Bis Mitte August 2021 könnten alle erwachsenen Deutschen gegen das Coronavirus geimpft sein

GesundheitKönnen wir bis Mitte August 2021 mit den Impfungen gegen das Coronavirus durch sein und alle Erwachsenen in Deutschland geimpft haben? Wenn man die Profis ran lässt und keine Impfstofflieferungen ausfallen, könnte das klappen, meint die Kassenärztlichen Bundes-Vereinigung (KBV), die dazu eine Modellierung vorgenommen hat. Heißt aber, die Politik muss auch springen und die Profis ran lassen.


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Deutschland schleppt sich bei den Impfungen gegen das Coronavirus behäbig dahin. Erst zu wenig Impfstoff, dann liegt Impfstoff in Depots, kann aber nicht verimpft werden, weil die Impfzentren keine Interessenten haben (die Terminvergabe hakt). Die Verimpfung von übrig gebliebenen Restdosen scheint auch zu stocken, seit sich die "Empörungsindustrie" aus Medien und Politik der Sache angenommen hat.

Gute Nachricht von der kassenärztlichen Vereinigung

Aber bis Mitte August 2021 könnten alle erwachsenen Deutschen gegen das Coronavirus geimpft sein. Sagt eine Modellierung der kassenärztlichen Vereinigung,  wenn die richtigen Maßnahmen ergriffen und die Impfstoffe in den zugesagten Mengen geliefert werden. Deren Annahmen sind sehr einfach und gut nachvollziehbar. Hier mal die Stichpunkte:

  • Schon im März 2021 könnte die Kapazität der Impfzentren in Deutschland nicht mehr ausreichen, um alle verfügbaren Dosen gegen das COVID-19-Virus zu verimpfen. Schon dann, spätestens aber im April, müsse mit flächendeckenden Impfungen in den Arztpraxen begonnen werden.
  • Dürfen die Ärzte nicht impfen, würde ab Mai eine Impflücke von wöchentlich mindestens drei Millionen unverimpften Dosen entstehen. Diese könnte bis Juli sogar auf etwa 7,5 Millionen pro Woche anwachsen.

Die KV gibt an, dass diese Impflücke insbesondere aus der zusätzlichen Verfügbarkeit des AstraZeneca-Impfstoffs resultiert. Bis zum 21. September 2021 kann nach Angaben der Bundesregierung von einer wöchentlichen Impfstoffverfügbarkeit von bis zu 9,7 Millionen Dosen ausgegangen werden. Es gibt zwar Streit zwischen Ländern und RKI bezüglich der wirklich vor Ort in den Depots verfügbaren Mengen (das RKI melde Dosen, die erst Tage später in den Depots eintreffen). Aber das könnte bald Schnee von gestern sein.

Impfzentren reichen nicht

Die kassenärztlichen Vereinigung (KV) gibt an, dass die Kapazität der bundesweit derzeit rund 400 Impfzentren wird aktuell auf 1,4 Millionen Impfungen pro Woche (200.000 täglich) geschätzt wird. Selbst wenn diese um 50 Prozent auf 2,1 Millionen Impfungen (300.000 täglich) gesteigert werden könnte, würde die Durchimpfung der Bevölkerung etwa 450 Tage in Anspruch nehmen und wäre somit nicht bis Ende September 2021 zu schaffen.

Die genaue Kapazität der Impfzentren sollte bis zum 17. Februar 2021 ermittelt werden (mir ist noch nicht bekannt, ob da neuere Zahlen vorliegen). Soll der verfügbare Impfstoff schnellstmöglich verimpft werden, könnten nach bisherigem Stand bereits ab Ende März mindestens 40.000 Praxen zusätzlich benötigt werden. Das zeigt eine aktuelle Modellierung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zur nationalen Impfkampagne gegen das Corona-Virus.

Bis zu 75.000 der bundesweit insgesamt 102.000 Arztpraxen könnten sich nach Einschätzung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) an der Impfkampagne beteiligen, wenn dafür die notwendigen Voraussetzungen geschaffen sind. „Ohne die zügige Einbindung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte wird die Impfkampagne schon bald in einem gigantischen Stau nicht verabreichter, aber dringend benötigter Impfdosen stecken bleiben. Es wäre fatal, wenn nach dem ohnehin schon schwierigen Start mit viel zu wenig Impfstoff, dann bei hoffentlich zeitnah größeren Impfstoffmengen diese dann nicht so schnell wie möglich verimpft werden könnten", so der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen.

