Wer an Prostatakrebs erkrankt, steht vor der Frage nach einer Therapie. Die Behandlungsmöglichkeiten für diese Krebsart haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Neuartige Therapien ermöglichen längeres Überleben und verbesserte Lebensqualität.
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Als Mann erkrankt man mit steigendem Alter häufiger an Vergrößerungen und/oder Wucherungen an der Prostata. Manches ist gutartig, manches bösartig. In den Jahren 2006 bis 2011 liegt die Zahl der Prostatafälle (Quelle) in Deutschland bei Männern im Alter bis 85 Jahre zwischen 62.715 und 65.657 (2007). Seit diesem genannten Zeitraum hat sich die Zahl der Neufälle auf diesem Niveau eingependelt und ist zuletzt sogar gesunken (siehe Grafik). Beim Robert-Koch-Institut kann man den Bericht zum Krebsgeschehen für Deutschland abrufen – für 2016 ist die Zahl der Neufälle auf 59.620 gesunken (siehe Seite 23 in diesem PDF-Dokument (gelöscht)). Es ist auch eine Datenbankabfrage über diese Seite möglich (von dort stammt die nachfolgende Grafik).
(© Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut)
Zu hoher Bierkonsum erhöht das Risiko
In einer an 2129 Prostatakrebs-Patienten durchgeführte Studie konnte nachgewiesen werden, dass schon 50 g Alkohol am Tag das Prostatakrebsrisiko massiv erhöhen. Die Details lassen sich beispielsweise hier nachlesen. Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil können dagegen hilfreich im Hinblick auf die Verhinderung einer solchen Krebserkrankung sein, wie man hier nachlesen kann (wenn es auch keine Präventivmaßnahmen gibt).
Geringe Sterberaten, zu viel Radikaloperationen
Interessant sind die Todesfallraten, die in diesem Dokument für Baden-Württemberg bis 2008 zu finden sind, unter 1.500 pro Jahr liegen. Die Radikaloperation, also die Entfernung der Prostata, scheint nicht immer die Qual der Wahl zu sein. Eine Studie aus 2016 belegt eine Fehlentwicklung in dieser Hinsicht im deutschen Gesundheitswesen. Auch dieser ältere Artikel aus der FAZ geht in die gleiche Richtung.
Neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnen Chancen
Die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Prostatakrebs haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Eine Behandlungsmethode bei Prostatakrebs im Frühstadium kann die photodynamische Therapie sein. Sie kann den Krebs in der kastaniengroßen Drüse zum Verschwinden bringen und den Patienten eine OP oder Strahlentherapie ersparen. Einige Informationen sind in diesem Zeit Online-Beitrag von 2016 beschrieben.
Ein interessanter Ansatz für Männer, die bereits an Prostatakrebs erkrankt sind: Durch das Absenken der männlichen Geschlechtshormone, den sogenannten Androgenen, kann das Tumorwachstum gebremst und das Überleben der Patienten verlängert werden. Neben den operativen Behandlungen gibt es inzwischen eine Vielzahl an Medikamenten, mit denen sich der Hormonspiegel auf kastrationsähnliches Niveau absenken lässt.
Bei der Auswahl der in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten ist die Lebensqualität der betroffenen Patienten von immer größere Bedeutung. Denn die Anwendung bisheriger Therapien, wie Chemotherapie oder Bestrahlung, kann für die Patienten körperlich sehr belastend sein und häufig mit Nebenwirkungen, wie chronischer Erschöpfung (Fatigue-Syndrom), Schlafstörungen, Knochenschmerzen und Verstopfung einhergehen, die das alltägliche Leben in vielen Bereichen maßgeblich beinträchtigen können.
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Zwei Wirkstoffe, die Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs verabreicht bekommen, wenn operative oder antihormonelle Behandlungen versagen, sind das Abirateronacetat und Enzalutamid.
- Abirateronacetat wird zusammen mit Prednison bzw. Prednisolon angewendet und führte in der Zulassungsstudie zu einem um 4 Monate längeren Überleben der Patienten im Vergleich zu der mit einem Scheinmedikament behandelten Patientengruppe.
- Enzalutamid wurde für Prostatakrebspatienten zugelassen, bei denen eine Chemotherapie nicht wirksam war und führte zu einem Überlebensvorteil von 5 Monaten gegenüber der Behandlung mit einem Scheinmedikament.
Die neuartigen Wirkstoffe führen nicht nur zur Verlängerung des Überlebens der Patienten, sondern ermöglichen auch eine Verbesserung der Lebensqualität. Von der urologischen Klinik der Charité in Berlin wurde kürzlich eine Übersichtsarbeit veröffentlicht, in der betont wird, dass infolge der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten und längeren Überlebenszeiten insbesondere die Kontrolle der Krankheitssymptome und die Verbesserung der Lebensqualität der von Prostatakrebs betroffenen Patienten in den Fokus der Krebstherapie gerückt sind.
Kurt Miller. Beeinflussung der Lebensqualität beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom – eine Übersicht. TumorDiagn u Ther 2017; 38(09): 571-576. DOI: 10.1055/s-0043-117347 (leider im Volltext kostenpflichtig).
Referenzen: Kurt Miller. Beeinflussung der Lebensqualität beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom – eine Übersicht. TumorDiagn u Ther 2017; 38(09): 571-576.
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