Es ist eine Meldung, die die Fachwelt aufhorchen ließ. US-Forscher berichteten Anfang der Woche, dass es im Labor in einem Versuch gelungen sei, eine Kernfusion zu zünden, die mehr Energie freisetzte als für die Zündung benötigt wurde. Das könnte ein großer Fortschritt in Richtung Kernfusionsreaktoren sein, die eine saubere Energieerzeugung ohne die Radioaktivität der Kernspaltungsreaktoren versprechen.
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Als Kernfusion werden Kernreaktionen bezeichnet, bei denen je zwei Atomkerne zu einem neuen Kern verschmelzen. Kernfusionsreaktionen sind die Ursache dafür, dass die Sonne und alle leuchtenden Sterne Energie abstrahlen. Die Wasserstoffbombe nutzt die Kernfusion aus, um das atomare Feuer zu entzünden und die Energie als Waffe zu verwenden. Aber es gibt einen friedlicheren Ansatz, die Kernfusion auf der Erde als Energielieferant zu nutzen. Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftlicher diese Reaktion im Labor auf der Erde nachzustellen. Bisher war es aber so, dass in den Laborversuchen eine Kernfusion für kurze Zeit gezündet werden konnte – entweder per Laser oder durch Mikrowellen bzw. Strom und Magnetfelder (z.B. im Tokamak-Fusionsreaktor). Es war aber immer mehr Energie zur Zündung der Fusion aufzuwenden, als durch die Fusion gewonnen werden konnte.
In der Meldung von dieser Woche wird berichtet, dass Wissenschaftlern am Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien erstmals eine Kernfusion gelungen sei, bei der mehr Energie heraus gekommen ist, als zur Zündung der Fusion aufgewendet werden musste. Das wäre ein wichtiger Schritt in Richtung eines Fusionsreaktors.
Aktuell ist es nur eine Vorabmeldung, die durch unabhängige Gutachter bestätigt werden muss. Die Kernfusion wurde durch Beschuss mit Laserstrahlen erreicht und konnte dann solange aufrecht erhalten werden, dass die Energiebilanz des Experiments mit einem Überschuss endete. Bis zu einem Fusionskraftwerk, welches Energie liefert, ist es trotzdem noch ein weiter Weg. Es müssen zahlreiche technische Probleme auf dem Weg dahin gelöst werden. Das Novum ist aber, dass man zumindest im Labor eine Fusion mit Energieüberschuss erreicht hat. Bei Interesse finden sich in diesem Artikel noch einige Information.
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oooohhhhh, Spiderman. ;-)
Bevor man nun in zu großen Jubel verfällt …
Ich erinnere mich mal an meinen (übrigens in Ba-Wü seinerzeit hervorragenden) Physikunterricht. Da gab man uns mit auf den Weg, was die einzelnen Energieformen nach ihrer Qualität und Umwandlung praktisch so wert sind: An der Spitze selbstverständlich elektrische Energie, … und ganz, ganz am Ende thermische Energie.
Es ist doch irgendwie jämmerlich, dass es wohl wieder (wie bei den herkömmlichen AKWs) nur darauf hinauslaufen wird, mit Kernphysik nichts besseres, als Kraftwerke quasi in Form "überdimensionierter Tauchsieder" zur Dampferzeugung (mit all den erbärmlichen Primärenergieverlusten) zu gestalten! – Schließlich haben wir diesen Sommer in Frankreich auch sehen können, dass selbst dies nicht mehr funzt, wenn die Flüsse zu wenig und zu warmes Wasser führen.
Der wirklich epochale Durchbruch wäre m.E., wenn man endlich diesen grobschlächtigen, primitiven thermischen Umweg bei der Stromerzeugung vermeiden könnte …