Vor 50 Jahren: Die Katastrophe von Sojus 11

Ich will keine Feiglinge an Bord meines Raumschiffes, diese Aussage besiegelte den Tod von drei sowjetischen Kosmonauten der Raumfahrtmission Sojus 11. Denn am 29. Juni 1971 kam es bei der Landung der Raumkapsel zu einem Druckverlust im Inneren, wodurch die drei Raumfahrer erstickten. Ich erinnere mich noch, wie selbst die Menschen im Westen betroffen auf den Tod der drei Raumfahrer reagierten, als die Nachricht über die Radio- und TV-Sender verbreitet wurden. War der "lange Aufenhalt" von knapp einem Monat im All die Todesursache? Erst später wurde klar, dass Selbstüberschätzung und Schlamperei diese tödliche Katastrophe verursachten.


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Flug zur 1. Raumstation der Menschheit

Sojus 11 war eine Bezeichnung für einen Raumflug, der am 6. Juni 1971 mit drei Kosmonauten ins All startete. Das Ziel war die Ankopplung an die sowjetische Raumstation Saljut 1. Die Vorgängermission Sojus 10 war diesbezüglich gescheitert, da das Kopplungsmanöver misslang. Sojus 11 war in dieser Hinsicht erfolgreicher, die Kopplung mit der Raumstation Saljut 1 gelang. Zum ersten Mal in der Geschichte der Raumfahrt konnte ein Mensch in eine Raumstation umsteigen.

Mir ist noch in Erinnerung geblieben, dass der Kosmonaut Viktor Pazajew einen starken und unangenehmen Brandgeruch in der erstmals von einem Menschen betretenen Raumstation meldete. Nach einem Austausch der Luft war dieser Geruch wieder weg, so dass die drei Raumfahrer die Station erstmals in Betrieb nehmen konnten. Der Aufenthalt in der Saljut 1 war von diversen Problemen begleitet, wie man hier nachlesen kann. So war die Besatzung nach gut 2 Wochen nicht mehr in der besten körperlichen und geistigen Verfassung. Die Wikipedia fasst es in folgender Beschreibung zusammen.

Aufgrund des Brandgeruch-Zwischenfalls und ungeplanter Reparaturen hatten sie das regelmäßige Training vernachlässigt. Die Gummibänder der Trainingsanzüge, die Schwerkrafteffekte simulieren sollten, wurden zunehmend überdehnt. Die Nutzung des Ergometers, welches für Bewegung sorgen sollte, wurde nach nur wenigen Tagen eingestellt, da sein Betrieb die ganze Station in Vibration sowie die Solarzellen und Kommunikationsantennen in starke Schwingungen versetzten. Es kam auch zu Spannungen zwischen Kommandant Dobrowolski und dem bereits raumflugerfahrenen Wolkow.

Daher wurde für den 30. Juni 1971 eine Landung der Raumfahrer, entweder bei Nacht oder kurz vor Sonnenaufgang, geplant. Der frühe Zeitpunkt war erforderlich, um der Besatzung bei Bedarf sofort medizinische Betreuung bereitstellen zu können.

Besatzung bei der Landung tot

Als die Raumkapsel automatisch an einem Fallschirm in der russischen Taiga gelandet war, fand die Bergungsmannschaft drei tote Kosmonauten an Bord vor. Eine Untersuchung ergab später, das die drei Raumfahrer während des Eintritts in die Erdatmosphäre erstickt waren, da beim Trennen des Orbitalmoduls ein Sicherheitsventil geöffnet wurde. In dessen Folge entwich die Luft aus der Kabine und die Kosmonauten erstickten binnen 30 bis 50 Sekunden. Das war auch eine Folge, weil die Raumfahrer der heute Sojus genannten Woschod-Raumkapseln keine Raumanzüge trugen. Die Amerikaner hatten Raumanzüge, die die Astronauten während des Starts und der Landung vor genau diesem Druckverlust schützen sollten.

Der Grund, warum die Sowjets ohne Raumanzug flogen, war banal: Durch die Raumanzüge wurde alles schwerer und benötigte mehr Platz. In der Raumkapsel hätten nur zwei Raumfahrer Platz gehabt. Durch den Verzicht auf Raumanzüge ließen sich Sitzplätze für drei Kosmonauten unterbringen. Der Satz Ich will keine Feiglinge an Bord meines Raumschiffes, stammt von deren Konstrukteur Wassili Mischin, der diese Antwort auf die Forderung nach Raumanzügen für die Besatzungen zurück gab.

Diese Fehlentscheidung kostete die drei Kosmonauten das Leben. Das sowjetische Raumfahrtprogramm wurde durch den Unfall um zwei Jahre unterbrochen, die Raumkapsel umkonstruiert. Bei späteren Raumflügen trugen die Kosmonauten wieder Raumanzüge. Die Details der Sojus 11-Mission lassen sich in diesem Wikipedia-Beitrag nachlesen. Fotos der Besatzung finden sich in diesem Artikel.


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