Pfeilschwanzkrebse und die "Blutspende"

Das Blut der Pfeilschwanzkrebse ist blau und lässt sich im medizinischen Bereich für den Limulus-Amöbozyten-Lysat-Test verwenden. Das Verfahren dient zum Nachweis von bakteriellen Keimen in Impfstoffen, Infusionen und medizinischen Geräten. Die Blutentnahme ist aber höchst umstritten.


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Das Thema war mir nicht bewusst, bis ich über nachfolgenden Tweet darauf gestoßen bin und mit einer Recherche begonnen habe. Es heißt, dass jedes Jahr 500.000 Pfeilschwanzkrebse (auch Hufeisenkrebse oder in englisch Horseshoe Crabs genannt) zur "Blutentnahme" gefangen würden. Nachdem das Blut abgezapft wurde, werden die Tiere wieder ins Meer zurück geworfen.

Blutentnahme bei Pfeilschwanzkrebsen

Pfeilschwanzkrebse sind ein Relikt aus der Zeit von vor 485 Millionen Jahren. Die Tiere leben auf dem Meeresboden und ernähren sich von Muscheln und Weichtieren. Die Hufeisenkrebse können aber auch mit der Bauchseite nach oben schwimmen. Pfeilschwanzkrebse kommen an den flachen Sandküsten tropischer Meere in Tiefen zwischen 10 und 40 Metern vor.

Das Blut dieser Tiere ist wegen des kupferhaltigen Hämocyanin blau, während das eisenhaltige Hämoglobin im Blut von Menschen für eine rote Farbe sorgt. In den 1970er-Jahren wurde der Limulus-Amöbozyten-Lysat-Test entwickelt, der das Blut dieser Tiere verwendet. Das Verfahren dient zum Nachweis von bakteriellen Verunreinigungen von Impfstoffen, Infusionen und medizinischen Geräten. Hintergrund ist, dass das Blut der Pfeilschwanzkrebse auf die bakteriellen Zerfallsstoffe (Endotoxin) reagiert und dabei zu einem Gel gerinnt.

Das Verfahren der Blutentnahme ist aber höchst umstritten, denn den Tieren wird mit einer Kanüle ins Herz gestochen und dann bis zu einem Drittel ihres hellblauen Blutes entnommen. Anschließend werden die Tiere zwar wieder ins Meer entlassen. Aber man geht davon aus, dass 15-30% der Tiere anschließend verenden.

Einige der Bestandteile aus dem Blut der Pfeilschwanzkrebse lassen sich seit Jahrzehnten auch künstlich herstellen, heißt es in der Wikipedia. Beispielsweise bildet der rFC-Test das Verhalten des Pfeilschwanzkrebs-Bluts nach, führt nachweislich zu exakteren Ergebnissen und keine Tiere müssen dafür leiden und sterben.

Beim anderen Testverfahren, (MAT-Test), werden menschliche Blutzellen mit der zu testenden Substanz zusammengebracht und die Reaktion der Immunzellen gemessen. Dieser Test ermöglicht das Aufspüren aller Pyrogene, die dem Menschen schaden können, auch solcher, die mit Pfeilschwanzkrebs-Blut nicht gefunden werden können.


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Eine Antwort zu Pfeilschwanzkrebse und die "Blutspende"

  1. PattyG sagt:

    Wusste ich nicht. Mir wird gerade schlecht.
    Gehören ja nur zu den bedrohten Tierarten auf diesem Planeten.
    Haben fast 450 Mio. Jahre locker überlebt, bis "wir" kamen.
    Aber wenn die Spezies homo sapiens sapiens Geld wittert, dann wird auf alles geschi…. Der Mensch kann so grausam sein:
    https[://]www.nationalgeographic.de/tiere/2020/09/pfeilschwanzkrebse-darum-kostet-ein-liter-ihres-blutes-15000-eu
    Da wird schon deutlich, warum damit nicht aufgehört wird, oder?

    Wie Günni es in seinem Artikel erwähnt, gibt es inzwischen synthetische Alternativen, wie auch in dem verlinkten National Geographic-Artikel aus Oktober 2020 beschrieben. Und diese Alternativen bieten sogar noch weitere Vorteile.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Weissagung_der_Cree
    Anmerkung: Egal, ob der Spruch von den Cree oder von sonstwem stammt.
    Die Aussage ist entscheidend.

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