Taurin in Energydrinks – ein Jungbrunnen?

Eine Studie, die im Fachmagazin Science erschienen ist, zeigt, dass die Aminosäure Taurin in den Alterungsprozess eingreift. Taurin verfüttert, verlängert das Leben von Mäusen und verbessert die Gesundheit von Affen, so die Studie. Taurin findet sich in Energydrinks – da stellt sich die Frage, ob nicht ein täglicher Dope Energydrink die Leute uralt werden lässt? Das Thema geht bereits einige Tage durch die Medien (Berichte des BR , im SRF oder in scienexx). Zeit einen kurzen Blick auf darauf zu werfen.

Taurin ist eine Aminosulfonsäure entsteht im Stoffwechsel vieler Tiere und des Menschen als Abbauprodukt der Aminosäure Cystein. Taurin ist ein starkes Antioxidans und kann vor oxidativen Schäden und Entzündungsprozessen schützen. Milchpulver zur Säuglingsernährung wird in den USA seit den 1980ern aus Vorsorgegründen mit Taurin angereichert. In der EU ist Taurin kein verpflichtender Bestandteil von Säuglingsnahrung.

Auf netdoktor.de findet sich dieser Artikel zur Wirkung von Taurin, da dieser Stoff auch Nahrungsergänzungsmitteln beigemischt wird. Auch dieser Artikel einer Aoptheke befasst sich mit dem Thema. Gesunde Menschen, die sich ausgewogen ernähren, können im Körper genügend Taurin bilden.

Da vermutet wurde, dass Taurin bei der Muskel-Kontraktion helfen könnte, enthalten einige Energy-Drinks Taurin. Die Wikipedia schreibt: "Auch wenn Energy-Drinks die Taurin-Zufuhr um das Vielfache der üblichen Tagesaufnahme erhöhen, gibt es wenig Grund zur Annahme, dass davon stark positive oder negative Effekte ausgehen."

Taurin als Jungbrunnen?

Seit die Studie, die im Fachmagazin Science erschienen ist, überschlagen sich die Medien mit dem Thema. In der Studie zeigten die Wissenschaftler, dass die Aminosäure Taurin in den Alterungsprozess eingreift. Abhängig von der Taurinkonzentration im Blut konnte das Leben von Mäusen, Fadenwürmern und Affen verlängert werden.

In der Mitteilung der TU-München heißt es dazu, dass Taurinmangel eine der treibenden Kräfte hinter dem Altern von Menschen und Tieren sei. Forscher konnten zeigen, dass die Taurinkonzentration im Blut von Mäusen, Affen und Menschen im Alter abnimmt. In Blutproben von Menschen über 60 war sie um mehr als 80 Prozent geringer als in Proben von Kindern und Jugendlichen.

Daraus ergab sich für das Team um Prof. Vijay Yadav, Assistant Professor für Genetik und Entwicklung am Vagelos College of Physicians and Surgeons der New Yorker Columbia University, die zentrale Frage: Lässt sich der Alterungsprozess verlangsamen, wenn der Taurinspiegel auf ein „junges" Niveau gebracht wird?

In der oben erwähnten Studie konnte gezeigt werden, dass eine Behandlung mit Taurin die Lebensdauer von Mäusen um 10 Prozent verlängerte. Affen blieben mit Taurin immerhin länger gesund. Ob beides auch für Menschen gilt, ist nicht bekannt. Die Studie zeigt jedoch einen Zusammenhang zwischen Alterserkrankungen und niedrigem Taurinspiegel.

Henning Wackerhage, Professor für Sportbiologie an der TUM, und sein Team haben für die Studie die Daten zu menschlichen Probanden beigesteuert. "Die Ergebnisse aus den Tierversuchen sind eindrucksvoll", sagt Prof. Wackerhage. "Wir wissen aber nicht, ob sie auf den Menschen übertragbar sind. Jetzt brauchen wir klinische Studien, um herauszufinden, ob eine zusätzliche Einnahme von Taurin sich positiv auf das Altern und die Gesundheitsspanne auswirkt und ob es bislang noch nicht erkannte Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder ähnliches gibt."

Bislang gilt Taurin als gesundheitlich unbedenklich. Die Aminosäure wird über Nahrung, insbesondere über Fleisch, aufgenommen. Der Körper produziert aber auch selbst Taurin. Ein Fachgremium der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2012 die Einnahme von täglich 6 Gramm Taurin aus Lebensmitteln und anderen Quellen als sicher beschrieben.

Und nun die alles entscheidende Frage: Hilft es, sich jetzt mit Energydrinks auf "Taurin zu dopen" oder vielleicht Nahrungsergänzungsmittel mit Taurin zu kaufen und zu konsumieren, um länger gesund zu bleiben oder 120 Jahre alt zu werden?

Bezüglich der Energydrinks würde ich auf jeden Fall abraten – denn die Inhaltstoffe stehen für alles andere als für ein "gesundes Leben". Und Nahrungsergänzungsmittel sind nur für eines gut: Die Umsatzbilanz der betreffenden Hersteller.

Der Ratschlag von meiner Seite: Sich ausgewogen ernähren, dann bildet der Körper Taurin (nur bei Veganern gibt es ein Problem, dass kein Taurin über die Nahrung gebildet werden kann). Und dann gibt es noch die andere Seite: Forscher konnten zeigen, dass mit sportlicher Tätigkeit vom Körper vermehrt Taurin gebildet wird.

Die Studie zeigte zwar, dass Alterserscheinungen beim Menschen ebenfalls mit einem Taurinmangel zusammenhängen. So ging ein niedriger Taurinspiegel mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Erkrankungen einher, die im Alter häufiger werden. Genannt wurden Diabetes, hoher Blutdruck und gesteigerte Entzündungswerte. Allerdings ist auch bekannt, dass Sport genau gegen diese Alterserkrankungen wirkt. "Diese Erkenntnis, dass bei Sport Taurin gebildet wird, deckt sich mit der Beobachtung, dass sich Sport positiv auf die Gesundheit im Alter auswirkt", sagt Wackerhage.

Also: Lieber eine Runde Rad fahren, statt auf der Couch Energydrinks für ein langes Leben zu schlürfen. Oder einen Spaziergang machen und mal öfter wieder wandern – bekommt auch der körperlichen Fitness.