INTEL wird 50

Glückwunsch an die Firma INTEL, die gerade ihren 50. Geburtstag begehen kann. Heute kann sich niemand die IT-Welt ohne Prozessoren und Chips von Intel vorstellen. Aber zu Beginn, 1968, war das noch anders.


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Der Halbleiterhersteller in Santa Clara wurde am 18. Juli 1968 von den Mitarbeitern Gordon E. Moore und Robert Noyce des damaligen Chip-Herstellers Fairchild Semiconductor als Moore-Noyce Electronics in Mountain View, Kalifornien gegründet. Später kam Andy Grove hinzu und man entwickelte Arbeitsspeicher (RAM-Chips) für Computer.

Die erste CPU (aus INTELs Sichtweise) war der am 15. November 1971 vorgestellte 4-Bit-Prozessor Intel 4004, der eigentlich als Gehirn für einen japanischen Tischrechner von Nippon Calculating Machine Corporation entworfen wurde. Im Jahr 1974 kam dann der legendäre Intel 8080 hinzu.

Meine eigene Berührung mit dem Intel-Kosmos

Ich selbst kam 1981 mit dem Intel 8080 sowie dem von uns eingesetzten Intel 8085-Prozessor in Berührung. Der war in Steuerungsrechnern enthalten, mit denen wir Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik als inhouse-Ingenieurbereich für die chemische Industrie bereitstellten. Das hieß mit Intel MDS Entwicklungssystemen auf ISIS II-Basis (ein CPM-Derivat) Programme schreiben. Getestet wurde mit einem InCiruitEmulator (ICE), der an den MSD-Systemen hing, und über einen Debugger angesteuert wurde.


(8080-Prozessor, Quelle: Konstantin Lanzet – CPU collectionCamera: Canon EOS 400D, CC BY-SA 3.0)


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Das war die Zeit, wo ich im 8080-Assembler Software zur Kommunikationen mit Peripheriebausteinen schrieb, mit PL/M und FORTRAN so etwas wie ein Echtzeit-Betriebssystem mit Visualisierungskomponente und viel Steuerungs-, Überwachungs- und Regeltechnik-Software erstellte. War eine heiße Zeit als junger Ingenieur, und ich konnte Nachts um 1:00, aufgeweckt aus dem Tiefschlaf, die meisten Maschinencodes der 8080 und 8085-Prozessoren, sowie die Erweiterungen des damals ebenfalls populär werdenden Zilog Z80 herunterbeten.

Der 8085-Prozessor hatte ein wesentlich einfacheres Chip-Design als der 8080 und kam mit einer 5 Volt Versorgungsspannung aus. Damals hatte die 'Rechner' so 4 KByte EPROM, 1 KB RAM und ein Hex-Display mit Hex-Tastatur, über die man Anzeigen und Eingaben abwickeln konnten. Als ich irgendwann Systeme mit 16 KByte EPROM und 4 – 8 KByte RAM zur Verfügung hatte, wähnten wir uns im Schlaraffenland. Compiler, Linker und Debugger gehörten zum täglichen Brot. War spannend, und ich erinnere mich, ein Projekt zur Steuerung einer Chlor-Elektrolyse verantwortlich für Hard- und Software realisiert zu haben. Da funktionierte nur Spezial-Elektronik – und meine Vorgänger hatten eine Pilotanlage, seinerzeit mit Intel 8080-Boards und einem komplexen Software-Konzept ziemlich in den Sand gesetzt. Die Anlage stand beim Wartungspersonal arg im Verruf, mussten die Leute doch regelmäßig Nachts wegen Rechnerausfällen zur Störungsbeseitigung in die Anlage. Ich habe dann sowohl das Hard- als auch das Software-Konzept komplett neu und für den rauen Einsatzszweck konzipiert. Bereits während der Inbetriebnahme gab es den Effekt, dass die Bedienmannschaft die Rufbereitschaft bei Störungen nicht rief, sondern ggf. einen der zig 'Zellenrechner' schlicht auf Handbetrieb nahm. Ich habe meist am Morgen die Information über Störungen bekommen. Die Zuverlässigkeit war nicht nur meinem geänderten Konzept (robuste Boards mit indirekter Steckverbindung zum Systembus, neu entwickelter Software) zu verdanken. Auch Intel hatte mit dem 8085 und einigen re-designten Peripheriebausteinen Kinderkrankheiten der 8080-Boards ausgemerzt. Kürzlich habe ich durch Zufall beim Sport von einem in der Anlage beschäftigten Mitarbeiter erfahren, dass das System nach 25 Jahren außer Betrieb genommen worden war – die Chlor-Elektrolyse auf Basis von Quecksilberzellen wurde aus Umweltschutzgründen still gelegt. Scheinbar haben wir damals nicht wirklich so richtig viel falsch gemacht – das Zeugs lief 25 Jahre (kenne ich noch von einigen meiner anderen SW-Entwicklungsprojekte, die es auf aktualisierter Hardware ebenfalls über ein viertel Jahrhundert geschafft haben). Wenn ich da an Windows as a service und die Update-Orgien denke, wird mir da ganz anders. Ist aber ein anderes Thema. 

