Experten: eScooter sind gefährlicher als Fahrräder

eScooterE-Roller sind aktuell in aller Munde und erobern die deutschen Städte. Allerdings häufen sich die Unfälle durch Leichtsinn, Missachtung der Regeln und Alkohol. Experten halten die E-Tretroller für gefährlicher als Fahrräder.


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Ich berichte hier im Blog ja regelmäßig über Unfälle mit E-Tretrollern – meist durch Alkohol oder Sorglosigkeit verursacht. Speziell Trunkenheitsfahrten scheinen an der Tagesordnung und auch Unfälle als Folge (siehe Links am Artikelende).

Alkohol-Grenzwerte gelten auch bei E-Rollern

Offenbar blenden viele Fahrer aus, dass auch für eScooter strikte Grenzwerte für Alkohol gelten. Ich hatte im Blog-Beitrag Betrunken eScooter fahren: Führerschein weg! auf die Rechtslage hingewiesen. Bereits ab 0,3 Promille kann eine Straftat vorliegen, sofern eine alkoholbedingte Fahruntüchtigkeit gegeben ist. Hier eine moderne Kurzschulung per Twitter, mit freundlicher Unterstützung der Polizei:

Ein negativer Trend für die E-Roller-Vermieter

Die Unfälle sowie das Verhalten der Fahrzeugnutzer entwickeln sich für die Branche der E-Tretroller-Verleihfirmen zum Problem. Chaotische Fahrweise, auch auf Bürgersteigen, abgestellte E-Roller als Hindernisse für Fußgänger, beschädigte Fahrzeuge und Unfälle drohen, die Stimmung kippen zu lassen. Paris (Paris führt seit Juni 2019 drastische Regeln für E-Roller ein) und Mailand (Mailand verbietet nach Unfall eScooter) gehen mit drastischen Maßnahmen gegen die eScooter-Flut vor.

Valide Zahlen zu Unfällen in Deutschland gibt es noch nicht, die Zeit nach der Freigabe ist in Deutschland noch zu kurz. Verkehrsverbände und Polizei ziehen aber eine ernüchternde Bilanz – die Fachleuchte halten die Fahrzeuge für gefährlicher als Fahrräder. Und Versicherer fordern inzwischen aber eine eigene Kategorie für eScooter-Unfälle (siehe Allianz fordert neue Kategorie für eScooter-Unfälle). Auch der Touch der ‘Umfweltfreundlichkeit’ wurde als Mythos enttarnt.

eScooter-Verleiher bieten Training

Vor einigen Tagen bin ich auf  diesen Artikel in der Welt gestoßen, der sich mit den Risiken der E-Tretroller befasst. Der Verleiher Circ versucht es mit Sicherheitstraining, welches er seinen Kunden anbietet. Der Anbieter verfolgt das Ziel, das Geschäft mit den E-Tretrollern in Deutschland nachhaltig auszubauen und geht auf Behörden und Polizei zu.

Offenbar ist diese Schulung auch bitter notwendig, wenn man sich die Aussagen aus dem Artikel so durchliest. Denn Max Hüsch, Leiter von Circ Deutschland, wird dort folgendermaßen zitiert:

Wir kommunizieren, dass Sicherheit das A und O ist, sind auch mit Polizei und Ordnungsämtern in Kontakt. Wichtig ist uns, dass wir aufklären, sagen, was man darf und was nicht.

John Hein, Marketing-Chef des E-Tretroller-Anbieters Circ, wird bei einem Kurz mit 15 Teilnehmern folgendermaßen zitiert:

Fahrt nicht betrunken auf den E-Tretrollern. Ihr könnt sonst euren Führerschein verlieren.

Angesichts solcher Aussagen muss ich den durchschnittlichen E-Roller-Fahrer unter der Kategorie ‘nur blond und sonst nicht besonders helle’ einsortieren. Leihe ich mir ein Motorrad oder einen PKW aus, muss ich einen Führerschein und Kenntnis der Verkehrsregeln besitzen.

Bei eScootern setzt aber wohl der Verstand aus, da wird gefahren, wie es beliebt, auch im besoffenen Zustand oder zu Zweit auf dem Gerät. Dass man sich über Regeln informiert, scheint wohl Fehlanzeige zu sein. Hier die Liste der Verstöße, die der Polizei in München so aufgefallen sind.

Experte hält die eScooter für gefährlicher als Fahrräder

Im Welt-Artikel wird Siegfried Brockmann von der Verkehrsunfallforschung in Berlin so zitiert, dass dieser es ‘für denkbar hält, dass eScooter gefährlicher als Fahrräder sind’. Er kenn es noch nicht belegen, weil die Daten noch fehlen, daher keine wissenschaftlich untermauerbare Aussage. Er geht aber momentan vom Bauchgefühl (was trügen kann) aus, was ihm sagt, dass ‘es bei E-Tretrollern jedenfalls deutlich mehr Unfälle als bei Radfahrern gibt’. Das habe auch damit zu tun, dass viele der Fahrer keine Eigennutzer, sondern Touristen sind, die oft zum ersten Mal auf dem Roller stehen.

Die Fahrphysik gibt dem Unfallforscher recht. Der Schwerpunkt liegt bei E-Tretrollern deutlich ungünstiger als bei Fahrrädern, und die kleinen Räder verzeihen keine Lenk- und Fahrfehler. Die Polizei Berlin wird im Welt-Artikel folgendermaßen zitiert.

Die zurückliegenden Wochen haben gezeigt, dass sich die Stadt und die Menschen noch an diese neuen Fahrzeuge gewöhnen müssen. Das gilt sowohl für die Nutzer als auch für alle anderen, die in Berlin am Verkehr teilnehmen. Seit dem 15. Juni 2019 wurden 38 Verkehrsunfälle mit sieben Schwer- und 27 Leichtverletzten polizeilich registriert. In 34 von 38 Fällen haben die E-Scooter-Fahrenden offenbar die Unfälle verursacht.

Laut Polizei sind die Hauptgründe für die Unfälle Unachtsamkeit, unzulässige Gehwegbenutzung oder Trunkenheit im Straßenverkehr. Die Polizei München hat ähnliche Zahlen und Erfahrungen. Benno Bock vom Beratungsunternehmen Civic kann sogar mit ersten Daten aufwarten. Er konnte die Fahrdaten aus dem Apps der eScooter-Verleiher in Berlin auslesen. Zwischen 20. Juni und 15. Juli 2019 wurden 970.000 Kilometer zurückgelegt. Im Welt-Artikel wird die Bilanz aufgemacht, dass man auf 100.000 km Fahrstrecke mit zwei Verletzten rechnen muss. Fairerweise muss auch gesagt werden, dass die Datenbasis einfach noch zu dünn ist.

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