Neue Erkenntnis aus der Wissenschaft: In der Steinzeit haben unsere Vorfahren offenbar kohlehydratreiche Nahrung zu sich genommen. Das beweist ein Fund verbrannter 'afrikanischer Kartoffeln' mit einem Alter von 170.000 Jahren. Der Fund steht in krassem Widerspruch zu den vermeintlichen Erkenntnissen der Anhänger der modernen 'Steinzeit-Diät'.
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Die Mär von der Low Carb-Paläo-Diät
Vor über 10.000 Jahren verfügte der Mensch noch nicht über einen gut gefüllten Kühlschrank und musste sich über vegane Smoothies oder ähnliches den Kopf zerbrechen. Trotzdem glauben einige moderne Anhänger der Steinzeit-Diät zu wissen, was man essen muss, um gesund zu bleiben. Deren Theorie: Vor über 10.000 Jahren gab es noch keine Landwirtschaft. Die Menschen aßen Fleisch von Tieren, die sie erlegt hatten und reicherten diese Nahrung durch Früchte und Wurzeln an, die sie sammelten. Das bedeutet, dass der Mensch kaum Kohlehydrate zu sich genommen haben konnte – die Nudeln waren ja noch nicht erfunden und Getreide gab es auch noch nicht. Klingt schlüssig, ist es aber wohl nicht.
Überraschende Funde in Südafrika
Archäologen graben seit Jahren in der Border Cave, einer Höhle in Südafrika, in der Steinzeitmenschen vor 170.000 Jahren lebten. Dabei gab es einen überraschenden Fund: In den Ausgrabungsschichten fand man verkohlte Reste von Pflanzen-Rhizomen, die reich an Kohlenhydraten waren. Rizome sind unterirdisch wachsende Pflanzenteile. Die 170.000 Jahre alten Pflanzenteile, als 'Afrikanische Kartoffel' bekannt, müssen besonders viel Stärke enthalten haben, waren also kohlehydratreich.
Der Fund ist ein Glücksfall, denn während Knochen erlegter Tiere oder Muschelschalen und Gräten von Fischen lange erhalten bleiben, überdauern leicht verderbliche Lebensmittel wie Früchte oder Wurzeln die Jahrtausende nicht. So wusste man über die Überreste von Knochen, was die Steinzeitler an Tieren verspeisten. Der Rest blieb im Dunkeln. Nur die verkohlten afrikanischen Kartoffeln haben die Jahrtausende überdauert und wurden jetzt gefunden.
Die Forscher gehen davon aus, dass die zu dieser Zeit lebenden Steinzeitmenschen diese stärkehaltigen Rizome als schmackhaftes, zuverlässiges und vor allem transportfähige Grundnahrungsmittel nutzten und schätzten.
Iss, was dir schmeckt
Platt ausgedrückt: Die haben auf die Steinzeit-Diät modernere Ernährungsapostel gepfiffen und das gegessen, was verfügbar war und satt machte. Deckt sich mit der Erkenntnis, die ich für mich gewonnen habe: Sich ausgewogen bzw. abwechslungsreich ernähren, aber essen was einem schmeckt.
Uralte Belege für eine steinzeitliche High-Carb-Diät https://t.co/bfIC48DDOj
— Der Seniorenblog (@DerSeniorenblog) January 3, 2020
Der Original-Artikel ist in Science erschienen. Der obige Tweet macht aber auf diesen deutschsprachigen Artikel im österreichischen Der Standard aufmerksam, der sich mit dem Thema befasst. Der MDR hat es recht plastisch umschrieben, indem er von der 'ältesten Bratkartoffel der Welt' berichtet. Der MDR-Bericht ist übrigens ganz lesenswert.
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