Hoher Blutdruck erhöht Demenz-Risiko

GesundheitEin zu hoher Blutdruck kann das Risiko, an Demenz zu erkranken, bei 50-Jährigen erhöhen. Bei 60- oder 70-Jährigen steigt das Risiko aber nicht. Hoher Blutdruck heißt in diesem Kontext systolische Werte oberhalb von 130 mmHg.


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Es ist bekannt, dass Bluthochdruck einen Risikofaktor für das Herz-Kreislauf-System darstellt. Betroffene Personen haben unter anderem ein erhöhtes Risiko, an der koronaren Herzkrankheit (KHK) oder an Demenz zu erkranken. Selbst schwere Verläufe von COVID-19-Erkrankungen werden mit Bluthochdruck in Verbindung gebracht.

Was gilt als Bluthochdruck?

Für Deutschland gelten Blutdruckwerte als Hochdruck, wenn der obere Wert (systolische Blutdruck) über 140 mmHg liegt. Als unterer Wert (dystolischer Blutdruck) gelten Wert oberhalb von 90 mmHg als Hochdruck. Die Idealwerte liegen bei 120/80 mmHg. In den USA wurden die Grenzwerte aufgrund von Studien bereits abgesenkt. Dort zählen schon Werte ab 130 mmHg (systolischer Druck) als Bluthochdruck.

Medizin
(Quelle: Pexels/Pixabay CC0 Lizenz)

Erhöht ein hoher Blutdruckwert das Demenz-Risiko?

Die Frage, die sich stellt: Erhöht ein oberer Blutdruckwert von über 130 mmHg bereits das Demenz-Risiko? Und wenn ja, auf welche Weise? Spielt es eine Rolle, wie alt der Patient bei der Messung eines hohen Blutdrucks ist, wie lange er schon mit einem hohen Blutdruck lebt oder ob er an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erkrankt ist?

Studienergebnisse sagen ja aber

Es ist eine ältere Studie aus 2018, die mir nochmals in die Hände gefallen ist, und die Auskunft auf diese Fragen gibt. Ein europäisches Forscherteam mit Wissenschaftlern aus Frankreich, England und Ungarn wertete Daten von 8639 Personen (32,5 % Frauen) aus. Von den Studienteilnehmern wurde regelmäßig der Blutdruck protokolliert, sodass von ihnen Blutdruckwerte aus den Jahren 1985, 1991, 1997 und 2003 zur Verfügung standen. Die Forscher beobachtet bis zum Jahre 2017, ob die Studienteilnehmer an Demenz erkrankten oder nicht.

Von den 8639 Teilnehmern erkrankten 385 Personen an Demenz. Der Vergleich der Blutdruckwerte mit dem Auftreten von Demenz deutete darauf hin, dass der obere Blutdruckwert mit dem Demenz-Risiko im Zusammenhang stand. Betrug dieser im Alter von 50 Jahren nämlich 130 mmHg oder mehr, hatten die Patienten ein erhöhtes Demenz-Risiko – nicht aber im Alter von 60 oder 70 Jahren. Spezielle Analysen bestätigten diese Beobachtung.

Nachdem die Patientendaten so angeglichen wurden, dass die Patienten im Gesundheitsverhalten, was unter anderem das Rauch-, Ess- und Trinkverhalten beinhaltete, und sozidemografischen Faktoren wie Geschlecht, Alter und Familienstand, nicht aber in den Blutdruckwerten übereinstimmten, lag das Demenz-Risiko für 50-jährige Personen mit einem oberen Blutdruckwert von mindestens 130 mmHg um 38 % höher. Das erhöhte Risiko dieser Personen war besonders bei den Personen deutlich, die während der kompletten Beobachtungszeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschont geblieben sind. Somit ließ sich das erhöhte Demenz-Risiko nicht durch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung erklären.


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Im Gegensatz zu dem oberen Blutdruckwert hatte der untere Blutdruckwert (diastolische Blutdruck) keinen Einfluss auf das Demenz-Risiko. Auffällig war außerdem, dass Personen, die zwischen 45 und 61 Jahren schon länger an hohen oberen Blutdruckwerten (mindestens 130 mmHg) litten, ein höheres Demenz-Risiko hatten als Personen, die weniger lange mit diesen hohen Blutdruckwerten lebten oder nie erhöhte Blutdruckwerte hatten.

Obere Blutdruckwerte von mindestens 130 mmHg im Alter von 50 Jahren gingen mit einem erhöhten Demenz-Risiko einher. Dies war auch dann der Fall, wenn die Person nicht an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung erkrankt war. Obwohl in Deutschland erst obere Blutdruckwerte von 140 mmHg oder höher als Bluthochdruck gewertet werden, wirkt sich schon ein Wert ab 130 mmHg negativ auf das Demenz-Risiko aus. Es sollten demnach bei der Behandlung von Bluthochdruck niedrigere obere Blutdruckwerte angestrebt werden.

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Autor: Abell JG, Kivimäki M, Dugravot A, Tabak AG, Fayosse A, Shipley M, Sabia S, Singh-Manoux A. Association between systolic blood pressure and dementia in the Whitehall II cohort study: role of age, duration, and threshold used to define hypertension. Eur Heart J. 2018 Jun 12. doi: 10.1093/eurheartj/ehy288. [Epub ahead of print]

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