Kalifornischer Wein, mit einer Note von ‘Fukushima’

Kleiner Informationssplitter am Rande: Wein wird ja häufig in Geschmacksnoten der Art 'Hauch von Mandeln, Aprikose oder Geschmack von Nüssen, Leder und was weiß ich' beschrieben. Bei kalifornischem Wein aus dem Nappa Valley kommt seit 2011 ein 'Hauch von Cäsium 137' hinzu. Kann nicht jedes Weinanbaugebiet für sich in Anspruch nehmen.


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Zum Hintergrund: 2011 fand ja die Reaktorkatastrophe von Fukushima statt, bei der es in vier Reaktoren zur Explosion und Kernschmelze kam. Die englischsprachige Seite The Register berichtet hier über den Folgen dieses Nuklearunfalls für die Winzer in Kalifornien. Die Weine des Nappa Valley werden beschrieben als 'Glatter Körper mit einer lebhaften Kopfnote und einem Hauch von Cäsium-137 für die Jahrgänge nach 2011.'

Das Ganze geht auf diese Veröffentlichung von Wissenschaftlern der Universität von  Bordeaux – Centre d'Études Nucléaires de Bordeaux-Gradignan (CNRS) – in Frankreich zurück. Die haben sich die Frage gestellt, ob Fukushima einen Einfluss über den Pazifik und die kalifornischen Weinbaugebietet habe. Die Wissenschaftler rechneten damit, dass die Strahlung des Fukushima-Nuklearunfalls im Jahr 2011 in kalifornischem Wein nachweisbar sei. Denn von der Reaktoranlage Fukushima Daiichi wurde bei der Explosion der Reaktoren eine radioaktive Wolke freigesetzt. Diese verbreitete sich über den Pazifik, auch zu den Weinbergen des kalifornischen Napa Valley. So müssten Spuren des hochlöslichen Cäsiumisotops in die Trauben gelangt sein, aus denen die berühmten Weine der Region hergestellt wurden.

Cäsium-137-Gehalte in Wein

Eine typische Flasche Cali Cabernet Sauvignon verdoppelte dadurch ihre Cäsium-137-Aktivität von etwa 7,5 mBq pro Liter auf etwa 15 (siehe obige Grafik). Der Cäsium-137-Gehalt variiert je nach Weinsorte, Rosé-Weine weisen niedrigere Konzentrationen als die der dunkleren Cabernet Sauvignon-Rotweine auf.

Weinflaschen
(Quelle: Pexels / Timur Saglambilek Pexels Lizenz)

Allerdings kann man beruhigt weiter Wein aus dem Nappa Valley in Kalifornien trinken. Denn die Werte sind so gering und radioaktives Cäsium 137 ist seit Jahrzehnten in Weinen nachweisbar. Seit dem Aufkommen von Atomwaffen und deren Tests in der Atmosphäre hat jede Flasche Wein, die seit 1952 hergestellt wurde, mindestens einen nachweisbaren Gehalt an Cäsium-137.

Das Ganze hat sogar noch einen interessanten Nebeneffekt. Forscher des Centre d'Études Nucléaires de Bordeaux-Gradignan (CNRS) messen das Vorhandensein von Cäsium-137 in Weinflaschen, um das Alter des Weins zu überprüfen. Wenn da eine Betrügerei mit dem Jahrgang eines Weines versucht wird, fällt dies über die Cäsium-137-Belastung einer Probe sofort auf. "Mit einer Empfindlichkeit in der Größenordnung von 0,05 Bq/l erlaubt diese Technik die Datierung von Jahrgangsweinen zwischen 1952 und 2000, vor allem aber ist sie für sehr alte Jahrgänge sehr effektiv: In der Tat kann keine Flasche vor 1952 Cäsium-137 enthalten, auch nicht im Spurenzustand." so die Forscher.


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