Im US-Bundesstaat Texas haben die Behörden Ende September 2020 eine offizielle Warnung vor der Amöbe Naegleria fowleri herausgegeben, die in Leitungswasser nachgewiesen wurde. Die Amöbe kann das Gehirn zerstören und zum Tod führen, wenn auch in Deutschland keine solchen Fälle bekannt sind. Hier ein paar Informationen zu diesem Thema, welches immer wieder durch Todesfälle hoch kommt.
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Gefährliche Amöbe Naegleria fowleri
Naegleria fowleri ist ein amöbenähnlicher Rhizopode (Wurzelfüßer), der als Parasit den Menschen befallen kann. Gelangen diese Parasiten beim Schwimmen oder Duschen etc. anderen Tätigkeiten in die Nase, können sie entlang des Riechnervs ins Gehirn vordringen (kommt aber glücklicherweise selten vor). Die Amöbe zersetzt dann das Hirngewebe und ruft dabei, vorwiegend bei Kindern und jungen Erwachsenen, eine eitrige Hirnhautentzündung, die Primäre Amöben-Meningoenzephalitis (PAME), hervor, die in der Regel durch Gehirnzersetzung tödlich endet.
Drei bis sieben, spätestens 14 Tage nach einer Infektion kann PAME plötzlich ausbrechen. Nach massivem Auftreten von Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Nackensteifheit kommt es zu einer pyogenen Meningoenzephalitis, gefolgt von Koma und dem Tod innerhalb einer Woche. Es sind nur wenige Fälle bekannt, bei denen eine frühzeitige Behandlung zum Überleben geführt hat
Naegleria fowleri ist auf der ganzen Welt verbreitet, aber es gibt Schwerpunkte in Australien und den USA. Da N. fowleri auf Feuchtigkeit angewiesen ist, kommt sie vor allem im feuchten Erdreich und in stehenden Gewässern vor. Sie kann sich optimal in warmen Gewässern ausbreiten und bildet dort kleinere Kolonien. Ihr Vorkommen ist daher meist auf Schwimmbäder, Badeseen und Industrieabwässer beschränkt.
Eine Erkrankung mit tödlichen Folgen ist aber extrem selten, denn nicht jeder Kontakt bewirkt, dass die Amöbe über die Nasenschleimhaut ins Hirn gelangt – viele Jugendliche in den Risikogebieten haben Antikörper von einer Infektion, ohne je Erkrankungssymptome gezeigt zu haben. Die französische Behörde für Ernährung, Umwelt- und Arbeitsschutz ANSES spricht von 310 weltweiten Infektionen in den letzten 50 Jahren. Aber jeder Einzelfall ist für die Betroffenen und Angehörigen tragisch. Eine Vorbeugung kann durch Desinfektion von Schwimmbädern und Leitungswasser sowie Meidung von Abwässern und Flachwässern vor allem in wärmeren Gebieten erfolgen. Auch eine Nasenklammer beim Schwimmen kann helfen.
Tödlicher Befall, Warnung von Behörden in Texas
In Deutschland sind bisher keine Erkrankungen durch die Amöbe dokumentiert, was auch auf die Chlorierung des Leitungswassers und die kühleren Temperaturen in Badeseen zurückzuführen ist. In Großbritannien starb vor 40 Jahren ein junges Mädchen nach einer Infektion in den römischen Bädern in Bath. In den USA sieht dies aber anders aus. Die Wikipedia schreibt, dass zwischen 1962 bis 2018 in den USA 145 Infektionsfälle bekannt wurden. Von diesen Fällen überlebten nur vier Personen die Infektion. Einige Patienten hatten Nasenspülungen (teilweise mit Leitungswasser) durchgeführt.
Die Ärztezeitung beschreibt in diesem Artikel aus 2018 den Fall einer 18-Jährigen im US-Bundesstaat North Carolina, die an den Folgen einer Infektion mit Naegleria fowleri verstorben ist. Infiziert hat die Jugendliche sich vermutlich in einem Wildwasserpark bei einer Rafting-Tour, bei der das Boot kenterte. Und Anfang Oktober 2018 gab es bei SPON einen Artikel zu einem neuen Todesfall eines 29 Jährigen nach einer Infektion durch die Amöbe. Dieser hatte vor seinem Tod eine Surf- und Wasserskianlage besucht. Aufmerksam auf das Thema wurde ich durch einen SPON-Beitrag von Ende September 2020. US-Behörden warnen vor diesem Parasiten, der in Texas wohl im Leitungswasser vorkommt. Dort waren zunächst acht Gemeinden mit ihrer öffentlichen Wasserversorgung betroffen. Leitungswasser ist dort nur zum Spülen der Toilette zu benutzen. Die Versorger wollen das öffentliche Wassersystem spülen und desinfizieren und danach erneut auf die Amöbe untersuchen. Schlimme Sache.
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