Fahrer von eScootern sind nicht nur Unfallrisiken durch eigenes Verhalten ausgesetzt. Auch andere Verkehrsteilnehmer gefährden Elektro-Tretrollerfahrer, weil die Mindestabstände beim Vorbeifahren/Überholen nicht eingehalten werden.
Anzeige
Es ist eine spannende Frage: 'Wie verhalten sich andere Verkehrsteilnehmer gegenüber Fahrern von Elektro-Tretrollern`? Der Tagesspiegel hat das in einem Feldtest untersucht, wie folgender Tweet mitteilt.
Wir haben dem @Tagesspiegel Scooter ausgeliehen, die mit Sensoren ausgestattet wurden, um Verkehrssicherheit zu messen. In 51% der Fälle wurde der vorgeschriebene Abstand von 1,50m unterschritten – genau wie beim Fahrrad https://t.co/rGqq8gewja #MehrPlatzFürsRad @FahrradClub pic.twitter.com/upBe23IsBj
— Fabian Ladda (@FabianLadda) December 10, 2019
Test mit Fahrrädern in 2018
100 Freiwillige hatten im Jahr 2018 in einem Test 13.300 Kilometer in der ganzen Stadt Berlin zurückgelegt. Insgesamt wurde 16.700 Mal der Abstand überholender anderer Verkehrsteilnehmer zum Fahrradefaher über Sensoren gemessen. Das Ergebnis war erschreckend:
In 56 % der Fälle überholten Autos, Laster und Motorräder mit weniger als den vorgeschriebenen 1,50 Metern Sicherheitsabstand.
Was bereits bei Fahrradfahrern bekannt war, sollte nun bei eScootern nochmals überprüft werden. Auch dort ist ein Mindestabstand von 1,5 Meter vorgeschrieben. Bei eScootern dürften zu nahe Überholvorgänge deutlich kritischer sein, da die Fahrstabilität der Fahrzeuge schlechter als bei Fahrrädern ist.
(eScooter, Symbolbild, Quelle: Pexels, Magda Ehlers, freie Nutzung)
Wiederholung 2019 mit E-Tretrollern
Insgesamt drei Wochen lang fuhren fünf Mitarbeiter mit eScootern zur Arbeit. Sensoren zeichneten den Sicherheitsabstand überholender Autos, Laster, Busse und Motorräder auf. Auf 410 Kilometer Fahrstrecke kamen 1.590 Überholvorgänge zusammen.
- Dabei wurde in 51% der Fälle der Mindestabstand von 1,5 km beim Überholen des eScooters unterschritten.
- Bei 17,1 % der Überholvorgänge lag der Abstand unter einem Meter, und bei 28 PKWs wurde im Abstand von weniger als 50 cm überholt.
Insbesondere der letztgenannte Wert ist brandgefährlich, da es dann leicht zu Kollisionen und Stürzen kommen kann. Im Bußgeldkatalog sind übrigens 30 Euro Strafe für diesen Verstoß vorgesehen.
Politisches Versagen und aggressive Verkehrsteilnehmer
Als Problem sieht der Artikel teilweise das aggressive Verhalten der Verkehrsteilnehmer gegenüber E-Tretroller-Fahrern. Zudem erweisen sich einige Regeln für das Fahren von eScootern (die von Fahrrädern abweichen) als nicht einhaltbar. Der Artikel des Tagesspiegel ist ganz lesenswert – eine Empfehlung, Elektro-Tretroller für die Fahrt zur Arbeit, zur Schule oder auch sonst wo, zu nutzen, lässt sich nicht geben. Die Artikelautoren werfen dem Verkehrsminister politisches Versagen in Bezug auf die eScooter-Freigabe vor (ist aber wohl nicht das einzige Versagen, erneut ein 'echter Scheuer').
Ähnliche Artikel
E-Roller, was man über eScooter wissen muss
E-Roller: Die wichtigsten eScooter-Regeln im Überblick
Betrunken eScooter fahren: Führerschein weg!
Jung und verliebt: E-Roller zu zweit fahren
Warnung des Sozialverbands VdK vor E-Rollern
Verkehrsverbände und ADAC warnen vor eScooter-Risiken
eScooter: Diese Verstöße sind der Polizei aufgefallen
Polizeikontrollen beim eScooter: Alkohol, Drogen und mehr
eScooter-Polizei-Statistik für NRW seit Juni 2019
Polizei: Rekordverstöße von eScooter-Fahrer, Strafverfahren
eScooter-Unfall in Erlangen – achtet auf eure Zähne
Kassenärztlicher Chef fordert eScooter-Verbot
eScooter: Falsch abgestellt, Risiko für blinde Menschen
Köln: eScooter-Unfall endete mit offenem Nasenbruch
Aachen: eScooter-Fahrer bei Unfall schwer verletzt
Bonn: Unfall mit eScooter, Leichtverletzter
Anzeige