Tierische Säufer – neue Erkenntnisse

Die Überschrift lässt sich zwar doppeldeutig interpretieren, aber es geht hier im Beitrag wirklich um Tiere, die Alkohol konsumieren. Forscher um Anna C. Bowland haben Ende Oktober 2024 eine Studie vorgelegt, die nahelegt, dass viele (Wild-)Tiere regelmäßig Alkohol über ihre Nahrung konsumieren.


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Menschen haben schon seit Jahrtausenden Alkohol (Ethanol) konsumiert, wenn sich die entsprechenden Ressource boten. Der Konsum von Ethanol wurde in der Wissenschaft häufig als weitgehend auf den Menschen beschränkt angesehen.

Es gibt lediglich Berichte, dass Wildtiere wie Affen sich alkoholhaltige Trinks von Menschen stibitzen oder vergorenen Palmwein trinken. Auch Schweine, die überreife Pflaumen, die vom Baum gefallen sind und zu gären begonnen haben, fressen und anschließend Anzeichen von Trunkenheit zeigten, sind als Beispiele bekannt. Wilhelm Busch hat den tierischen Säufer in der Geschichte Hans Huckebein, der Unglücksrabe, literarisch verarbeitet.

Auch Tiere konsumieren Alkohol

In der Studie The evolutionary ecology of ethanol schreiben die Forscher, dass sich die Hinweise darauf mehren, dass Ethanol in der Natur häufig genug vorkommt, um dessen Konsum durch mehrere Tierarten zu begünstigen.

Denn seit der Kreidezeit bieten fleischige Früchte eine zuckerreiche Ressource für fermentative Hefen, was zu einer natürlichen Ethanol-Produktion führt. Es gebe immer mehr Beweise dafür, dass Ethanol in vielen Wildfrüchten, Säften und Nektaren vorkommt  heißt es.

Fressen Tiere diese Früchte, konsumieren sie auch den Alkohol. Daher ist die Aufnahme von Ethanol in die Tiernahrung wahrscheinlich ebenso alt, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Die Wissenschaftler folgern, dass die Aufnahme von Ethanol Vorteile bietet, und ökologisch relevant ist.

Tierische Trinker
Tierische Trinker, Quelle: cell.com

Als Beispiel wird die Essigfliege (Drosophila melanogaster) aufgeführt, die fermentierende Früchte zur Ablage ihrer Eier bevorzugen. Die Larven nehmen den Ethanol der Früchte (Ethanolgehalt 4 %  bis zu 15 %) auf und verstoffwechseln diesen.


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Es gibt weitere anekdotische Berichte über Wespen, die sich an vergorenen Früchten betrinken und über Cetonia-Käfer, die Bier trinken. Weiterhin sollen beispielsweise Elefanten, Paviane und andere Wildtiere in Botswana von Marula-Früchten "betrunken" geworden sein.

Wilde Grüne Meerkatzen, die in den 1600er Jahren in die Karibik eingeführt wurden, nehmen alkoholische Fruchtcocktails von Touristen auf St. Kitts an. Langschläfer wurden wiederholt dabei beobachtet, wie sie große Mengen Ethanol aus fermentiertem Nektar der Bertam-Palme konsumierten (die Ethanolkonzentration betrug bis zu 3,8 %).

Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass nicht nur der Mensch „trinkt" und dass viele Tiere in ihrer natürlichen Umgebung Ethanol aufnehmen. Moderater Ethanol-Konsum wird mit ernährungsphysiologischen, medizinischen und kognitiven Vorteilen in Verbindung gebracht. Aber viele dieser Vorteile sind bei nicht-menschlichen Spezies in natürlichem Kontext noch nicht ausreichend erforscht, heißt es weiter. Und besoffene Affen, die in Bäumen klettern, abstürzen und vom Jaguar oder anderen Raubtieren gefressen werden, haben in diesem Fall vom Alkoholkonsum keine Vorteile – höchstens die Raubtiere profitieren vom Alkoholkonsum der Opfer.

Ich finde es eine spannende Geschichte, die die Wissenschaftler da in ihrer Studie beschreiben. Spiegel Online hat die Erkenntnisse, dass Wildtiere häufiger Alkohol konsumieren als gedacht, in diesem Artikel aufgegriffen und liefert noch einige weitere Anekdoten über tierische Säufer.


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