Irgendwann kam dann der 8088-Prozessor heraus und später der 8086. Ersteren habe ich im IBM PC/XT mit MS-DOS 1.x (und beiliegender, fotokopierter – weil die gedruckte Dokumentation nicht termingerecht fertig war – englischsprachiger Dokumentation von einer wenige hundert Mann umfassenden Klitsche namens Microsoft) kennengelernt. War der erste IBM PC/XT in Europa, der über meinen Schreibtisch zu einem Kunden ging. Lange ist es her, aber von den damals erarbeiteten Grundlagen (war auch die Zeit, wo ich als Fingerübungen Debug-Monitore oder Disassembler für 808x/Z80-Maschinencode schrieb) zehre ich heute noch.

Viele neue CPUs, viel neuer Ärger

Intel-Prozessoren haben mich faktisch ein ganzes Berufsleben begleitet, wenn Anfangs auch Digital Equipment PDP- und VAX-Systeme, und inzwischen ARM-Geräte mit dazu gehören. Bei diesen CPUs bin ich aber nie auf Binärcode-Ebene unterwegs gewesen. Aktuell macht Intel ja eher durch seine Prozessor-Schwachstellen a la Meltdown und Spectre von sich reden. Trotzdem Glückwunsch an Intel!

Ein Abriss der Firmengeschichte ist bei Wikipedia zu finden. Die Tagesschau hat hier einen Beitrag zur Firma veröffentlicht, und Urgestein und wohl inzwischen 'Pensionär' Andreas Stiller hat bei heise.de seinen persönlichen Rückblick auf diese 50 Jahre zusammen geschrieben. Habt ihr ebenfalls persönliche Anekdoten und Erfahrungen mit 'diesem Intel'? Der Kommentarbereich hat noch Platz. 


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13 Antworten zu INTEL wird 50

  1. Ingenieurs sagt:

    Mit dem Konkurrenten AMD fährt man besser :)

  2. Martin Feuerstein sagt:

    Schöne Anekdote. Wie sich Computerbedienung zu deiner Zeit anfühlte, lässt sich heute nur noch erahnen, wenn man nicht selbst dabei war (wäre spannend, da mal einen Film draus zu machen ;-)) Musste bei Christian Spanniks Kinder-Computer-Erklärfilm "So funktionieren Computer" (früher 3sat) kürzlich wieder schmunzeln.

    Nur ganz kurz: Hast du Kontakte zu Menschen, die auf alten Mainboards Fehler beheben können? Würde meinen Toshiba T1910 gerne wiederbeleben – da blinkt wegen (vermutlich) Mainboardschaden nur noch eine LED, wenn ich die kleine Kiste einschalten möchte. Ich tippe auf ne kalte Lötstelle, defekten Kondensator oder irgendwas in der Richtung.

    • Günter Born sagt:

      Leider habe ich da keine Kontakte – die Klientel, die so was konnte, stirbt langsam aus.

    • Ralph sagt:

      Wenn Du die Schaltbilder und die Bestückungspläne hast, sollte jeder eingefleischte Elektroniker mit dem passenden Werkzeug in der Lage sein, den Fehler zu finden. Das kann dann aber teuer werden.

      • Rene sagt:

        Sagen wa mal so.
        Ich hatte beim 286er mal einen Haarriss nach gelötet. Hat sogar funktioniert.
        Auf heutigen Bords wird das wohl ehr in die Hose gehen, weil man nur noch das aller nötigste an Material nimmt.
        Den Haarriss/kalte Lötstelle findet man relativ einfach. Sagen wir mal ca. 2~3h
        Nur ob man es "repariert" bekommt, ist eine andere Frage.

        • Martin Feuerstein sagt:

          Wir reden da von einem 486 SX 33 anno 1992, ein "heutiges Board" ist das also nicht. Zerlegen kann ich die Kiste, entsprechend sieht das per Plastik zusammengeclipste Gehäuse auch aus (war schon mal auseinander).

          Schaltbilder habe ich nicht, mal schauen ob Toshiba Japan die rausrückt (ich befürchte nicht). Bastelfüchse sind gefragt (ich will nicht sagen "Geld spielt keine Rolle", aber wenn das kleine Ding wieder läuft, freu ich mich wie Bolle).

          (nicht, dass das noch einen praktischen Nutzen hätte… wer braucht einen 486 SX 33 mit 8 MB RAM, 128 KB VRAM und einer auf 2 GB gepimpten Festplatte?)

          • Martin Feuerstein sagt:

            So, Toshiba Satellite 220 CS gerade für schmales Geld ersteigert. Sch*** auf CD-Laufwerk, echte Kerle installieren von 3,5"-Diskette oder gleich von HDD. Die Tage gehen noch paar Toshiba-Retro-Laptops übern ebay-Tisch, auch mit CD-Laufwerk, mal schauen.

    • Rolf Dieter sagt:

      Toshiba T1910, neumodischer Kram. :-)
      Hier steht noch der gute alte T3200. Voll funktionsfähig. Nur die CMOS Batterie ist defekt. Das waren noch Laptops. Alles ohne Akku. 8,5 kg!
      Hatte ich vor zwei Jahrzehnten unserem alten Steuerberater abgeschwatzt.
      Er sagte, er hatte dafür mal 25.000,- Mark bezahlt.
      Ach, das waren noch Zeiten…

  3. Cmd.Data sagt:

    Mein mehr als zwanzig Jahre alten Disketten habe ich gar nicht mehr.

    Haben die Leute, die so etwas machen, riesige Lagerhallen?

    Ich habe für Altgeräte einfach nicht genug Platz.

    Zum löten: Der heute bleifreie Lötzinn auf Mainboards ist ein Problem, da die meisten Hobbylöter damit nicht so gut umgehen können wegen des höheren Schmelzpunktes.

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