Vor 110 Jahren sinkt die Titanic im Atlantik

Es war eine der größten Tragödien der zivilen Schifffahrt, die sich am 14./15. April 1912 auf dem Nordatlantik ereignete. Das eigentlich als "unsinkbar" geltende Passagierschiff Titanic der britischen Reederei White Star Line kollidierte auf seiner Jungfernfahrt nach New York vor Neufundland mit einem Eisberg und sank. Dabei kamen 1514 der über 2200 an Bord befindlichen Personen ums Leben.


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Der Untergang der Titanic gehört zu der wohl bekanntesten Tragödie der Schifffahrt, u.a. auch, weil die Umstände ihres Untergangs 1997 im Film thematisiert wurden.

Das Schiff

Die Titanic war ein 269,04 Meter langes, 28,19 Meter breites und 53,33 Meter hohes Passagierschiff mit 10,54 Meter Tiefgang. Weil es auch als Royal Mail Ship galt, es gab ein Büro der britischen Post an Bord, wird das Schiff auch als RMS Titantic bezeichnet. Die Titanic besaß drei Schiffsschrauben und konnte 23 bis 24 Knoten Höchstgeschwindigkeit (21 Knoten Reisegeschwindigkeit) erreichen. Durch die bei der Konstruktion eingeplante Sicherheitsausstattung galt die Titanic und ihr Schwesterschiff Britannic als Wunder der Technik. Aufgrund der automatisch schließenden Wasserschutztüren zwischen den 16 wasserdicht abschottbaren Abteilungen bezeichnete die Zeitschrift The Shipbuilder diese Schiffe im Juni 1911 als "praktisch unsinkbar" .

Die Titanic war von den britischen Behörden für 3.300 Passagiere zuzüglich der benötigten Mannschaft zugelassen worden. Allerdings wurde diese mögliche Passagierkapazität aufgrund der Ausstattung der Titanic nicht voll ausgenutzt. In der Ersten Klasse fanden 750 Personen, in der Zweiten Klasse 550 Personen und in der Dritten Klasse 1.100 Personen Platz. Die Titanic bot damit Raum für insgesamt 2.400 Passagiere, wie man auf Wikipedia nachlesen kann.

Mangel an Rettungsbooten

Auf der Titanic hätten rein rechnerisch bei 2400 Passagieren und 900 Besatzungsmitgliedern mindestens 47 große Rettungsboote mitgeführt werden müssen. Der Konstrukteur hatte 48 Rettungsboote vorgesehen – deren Zahl wurde aber bei mehreren Designwechseln auf 20 Rettungsboote verringert. Die 14 großen Rettungsboote sowie vier weitere Faltboote, die an Bord der Titanic letztendlich einsetzbar waren, boten Platz für 1178 Menschen.

Vorgeschrieben waren lauf einem Gesetz aus dem Jahre 1896 für Schiffe dieser Größe (es ging nach Tonnage) insgesamt 962 Plätze auf Rettungsbooten. Durch die wasserdichten Schotten hätte die Titanic laut Vorschriften sogar nur Rettungsboote für 756 Personen mitführen müssen. Die Vorstellung der damaligen Zeit: Die Rettungsboote dienten nicht zur gleichzeitigen Evakuierung aller Passagiere. Verunglückte ein Schiff, wurden die Passagiere in Gruppen auf andere Schiffe über – bei stark befahrenen Routen war das möglich. Und die Titanic galt ja eh als unsinkbar.

Die Katastrophe und Untergang

Die Jungfernfahrt der Titanic sollte das Prestige der White Star Line erhöhen und auch für die noch im Bau befindliche Britannic werben. Auf der ersten Fahrt war aber nur gut die Hälfte der Passagierunterkünfte besetzt. Trotzdem hatten 1.300 Personen eine Passage von Southampton, Großbritannien, nach New York auf der Titanic gebucht.

Die Titanic begann ihre Jungfernfahrt von Southampton nach New York am Mittwoch, dem 10. April 1912 unter ihrem Kapitän Edward Smith. Nach der Passage des Nordatlantiks war geplant, am Mittwoch, den 17. April, in New York anzukommen und die Rückreise am 20. April anzutreten.


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Kapitän Smith und seine Offiziere wussten schon vor der Abfahrt von Southampton, dass ein Treibeisfeld, welches in Richtung Süden triftete, in Umfang und südlicher Ausdehnung größer war als in den vergangenen Jahren. Außerdem gingen während der Fahrt mehrere Funksprüche von anderen Schiffen ein, die vor Treibeisfeldern und Eisbergen warnten. Dabei wurden allerdings nicht alle Eiswarnungen von den Funkern an die Brücke weitergeleitet; diese waren stark mit der Übermittlung privater Telegramme beschäftigt, wie auf Wikipedia zu lesen ist. Dadurch fehlten auf der Brücke genaue Informationen bezüglich der aktuellen Position der Treibeisfelder.

