Es ist ein lange bestehendes Rätsel, welches jetzt wohl durch Wissenschaftler gelöst wurde. Es geht um die Frage, ob die Erde einen festen oder einen flüssigen Kern hat.
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Anhänger der 'flachen Erde'-Theorie haben es einfach: Da muss man sich über solche Fragen keinen Kopf zerbrechen. Und ein Loch bohren, um nachzusehen, wird auch gefährlich – wer da rein plumpst, fällt wortwörtlich ins Bodenlose. Denn unter der Scheibe ist ja nichts …
Alte Theorie: Fester Kern, umgeben von flüssigem Mantel
Die Theorie, dass unser Planet einen flüssigen äußeren Kern mit einem kleineren festen inneren Kern hat, auf dem die feste Erdkruste schwimmt, wurde von der dänischen Seismologin Inge Lehmann in den 1930er Jahren erstellt. Klingt zwar alles logisch, aber seitdem suchen Wissenschaftler nach direkten Beweisen für diese Theorie.
Fündig durch seismische Scherwellen
Jetzt scheint der Nachweis gelungen zu sein, wie ich gerade hier (Englisch) gelesen habe. Wissenschaftler glauben nun, einen schlagenden Beweis gefunden zu haben: Scherwellen, auch bekannt als J-Wellen, die nach einem Erdbeben durch den Planeten kreisen, haben das Rätsel gelöst. Diese Wellen zeigen das Vorhandensein eines festen Kerns an.
Problem: Die J-Wellen sind nur sehr klein und während der seismischen Aktivität schwer zu erkennen. Sie werden durch viel stärkere Bewegungen und Rumpeln auf dem Planeten übertönt. Nun glauben Hrvoje Tkalčić und Thanh-Son Phạm, ein außerordentlicher Professor und Doktorand an der Australian National University, dass sie diese winzigen Wellen endlich gefunden haben, indem sie Seismogrammaufnahmen von schweren Erdbeben studiert haben.
Entscheidend war, dass sie die ersten Stunden der Messungen nach jedem Beben ausblenden mussten. Sie suchten in den Aufzeichnungen zu Zeiten, als alle Signale so weit abgeklungen waren, die stören konnten. So wurden die winzigen J-Wellen sichtbar. "Wir werfen die ersten drei Stunden des Seismogramms weg, und was wir betrachten, ist zwischen drei und zehn Stunden nach einem großen Erdbeben", sagte Tkalčic. "Wir wollen die großen Signale loswerden."
"Mit einem globalen Netzwerk von Stationen nehmen wir jedes einzelne Empfängerpaar und jedes einzelne große Erdbeben – das sind viele Kombinationen – und messen die Ähnlichkeit der Seismogramme. Das nennt man Kreuzkorrelation oder das Maß der Ähnlichkeit. Aus diesen Gemeinsamkeiten konstruieren wir ein globales Korrelogramm – eine Art Fingerabdruck der Erde.", so der Wissenschaftler.
Spezifische Merkmale im globalen Korrelogramm zeigten das Vorhandensein von J-Wellen. Die in Science veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass der innere Kern der Erde fest, aber weicher ist als bisher angenommen. "Es gibt immer noch viele Rätsel, die durch das Studium seismischer Wellen gelöst werden können", sagte Tkalčić. "Zum Beispiel wissen wir noch nicht, wie genau die Temperatur des inneren Kerns ist, was das Alter des inneren Kerns ist oder wie schnell er sich verfestigt, aber mit diesen neuen Fortschritten in der globalen Seismologie kommen wir langsam voran." Spannende, diese Wissenschaft.
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