Die spanische Grippe forderte in den Jahren 1918/1919 weltweit rund 50 Millionen Menschen. Die aktuelle COVID-19 Pandemie hat bisher über 1.33 Millionen Menschenleben gefordert. Oft werden die Todesursachen von COVID-19 mit jenen einer saisonalen Grippe verglichen. Aber sind die beiden Pandemien überhaupt vergleichbar? Eine Studie vorliegender Autopsieberichte zeigt nun, dass dieser Vergleich hinkt.
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Eine Forschergruppe um Prof. Dr. Holger Moch, Direktor des Instituts für Pathologie und Molekularpathologie am Universitätsspital Zürich, hat die Autopsiebefunde von 411 Patienten ausgewertet, die zwischen Mai 1918 und April 1919 an der «spanischen» Influenza A-Pandemie im USZ verstorben sind und mit jenen der bisher veröffentlichen COVID-19 Autopsien verglichen.
Dabei zeigt sich ein frappanter Unterschied: In keinem einzigen der Autopsieberichte zur «spanischen» Grippe werden sichtbare Blutgerinnsel erwähnt. Dagegen wird in 36% der 75 bisher publizierten COVID-19 Autopsien eine Lungenarterien-Thrombose, bzw. eine Lungenembolie angegeben. Und dies obschon diese Patienten eine für hospitalisierte Patienten normale Thrombose-Prophylaxe erhielten. Dieser Befund steht im Einklang mit der Erkenntnis aus früheren Studien, wonach COVID-19 zu einer generalisierten Entzündung des Gefäss-Endothels und damit zu vermehrter Blutgerinnselbildung führen kann. Dies würde die hohe Inzidenz von Lungenembolien erklären, auch bei Patienten ohne zugrundliegende tiefe Venenthrombose oder sonstiger Risikofaktoren für Thrombosen.
Studie zur Thrombose-Prophylaxe wichtig
In den ersten Monaten des Ausbruchs gab es nur sehr wenige Autopsien von COVID-Opfern. Auch heute noch sind sie im Verhältnis zur Zahl der Todesfälle selten. Was sich aus der bisherigen Datenlage aber zweifelsfrei feststellen lässt: Bei COVID-19 Patienten werden sehr oft eine fortschreitende, lebensbedrohliche Lungenentzündung sowie thromboembolische Ereignisse beobachtet. Auch sogenannte kapillare Mikrothromben, also Blutgerinnsel in den feinsten Gefässen werden bei Corona-Patienten deutlich häufiger beobachtet als bei Patienten mit einer «normalen» Grippe.
Die sogenannte OVID-Studie unter der Leitung von Prof. Nils Kucher, Direktor der Klinik für Angiologie, untersucht deshalb die Sicherheit und Wirksamkeit eines Blutverdünners zur Vermeidung von Blutgerinnseln bei ambulanten Patientinnen und Patienten mit Coronavirus-Infektion und sucht weiterhin Studienteilnehmer. Interessierte Personen ab 50 Jahren mit positivem Testresultat können sich unter 043 253 03 03 melden.
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Tja, darüber, dass COVID-19 nicht nur eine Lungenkrankheit ist, sondern überall im Körper tobt, gab es schon vor Monaten einen recht guten Artikel in "Science": "How does coronavirus kill? Clinicians trace a ferocious rampage through the body, from brain to toes" (17.04.2020)!
Aber ziemlich zeitgleich kam der Chef der Hamburger Gerichtsmedizin (Prof. Püschel) im "Hamburger Abendblatt" mit großem Trara mit dem Ergebnis seiner Sektionen heraus: Die Leute sind gar nicht am Virus gestorben, sondern an Mikrothrombosen, was er pauschal als "andere Vorerkrankungen" bezeichnete. (!!!) – Größere Tomaten auf den Augen kann man wohl gar nicht haben …
Natürlich wurde Püschel damit sofortestens zum vielzitierten Star für die ganze Corona-Leugner-Szene und war mit seiner Botschaft auch prominent als Experte bei Markus Lanz zu Gast. – Ob er sich wenigstens im Nachhinein ein bisschen darüber schämt, ist mir nicht bekannt. Eine genauso lautstark verbreitete Richtigstellung bisher jedenfalls auch nicht … Aber dass Prof. Drosten je nach neuestem Erkenntnisstand sich intellektuell redlich öffentlich (und meist nur in Nuancen, wohlgemerkt!) korrigiert, halten die Verschwörungs-Deppen für einen Beweis ihrer Wissenschaftsverachtung.