Ein Gläschen in Ehren, kann niemand verwehren – so der Volksmund. Mal ein Glas Wein schadet nicht. Eine neue Studie deutet an, dass schon geringe Mengen Alkohol die Lebenszeit verkürzen können.
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Die Studie ist als Artikel beim The Lancet Summit veröffentlicht worden. Beteiligt waren auch deutsche Wissenschaftler. Ausgangspunkt war, dass die Grenzwerte (die empfohlenen Niedrigrisikogrenzwerte) bis zu der Alkoholkonsum als unbedenklich angesehen wird, erheblich zwischen den verschiedenen nationalen Richtlinien variieren. Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung werden 140 Gramm Alkohol pro Woche für Männer und 70 Gramm für Frauen als tolerierbar angesehen. Das Ärzteblatt gibt hier sogar an, 'dass ein geringer bis moderater Alkoholkonsum von 10 bis 25 g pro Tag, entsprechend 1/8 bis 1/4 Liter Wein oder 1 bis 2 Gläsern Bier von 0,3 Litern, einen günstigen Effekt auf das Herz-Kreislauf-Risiko hat'.
(Quelle: Pexels / Kaboompics.com CC0 Lizenz)
Studie, um minimalen Schwellwert zu definieren
Um Schwellenwerte zu definieren, die mit dem geringsten Risiko für Gesamtmortalität und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind, haben die Wissenschaftler Daten von 599.912 Trinkern ohne vorherige Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Dazu wurde eine kombinierte Analyse von Daten einzelner Teilnehmer aus drei großen Datenquellen in 19 Ländern mit hohem Einkommen (Emerging Risk Factors Collaboration, EPIC-CVD und UK Biobank) durchgeführt.
- Die Wissenschaftler haben in 83 Studien Dosis-Wirkungs-Zusammenhänge und berechnete Risiken (Hazard Ratios, HRs) pro 100 g Alkohol pro Woche (12-5 Einheiten pro Woche) charakterisiert. Dabei wurden zumindest die Werte für Studie oder Zentrum, Alter, Geschlecht, Rauchen und Diabetes angepasst.
- Um für die Analyse in Frage zu kommen, mussten die Teilnehmer Informationen über ihren Alkoholkonsum und -status (d.h. Nicht-Trinker vs. aktueller Trinker), sowie über Alter, Geschlecht, Vorgeschichte von Diabetes und Raucherstatus, mindestens 1 Jahr erfasst haben.
- Die Hauptanalysen konzentrierten sich auf aktuelle Trinker, deren Basisalkoholkonsum nach der Menge in Gramm pro Woche in acht vordefinierte Gruppen eingeteilt wurde.
Die Wissenschaftler untersuchten den Alkoholkonsum in Bezug auf die Gesamtsterblichkeit, auf die gesamte Herz-Kreislauf-Erkrankung und auf verschiedene Subtypen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ergebnis der Studie
Das Ergebnis der Studie ist jedoch ernüchternd. Bei mehr als 100 Gramm Alkohol pro Woche verkürzt sich die Lebenserwartung von Männern und Frauen signifikant. Für Menschen im Alter von 40 Jahren gilt in etwa folgendes:
- 100 – 200 Gramm Alkohol pro Woche reduziert die Lebenserwartung um 6 Monate.
- 200 – 350 Gramm Alkohol pro Woche reduziert die Lebenserwartung um 1 bis 2 Jahre.
- mehr als 350 Gramm Alkohol pro Woche reduziert die Lebenserwartung um vier bis fünf Jahre
Diese Angaben sind natürlich statistische Werte, die sich auf die Vergleichsgruppe von Teilnehmern beziehen, die weniger als 100 Gramm Alkohol pro Woche zu sich nehmen. Ungefähr die Hälfte der Studienteilnehmer trank dabei mehr als diese 100 Gramm Alkohol pro Woche.
Der Alkoholkonsum führt bei mehr als diese 100 Gramm Alkohol pro Woche zu einem steigenden Risiko für Erkrankungen wie Schlaganfall, Herzschwäche, Bluthochdruck und tödliches Aorten-Aneurysma. Interessant: Das Risiko für nicht-tödliche Herzinfarkte sank sogar – die Ursache ist unklar.
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Die Schlussfolgerung: Auch die deutschen Empfehlungen für die Menge des als unbedenklich angesehenen Alkoholkonsums sollten nach unten korrigiert werden. Aber: Hin und wieder ein kleines Glas Wein oder Bier kann kaum schaden. Ein paar weitere Informationen lassen sich hier in Deutsch zum Thema abrufen.
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