Französische Archäologen haben im Nordirak eine 2.700 Jahre alte Steinfigur eines geflügelten Stiers ausgegraben. Anwohner hatten sie vor Islamisten versteckt. Es ist ein spektakulärer Fund, von dem vor Ort lediglich der Kopf fehlt. Aber den hat man auch noch gefunden.
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Es ist ein Sensationsfund, die französische Archäologen um das Team von Pascal Butterlin von der Pariser Sorbonne-Universität bei einer Ausgrabung im Nordirak gemacht haben. Denn es wurde eine 2 700 Jahre alte Alabaster-Skulptur der geflügelten assyrischen Gottheit Lamassu ausgegraben, die trotz ihrer großen Ausmaße (3,8 mal 3,9 Meter, 18 Tonnen schwer) weitgehend intakt ist.
Obiger Screensot aus einem Euronews-Video zeigt die Figur, der der Kopf fehlt, in allen Einzelheiten (auf das Bild klicken, um das Video abzuspielen).
"Ich habe noch nie in meinem Leben etwas so Großes ausgegraben", sagte Butterlin gegenüber France24 über die 18 Tonnen schwere Skulptur. "Normalerweise findet man so große Stücke nur in Ägypten oder Kambodscha. Die Liebe zum Detail ist unglaublich", sagte der Professor für Archäologie des Nahen Ostens an der Universität Paris I Pantheon-Sorbonne.
Die Skulptur wurde am Eingang der antiken Stadt Khorsabad, etwa 15 Kilometer nördlich der modernen Stadt Mosul, aufgestellt und zeigt den Lamassu, eine assyrische Gottheit mit einem menschlichen Kopf, dem Körper eines Stiers und den Flügeln eines Vogels. Das Standbild wurde während der Herrschaft von König Sargon II. in Auftrag gegeben, der von 722 bis 705 v. Chr. regierte.
Im Grunde handelt es sich um eine Wiederentdeckung, da das Standbild erstmals im 19. Jahrhundert von dem französischen Archäologen Victor Place erwähnt wurde. Dann verschwand das Relief bis in die 1990er Jahre aus den öffentlichen Aufzeichnungen.
Allerdings fehlt der Kopf der Statue. In den 90er Jahren entfernten Plünderer den Kopf und zerhackten ihn in Stücke, um ihn ins Ausland zu schmuggeln. Die Fragmente konnten aber vom Zoll sichergestellt werden und befinden sich im Nationalmuseum von Bagdad.
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Auch die Statue selbst war 2014 in Gefahr, als der islamische Staat (IS) zahlreiche Statuen aus antiker Zeit in der Zeit der Terrorherrschaft im Nordirak zerstörte. Bewohner des Dorfes Chorsabad hatten die Statue 2014 aber vor dem anrückenden IS versteckt, bevor sie flüchteten. Ein deutschsprachiger Beitrag zur Wiederentdeckung des Sensationsfunds findet sich auf Zeit Online.
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