Neuer Bericht zu Erkenntnissen der 2022 vor der dänischen Insel Bornholm in der Ostsee gesprengten beiden russischen Gaspipelines Nordstream 1 und 2 Piplines in der Ostsee. Ermittlungen der Bundesanwaltschaft haben ergeben, dass der Anschlag über ein in Rostock gemietetes Boot erfolgte.
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Die Sprengungen der Pipelines
Die Erdgas-Pipelines Nordstream 1 und Nordstream 2, die auf dem Grund der Ostsee verlaufen, wurden ja im Verlauf des 26. September 2022 durch Sabotage gesprengt und liefern kein Gas mehr nach Deutschland. Dänische und Schwedische Behörden haben die Leckstellen mit Tauchrobotern untersucht, und hatten Sprengstoffreste sicher gestellt.
Viel Rätselraten
Ich hatte hier im Blog Berichte zu weiteren Tauchexpeditionen zu den Leckstellen veröffentlicht. Darüber hinaus gab es wenig an Informationen, Verantwortliche für die Sprengungen wurden bisher keine genannt. Bisher herrschte ein großes Rätselraten über die Hintergründe dieses Sabotageakts.
Auf YouTube gab es diverse Videos, die sich mit dem Thema beschäftigten – uniso hieß es, dass die Aktion von Staaten gesponsort worden sei. Speziell die von Prof. Riek fand ich spannend – und eine Äußerung ist mir noch im Ohr: "Es könnten Oppositionsgruppen aus Russland" (oder aus einem anderen Staat) gewesen sein. "Fachleute" hatten aber in einem seiner Videos ausgesagt, dass es eine größere Logistik sowie spezieller Sprengkörper (Minen) bedurft habe, um diese Schäden hervorzurufen.
Vor einigen Wochen gab es einen Blog-Beitrag des US-Journalisten Seymour Hersh. Dieser behauptet, der unter Berufung auf eine einzelne anonyme Quelle, dass US-Marinetaucher mit Unterstützung von Norwegen für die Explosion verantwortlich sein sollen. Hersh hatte in früheren Jahren einige Skandale aufgedeckt – seinen letzten Artikel wollte aber kein US-Medium drucken. Die Geschichte war offensichtlich zu windig – nur Russland griff das Ganze gerne für eigene Propaganda auf.
Durchbruch bei Ermittlungen?
Deutsche Ermittlungsbehörden haben im Ermittlungsverfahren des Generalbundesanwalts in Karlsruhe, wohl einen Durchbruch bei der Aufklärung der Anschläge auf die Nord-Stream-Pipeline erzielt. Nach ARD-Informationen gibt es zwar keine Beweise, wer die Zerstörung veranlasst hat – doch es gibt Spuren. Sie führen in die Ukraine.
Die Tagesschau berichtet hier von einer gemeinsamen Recherche des ARD-Hauptstadtstudios, des ARD-Politikmagazins "Kontraste", des SWR und der "ZEIT". Im Zuge der Ermittlungen konnte weitgehend rekonstruiert werden, wie und wann der Sprengstoffanschlag auf die Nord Stream-Pipelines vorbereitet wurde.
Über eine Firma aus Polen, die zwei Ukrainern gehört, wurde in Rostock ein Boot angemietet. Anschließend wurden Ausrüstungsgegenstände auf das Boot gebracht und die Geheimoperation soll von sechs Personen durchgeführt worden sein. Die Gruppe bestand aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin.
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Es heißt, dass die mutmaßlichen Täter professionell gefälschte Reisepässe verwendeten, die unter anderem für die Anmietung des Bootes eingesetzt worden sein sollen. Wieso dann aber gekannt ist, welche Aufgaben die Personen der Gruppe hatten, erschließt sich mir nicht. Die "Spuren, die in die Ukraine führen", beziehen sich wohl auf die anmietende Firma aus Polen.
In den Medien wird aus den Ermittlungsakten zitiert, dass die Ausrüstung für die Geheimoperation mit einem Lieferwagen in den Hafen transportiert worden sei. Am 6. September 2022 startete das Kommando von Rostock aus mit dem Boot in See. Laut Ermittlern wurde das Boot später am folgenden Tag erneut in Wieck (Darß) und später an der dänischen Insel Christiansø nordöstlich von Bornholm lokalisiert.
Die Jacht wurde dem Eigentümer im Anschluss an die Operation in ungereinigtem Zustand zurückgegeben. Auf dem Tisch in der Kabine haben die Ermittler den Recherchen der Magazine zufolge Spuren von Sprengstoff nachweisen können.
Im Artikel heißt es, dass ein westlicher Geheimdienst kurz nach dem Anschlag bereits einen Hinweis an europäische Partnerdienste übermittelt haben. Es sei ein ukrainisches Kommando für die Zerstörung verantwortlich gemacht worden. Später soll es weitere geheimdienstliche Hinweise gegeben haben, die darauf hindeuten, dass eine pro-ukrainische Gruppe verantwortlich sein könnte.
Bisher ist den Ermittlern aber nicht gelungen, die Personen zu identifizieren oder die Auftraggeber zu benennen. Es könnte also auch eine sogenannte False-Flag-Operation gewesen sein, wo die Spuren in Richtung Ukraine deuten. Eine Verwicklung der Regierung oder des Geheimdienstes der Ukraine wurde nicht nachgewiesen. Der Generalbundesanwalt lehnte eine Stellungnahme ab, die Regierung der Ukraine dementiert eine Beteiligung. Weitere Details lassen sich auf tagesschau.de hier sowie z.B. beim RND nachlesen. Mal schauen, was noch öffentlich wird.
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