Es ist der Stoff aus dem Geschichten für lange Winterabende gestrickt werden. Jemand wirft eine Flaschenpost ins Meer, in der Hoffnung, durch einen Finder kontaktiert zu werden. Und dann kommt die Flaschenpost irgendwann nach 132 Jahren in Australien ans Tageslicht.
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Forschungsschiff setzt Flaschenpost aus
Die Geschichte wurde in der ersten März-Woche bekannt. Am 12. Juni 1886 wurden vom Hamburger Schiff "Paula" eine Reihe verschlossene Flaschen in den Ozean geworfen. In den Flaschen befand sich ein Brief mit der Bitte an den Finder, die Seewarte in Hamburg zu senden. Der Text lautet:
Diese Flasche wurde über Bord geworfen am 12ten Juni 1886 In 32° 49' Breite Süd Und 105° 25' Länge Süd Greenwich Ost. Vom: Bark Schiffe: Paula Heimath: Elsfleth
Der Finder wird ersucht den darin befindlichen Zettel, nachdem die auf umstehender Seite gewünschten Angaben vervollständigt sind, an die Deutsche Seewarte in Hamburg zu senden oder auch an das nächste Konsulat zur Beförderung an jene Behörde abzugeben.
Die Koordinatenangabe definiert einen Punkt etwas 950 km vor der australischen Küste. Seinerzeit wurden mehrere Exemplare dieser Flaschenpost über Bord geworfen. Ziel war es, über die Rückmeldungen etwas über die vorherrschenden Meeresströmungen herauszufinden.
Fund in Australien
Es war die Australierin Tonya Illman, die im Januar 2018 einem Spaziergang am Strand von Wedge Island, 180 Kilometer nördlich von Perth, unternahm. Dort stieß sie auf eine alte Flasche, in der ein vergilbter Zettel enthalten war. Illmann lieferte ihren Fund in dem Museum in Perth ab, wie der NDR hier schreibt.
Das Museum übernahm die weiteren Recherchen und schaltete auch das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven sowie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg ein – die Nachfolge-Organisationen der Seewarte. Und dort stellte sich schnell heraus, dass die Flaschenpost wohl echt war und von der Paula, einem Frachtschiff stammte.
Die Paula war aber kein echtes Forschungsschiff, sondern transportierte 1886 Kohle aus Wales von Cardiff nach Makassar (heute: Indonesien). Der Kapitän des Seglers mit Heimathafen Elsfleth bei Bremen, O. Diekmann, muss wohl die Flaschenpost verfasst haben. Denn die Handschrift auf dem gefundenen Zettel stimmt mit der im Bordbuch der Paula überein. Auch der angegebene Ort im Indischen Ozean – etwa 950 Kilometer von der Fundstelle – passt zur Reiseroute der "Paula". Laut NDR haben die Experten keinen Zweifel daran, dass die Genever-Flasche mit holländischer Schrift – und das Papier des Zettels – aus jener Zeit stammen. Außerdem wurde von derselben Reise des Schiffes vor Jahrzehnten eine andere Flaschenpost auf Barbados entdeckt.
Ach ja: Natürlich war die Flaschenpost keine 132 Jahre im Meer unterwegs. Die Fachleute nehmen an, dass die Flasche ein Jahr nach der Aussetzung bereits an die Küste gespült und dann von Sand bedeckt wurde. Jetzt wurde sie schlicht erst entdeckt. Auf dieser Webseite der Familie Illmann ist die Geschichte und dieses Video zum Thema abrufbar.
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