Verkohlte Schriftrollen aus Herculaneum wieder lesbar gemacht


Es ist ein riesiger Erfolg. Vor zehn Monaten wurde die Vesuvius-Challenge ins Leben gerufen. Ziel war es, die verkohlten Papyri aus einer Bibliothek mit Schriftrollen von Herculaneum wieder lesbar zu machen. Diese waren beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. in Flammen aufgegangen bzw. in der Hitze verkohlt.


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Man muss es sich so vorstellen: Da gibt es verkohlte Papyri-Reste, die, wenn man versucht, die Rolle aufzuwickeln, zu Asche zerfallen. Aber mit bestimmten Verfahren wie Röntgen, kann man die Papyri Schicht für Schicht im bestehenden Zustand abbilden und im Computer wieder entstehen lassen. Dafür kommt auch sogenannte künstliche Intelligenz zum Berechnen der Inhalte der Papyri zum Einsatz.

Nun verkündete Nat Friedman in nachfolgendem Tweet: "Heute sind wir überglücklich zu verkünden, dass unser verrücktes Projekt erfolgreich war. Nach 2000 Jahren können wir die Schriftrollen endlich lesen."

Schriftrollen aus Herculanum / Pompeji Schriftrollen aus Herculanum / Pompeji

Obiges Bild gewann den Hauptpreis der Vesuvius Challenge in Höhe von 700.000 Dollar. Es zeigt fünfzehn Spalten vom Ende der ersten Schriftrolle, die die Wissenschaftler lesen konnten. Der Text aus der antiken Welt 79 nach Christus war bisher unbekannt.

Der Autor – wahrscheinlich der epikureische Philosoph Philodemus – schreibt hier über Musik, Essen und die Freuden des Lebens. Im letzten Abschnitt wirft er einen Schatten auf ungenannte ideologische Gegner – vielleicht die Stoiker? – die "nichts über das Vergnügen zu sagen haben, weder im Allgemeinen noch im Besonderen".

In 2024 geht die Vesuvius Challenge weiter. Der Text, den die Forscher bisher enthüllt haben, stellt nur 5 % einer Schriftrolle dar. Im Jahr 2024 will man vom Lesen einiger Textpassagen zu ganzen Schriftrollen übergehen. Daher loben die Organisatoren einen neuen Hauptpreis in Höhe von 100.000 Dollar für das erste Team aus, dem es gelingt, mindestens 90 % aller vier Schriftrollen zu lesen, die die Wissenschaftler im Projekt gescannt haben.

Die in Neapel aufbewahrten Schriftrollen, die noch gelesen werden müssen, umfassen mehr als 16 Megabyte an antikem Text. Allerdings wurde die Villa, in der die Schriftrollen gefunden wurden, nur teilweise ausgegraben. Wissenschaftler vermuten, dass es unter der Erde noch Tausende weiterer Schriftrollen geben könnte. Forscher hoffen, dass der Erfolg der Vesuvius Challenge die Ausgrabung der Villa anregt, so dass die Hauptbibliothek entdeckt wird und dass das, was dort finden ist, die Geschichte umschreibt und alle Forscher auf diesem Gebiet inspiriert.


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Details zum Projekt Vesuvius Challenge finden sich hier. The Guardian hat hier einen Artikel (in Englisch) über das Vorhaben veröffentlicht.


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