganze von Red Bull. Das obige Video gibt das wieder und zeigt gleichzeitig einige Impressionen, was die Passagiere in ihrer Neptun-Kapsel in 30 Kilometer Höhe erwarten können.

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