Der Absturz einer chinesischen Raketenstufe führte am heutige Freitag Morgen zur Sperrung des Luftraums über Spanien und hat dort einiges an Chaos bei Flügen in diesem Bereich ausgelöst. Denn der Flugbetrieb musste wegen des Risikos eines Absturzes über Spanien eingestellt werden. Die Raketenstufe schaffte aber noch eine halbe Erdumkreisung und stürzte vor Mittelamerika in den Pazifik.
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Letzten Montag (31. Oktober 2022) hatte China mit einer Rakete "Langer Marsch 5B" das letzte Modul Mengtian (Himmelsträume) für seine Weltraumstation Tiangong (Himmlischer Palas) ins Weltall geschossen. Dieses Modul ist inzwischen an die Station angedockt. Die deutsche Welle berichtete beispielsweise in diesem Artikel über diese Mission.
Oberstufe stürzt unkontrolliert ab
Das Problem bei diesem Ansatz: Die zum Transport verwendete Oberstufe der Schwerlastrakete Langer Marsch 5B kann nicht mehr kontrolliert zum Absturz in der Erdatmosphäre gebracht werden. China hat diese Möglichkeit (im Gegensatz zu anderen Weltraumnationen) nicht vorgesehen. Die Oberstufe trudelt nach dem Start und Absetzen der Nutzlast unkontrolliert in einer Umlaufbahn um die Erde, wird durch die Lufthülle abgebremst und verglüht schließlich in der Atmosphäre.
Der Wiedereintritt in die Atmosphäre dauert einige Tage – abhängig von der Flugbahn und der Dichte der oberen Luftschichten. Der genaue Absturzpunkt kann daher erst wenige Stunden vor dem Absturz bestimmt werden. Da ein Großteil der Erde von Ozeanen bedeckt wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Trümmer über dem Meer verglühen. Bei einem solchen Absturz können Trümmerteile der 22 Tonnen schweren Oberstufe die Erdoberfläche erreichen und dort Schäden an Land verursachen.
Im Mai 2020 stürzte ein 12 Meter langes Rohr der Oberstufe der chinesischen Oberstufe von Jungfernflug der Rakete Langer March 5B in das Dorf Mahounou (Elfenbeiküste, Afrika) – siehe auch obigen Tweet. Und im Juli 2021 stürzten Trümmer einer chinesischen Oberstufe auf Felder auf Borneo (Malaisia). Ich hatte im Beitrag Chinesische Raketenstufe in den indischen Ozean gestürzt und dann im August 2021 im Beitrag Trümmer der chinesischen Raketen in Borneo eingeschlagen berichtet.
Für die letzten Montag gestartete Oberstufe war der Absturz für Samstag vorhergesagt worden – aber dann hieß es, Freitag Vormittag ist es bereits so weit (siehe diesen Beitrag). Am Freitag Morgen (4.11.2022) gab es ein hinreichendes Risiko, dass die trudelnde Raketenstufe über Spanien abstürzt und Trümmerteile dort die Erde erreichen. Die Behörden sperrten darauf hin zwischen 9:19 Uhr MEZ bis 10:22 Uhr vorsorglich den Luftraum über Spanien – siehe diesen Artikel. Das führte zu Chaos, da Flüge ausfielen. Die Störungen können sich den gesamten Tag über noch auswirken.
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Inzwischen ist bekannt, dass die Raketenstufe vor der Küste Mittelamerikas in den Pazifik gestürzt ist (siehe obigen Tweet). Es ist dieses Mal nochmals gut gegangen – aber diese Vorgehensweise Chinas wird von der internationalen Staatengemeinde stark kritisiert.
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