Als nördlichste Insel der Welt führt die Wikipedia Oodaap Qeqertaa, ein Kies- und Schlickhaufen von ca. 50 m × 50 m vor der Nordküste Grönlands gelegen. Diese Insel scheint aber wieder im Meer untergegangen zu sein – mehrere Inselfunde erwiesen sich in dieser Gegend als flüchtig, d.h. sie verschwanden wieder, weil das Meer den Schlick abgetragen hatte. Der oben verlinkte Wikipedia Artikel nennt weitere Inselfunde in diesem Bereich. Nun gab es Ende August einen weiteren Fund.
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Im August 2021 wurde die Entdeckung einer unbenannten und 800 Meter nördlich von Oodaap gelegenen Insel gemeldet. Wissenschaftler der Universität Kopenhagen waren leicht schockiert, als sie im Juli dieses Jahres im Rahmen einer großen Expedition zur Sammlung von Proben aus dem entlegenen und extremen Randgebiet Nordgrönlands glaubten, auf der nördlichsten Insel der Welt – Oodaaq – zu stehen. Beim Vergleich der Koordinaten stellte sich heraus, dass sie sich auf einer neuen Insel befanden, die noch weiter nördlich als Oodaap lag.
Nördlichste Insel der Welt, Quelle: Universität Kopenhagen, Foto: Morten Rasch
Die Insel, die keinen Namen trägt, liegt 780 Meter nördlich von Oodaaq, einer Insel vor Kap Morris Jesup, dem nördlichsten Punkt Grönlands und einem der nördlichsten Landpunkte der Erde. Die neu entdeckte Insel ist etwa 30 mal 60 Meter groß und erhebt sich 3 bis 4 Meter über den Meeresspiegel.
"Wir waren überzeugt, dass wir auf der Insel Oodaaq standen, die bis dahin als nördlichste Insel der Welt registriert war. Aber als ich Fotos und die Koordinaten der Insel in den sozialen Medien veröffentlichte, drehten einige amerikanische Inseljäger durch und sagten, das könne nicht wahr sein", erklärt Expeditionsleiter Morten Rasch vom Fachbereich für Geowissenschaften und Management natürlicher Ressourcen der Universität Kopenhagen.
Inseljäger sind Hobbyabenteurer, die unbekannte Inseln suchen. Deren Kommentare in den sozialen Medien veranlassten Rasch und den Rest der Expedition, einen Experten der Technischen Universität von Dänemark (DTU) zu kontaktieren. "Gemeinsam mit der DTU stellten wir fest, dass mein GPS einen Fehler gemacht hatte, der uns glauben ließ, wir seien auf Oodaaq. In Wirklichkeit hatten wir gerade eine neue Insel weiter nördlich entdeckt, die das Königreich ein wenig vergrößert", erklärt Morten Rasch.
Dies wurde durch ein GPS-Gerät im Hubschrauber bestätigt, mit dem die Gruppe die Insel erreichte. Laut Rasch besteht die Insel hauptsächlich aus kleinen Hügeln aus Meeresschlamm und Moräne, dem von Gletschern zurückgelassenen Boden und Gestein. Möglicherweise ist sie als Ergebnis eines großen Sturms aufgetaucht, der mit Hilfe des Meeres diese Materialien am Meeresboden allmählich zusammengekratzt hat, bis eine Insel entstand.
Die Insel fällt wahrscheinlich in die Kategorie der "kurzlebigen Inseln", so dass nicht abzusehen ist, wie dauerhaft diese Erweiterung Grönlands und des dänischen Staatsgebiets sein wird. "Niemand weiß, wie lange sie bleiben wird. Im Prinzip könnte sie verschwinden, sobald ein neuer starker Sturm aufzieht", sagt Rasch. (via)
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