„Rechnerisch ergibt sich auf Basis der erwarteten Impfstoffmengen die Möglichkeit einer vollständigen Durchimpfung der erwachsenen Bevölkerung bis Ende August, wenn die Vertragsärzteschaft rechtzeitig in die Kampagne einbezogen wird. Geht man für die Modellierung zunächst von rund 50.000 vertragsärztlichen Praxen aus, die im Schnitt mindestens 20 Impfungen pro Tag durchführen, resultiert ein Kapazitätspotenzial von mehr als einer Million Impfungen pro Tag bzw. fünf Millionen Impfungen pro Woche in den Praxen. Dass die Vertragsärzte schnell in großer Zahl impfen können, belegen die Versorgungsdaten aus dem vergangenen Jahr: In den ersten drei Quartalen sind 3,5 Millionen Pneumokokken- und Influenza-Impfungen mehr vorgenommen worden als im Vorjahreszeitraum. Davon waren allein im September 1,8 Millionen Influenza-Impfungen. Auch im Oktober und November haben Praxen ähnlich hohe Impfstoffmengen bei den Apotheken abgerufen, so dass die Gesamtzahl aller Influenza-Impfungen 2020 in der Größenordnung von rund 20 Millionen liegen dürfte. Hinzu kommen weitere 5 Millionen Pneumokokken-Impfungen", so der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.


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Die Praxen seien darauf eingestellt, schnell eine große Gruppe von Patientinnen und Patienten zu impfen, das von der Politik vorgegebene Zeitziel bleibe aber eine Herausforderung, so der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister. „Wird das Impfgeschehen sobald wie möglich in die Praxen verlagert, gibt es bundesweit mehrere zehntausend wohnortnahe und leicht zu erreichende Anlaufstellen für alle, die sich impfen lassen wollen. Angesichts der Zusatzbelastung muss die schnelle Durchführung der Impfkampagne gegen SARS-CoV-2 für die Praxen aber auch attraktiv sein. Zudem darf die Impfpriorisierung nicht in die Behandlungszimmer der Arztpraxen verlagert werden. Die Dokumentation muss vereinfacht und die Verteilungswege für Impfstoffe und Verbrauchsmaterial müssen so angepasst werden, dass übliche Bestellroutinen nutzbar gemacht werden", erklärte Hofmeister.

Ich hatte ähnliche Hinweise bereits auf Twitter von Ärzten gelesen, die schlicht auf die Impfmengen gegen Grippe etc. hinweisen. Die Modellierung von Impfszenarien lässt sich als PDF hier abrufen. Jetzt liegt der Ball wieder bei der Politik – bleibt zu hoffen, dass die deutschen Politik-Entscheider das nicht nach Brüssel delegieren oder die Task-Force "Spahn und Scheuer" mit der Umsetzung beauftragen. Wenn man diese Risikofaktoren eliminieren kann, könnte es bei zügiger Entscheidung klappen.


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2 Antworten zu Bis Mitte August 2021 könnten alle erwachsenen Deutschen gegen das Coronavirus geimpft sein

  1. Chris sagt:

    Traurig ist, das die Verantwortlichen anscheinend einfachste Mathematik nicht verstehen.

    Ca. 540.000 impfungen pro Tag, bei einer 7 Tage Woche, werden benötigen um in ca. 1 Jahr alle durch zu impfen. (Gerechnet auf 83 Million Menschen in Deutschland und der Tatsache das jeder 2x geimpft wird).

    Aktuell liegt der Schnitt grad mal bei 129.000 Impfungen pro Tag, wenn man den 01.01.2021 als Impfstart definieren würden. bei dem Tempo dauert es noch 4 Jahre bis ganz Deutschland durchgeimpft ist!

    Wenn man jetzt die unter 18 Jähringen (ganz grob) aus der Menge raus rechnet sind es ca. 14 Milllionen weniger, dann benötigen wir immer noch 378.080 Impfungen pro Tag, beim aktuellen Tempo wären wir dann in ca. 3 Jahren durch.

    Das sich bei solchen Zahlen einige Politiker noch auf die Schulter klopfen und von einen erfolgreichen Start reden kann ich nicht nachvollziehen, in der freien Marktwirtschaft würde man bei solchen Zahlen mit eine A****tritt aus der Tür befördert werden.

    Wird echt Spahnend was die nächsten Schritte sind….. ;-)

    • Dat Bundesferkel sagt:

      Rechnerisch gesehen würden ja schon etwa 70 % geimpfte Personen genügen, um eine sogenannte "Herdenimmunität" herzustellen.

      Aber das gegenwärtige Tempo läßt wirklich zu wünschen übrig. Wir haben in meiner Stadt mehrere Impfzentren. Hat man dort einen Termin bekommt man die Aussage: "Dauert etwa 30 Minuten". Tatsächlich ist aber noch kein einziger Termin unter 100 Minuten gewesen…

      Das dürfte die erfolgreichen Impfungen nochmals weiter nach unten korrigieren und die benötigte Zeit erhöhen.

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