Aktuell bestimmt ja die Coronavirus-Pandemie die Öffentlichkeit. Aber auch vor 6.500 Jahren gab es gefährliche Krankheitserreger, die die Bevölkerung Europas regelrecht dahin raffte.
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Ich hatte im Blog-Beitrag Entdeckung: Der älteste Käse der Welt? drauf hingewiesen, dass ein 3.300 Jahre alte Käse durch das Bakterium Brucella melitensis verunreinigt war. Das ist der Erreger der Schaf- und Ziegenbrucellose (in Deutschland nach dem Seuchengesetz anzeigepflichtig). Diese Art der Infektion kommt im Mittelmeerraum häufiger vor und wird durch nicht pasteurisierten Weichkäse oder Frischmilch auf den Menschen übertragen. Über die medizinischen Folgen der Brucellose beim Menschen kann man sich hier informieren.
Salmonellen in der Steinzeit
Vor etwa 8.000 Jahren fand die Neolithische Revolution statt: So wird das erstmalige Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht bezeichnet. Die Zeit ist von einer Vorratshaltung und der Sesshaftigkeit geprägt und löste in einigen Gebieten die Lebensweise der reinen Jäger und Sammler ab. Diese Phase beginnt in der Jungsteinzeit (Neolithikum), vor allem an den Südhängen der Bergländer Anatoliens, Syriens und Mesopotamiens.
Wissenschaftler des Max Plank-Instituts haben in einem Zeitschriftenartikel jetzt aufgezeigt, dass dieser Wandel durchaus seine Risiken für die nun sesshaften Menschen bargen. Die Wissenschaftler aus Jena sind der Hypothese nachgegangen, dass der neolithische Übergang zu einer Agrar- und Weidewirtschaft die Entstehung von an den Menschen angepassten Krankheitserregern begünstigte. So litten die Menschen dieser Zeit schlicht unter Salmonellen-Infektionen, die auch Thypus und Enteritis auslösen können.
Dazu haben die Wissenschaftler acht Genome von Salmonella enterica, Subespezies enterica (kurz S. enterica), aus der Zahnsubstanz menschlicher Skelette analysiert. Die Skelette stammen von frühen Bauern und Viehhirten, die in der damaligen Zeit in Westeurasien lebten. Die Proben waren bis zu 6.500 Jahre alt. Trotz der hohen genetischen Vielfalt von S. enterica haben sich alle alten Bakteriengenome in einem einzigen, bisher nicht charakterisierten Zweig gebündelt, der S. enterica enthält. Dieser Zweig war an mehrere Säugetierarten angepasst, schreiben die Wissenschaftler.
Man kann es auch plastischer ausdrücken, was die Wissenschaftler aus Jena herausgefunden haben: Vor etwa 6.500 Jahren befielen Salmonellen-Infektionen die frühen Bauern und haben die Leute dahin gerafft, weil diese später daran verstarben. Die Genome des Bakteriums konnte über die Zahnsubstanz der Opfer ermittelt und analysiert werden. Die Opfer litten vor ihrem Tod wohl an einer systemischen Salmonellen-Infektion, wie Welt Online in diesem Artikel schreibt. In der Zeit zwischen 6000 bis 2000 vor Christus kam es immer wieder zu Zyklen, in denen die Bevölkerung sich stark vermehrte, dann aber wieder stark zurück ging. Dies dürfte auch auf die Folgen solcher Infektionen zurückzuführen sein.
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