Mit der Unterlassung verstießen die Funker allerdings nicht gegen Vorschriften, denn die noch neue Funktechnik wurde bis dahin nicht als wesentlich für die Führung eines Schiffs betrachtet, heißt es. Es wird davon ausgegangen, dass die Brückenoffiziere drei bis vier verschiedene Warnungen erhalten hatten und Kapitän Smith drei davon kannte. Laut Zeugenaussagen war den Offizieren die Eisberggefahr zwar bewusst; doch jeder hatte unterschiedliche Informationen, und keiner kannte alle Eisbergwarnungen. Das Gesamtbild hätte gezeigt, dass die Titanic am Abend des 14. April in ein großes Treibeisfeld geraten würde.

Am Sonntag, dem 14. April gegen 23:40 Uhr Schiffszeit entdeckte der Ausguck Frederick Fleet direkt voraus einen Eisberg und läutete dreimal die Alarmglocke. Zusätzlich gab er die Warnung "Eisberg voraus" über das Telefon an die Brücke weiter. Die Titanic hatte da zwar bereits ein Steuermanöver eingeleitet und es wurde versucht, die Maschinen zu stoppen. Aber die Kollision des Schiffs mit dem Eisberg ließ sich nicht mehr verhindern. Der Erste Offizier zog noch den Hebel, um alle 15 Schotten zwischen den Abteilungen im Schiffsbauch zu schließen.

Die Lecks der Titanic erstreckten sich von der Vorpiek über die drei vorderen Frachträume bis zu den beiden vorderen Kesselräumen Nr. 6 und Nr. 5. Der Schaden nach dem Zusammenstoß erschien zunächst gering. Die Lecks betrafen alle sechs vorderen Abteile, was aufgrund des eindringenden Wassers zum Versinken des Vorschiffes führte. Kapitän Smith erkundete den Schaden ausführlich und beriet sich mit dem Schiffskonstrukteur Thomas Andrews, der einen raschen Untergang voraussah.

Der Kapitän erteilte den Funkern am 15.4. um 0:15 Uhr den Befehl für Notrufe, ordnete aber bereits um 0:05 Uhr die Evakuierung an. Erst gegen 0:45 Uhr ließ man das erste Rettungsboot ins Wasser hinab – den Passagieren war das Ganze als Bootsmanöver verkauft worden. Unterschiedliche Auslegungen der Offiziere der Rettungsboote, wer diese besteigen durfte, führten dazu, dass von den vorhandenen 1.178 Rettungsbootplätzen wurden nur 705 genutzt. Statt der teilweise möglichen Kapazität von 65 Passagieren wurden viele Boote nur zur Hälfte besetzt; eines der für 40 Passagiere ausgelegten Rettungsboote wurde bereits gefiert (zu Wasser gelassen, als sich darin nur 12 Personen befanden. Man befürchtete zunächst, dass die Boote für solch hohe Passagierzahlen zu zerbrechlich sein könnten.

Gegen 2:18 Uhr begann der Sinkvorgang, bei dem der Rumpf wegen der auftretenden Kräfte zerbrach und der Bug sofort unter ging. Gegen 2:20 Uhr versank das Heck des Schiffs auch noch im Atlantik. Nach dem Untergang mussten die geretteten Menschen in den Booten noch ungefähr zwei Stunden warten, bevor sie von der Carpathia aufgenommen werden konnten. Die Nacht war sehr kalt, die Wassertemperatur lag mit etwa 0 °C nur knapp über dem Gefrierpunkt von Meereswasser. Viele Menschen starben nicht während des Unterganges auf dem Schiff, sondern erst danach im Wasser an Unterkühlung. Auf Wikipedia lässt sich nachlesen, dass Menschen im Wasser nicht durch halb besetzte Rettungsboote aufgenommen wurden, da man eine Überladung befürchtete. Und dies, obwohl in den Titanic-Booten noch insgesamt mehrere Hundert Plätze frei waren.

New York erfuhr am Morgen des 15. April von der Katastrophe. Insgesamt kamen beim Untergang der Titanic 1514 Menschen ums Leben. Die letzte Überlebende des Unglücks war Millvina Dean, die am 31. Mai 2009 – auf den Tag genau 98 Jahre nach dem Stapellauf der Titanic – in einem Seniorenheim verstarb. Am 1. September 1985 wurde schließlich das Wrack der Titanic von einer Expedition entdeckt. Dort wurde auch klar, dass der Schiffsrumpf in mehrere Teile zerbrochen war. Eine fürwahr große Katastrophe, die vermeidbar gewesen wäre. Viele Details lassen sich hier nachlesen.

Dieser RND-Artikel erinnert ebenfalls an diese Tragödie. Ergänzung: Ich habe es in obigem Text nicht explitzit erwähnt, aber als Royal Mail Ship (RMS) hatte die Reederei auch die Möglichkeit, Post mit dem Schiff zu transportieren. Das war als lohnendes Zusatzgeschäft mit eingeplant. Mit der Titantic wurden daher jede Menge Postsendungen befördert. Spiegel Online hat in diesem Artikel diese Geschichte der Postsendungen, samt dem Schicksal der an Bord befindlichen Postbediensteten, nachgezeichnet.


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Eine Antwort zu Vor 110 Jahren sinkt die Titanic im Atlantik

  1. remo sagt:

    Auf Youtube findet man sog. Realtime Animationen zu diesem Untergang mit Text Einblendungen, Funksprüchen, Rufe aber keine Figuren (ist auch gut so).

    Suche nach: Titanic Realtime Animation

    Ein wirklich beklemmendes Unglück.

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