Momentan gibt es in Schweden vermehrt Berichte, dass Entscheidungen in Pflegeeinrichtungen und Kliniken während der ersten Corona-Welle zum vermeidbaren Tod von Senioren geführt hätten. Folge des schwedischen Sonderwegs?
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In Schweden gab es während der ersten Corona-Welle ja keinen Lockdown, wie in anderen Ländern. Schulen und Kindergärten blieben geöffnet, die Leute konnten in Cafés gehen. Ledig der Besuch in Altenheimen wurde am 27. März 2020 verboten (siehe diesen Statista-Beitrag zu den Todesfällen). Es wurde oft hitzig über den 'schwedischen Weg' diskutiert, und ob dieser besser als die Maßnahmen in Deutschland wären. Aber Schweden hat einen hohen Preis in Form einer hohen Todesrate für diesen Weg gezahlt. Dieser Artikel vom Sommer 2020 geht auf diesen Sachverhalt ein. Und im Tagesspiegel konnte man bereits Ende Mai 2020 lesen, dass jeder zweite Todesfall im Zusammenhang mit Corona auf Menschen zurückging, die vorher in einem Heim gelebt haben. Zitat aus dem Artikel:
Das Land verzeichnet pro eine Million Einwohner mit fast 289 Todesfälle deutlich mehr als beispielsweise die Nachbarländer Norwegen, Dänemark oder Finnland. Auch im Vergleich mit Deutschland (87,7) liegt die Sterberate mehr als dreimal so hoch. Mit 1604 Verstorbenen kommt mehr als die Hälfte aus der Region der Hauptstadt Stockholm.
Der Artikel enthält den Satz: Im Falle Schwedens, dessen Bevölkerung im internationalen Vergleich als insgesamt vergleichsweise gesund gilt, kristallisiert sich immer klarer heraus, dass eines der größten Probleme des Landes in der Coronavirus-Krise der mangelnde Schutz älterer Pflegebedürftiger ist. Kerndaten lassen sich im Artikel nachlesen. Ergänzend sei dieser RBB24-Bericht zu 'schockierenden Zuständen' in Pflegeheimen zur Lektüre empfohlen.
(Quelle: Pexels Kaboompics // Karolina CC0 Lizenz)
Schwedens Corona-Politik in heftiger Kritik
Da jetzt in Europa, und auch in Schweden, die Corona-Fälle wieder steigen, richtet sich der Blick auch auf die Zeit der 1. Corona-Welle. Der Fokus berichtet in diesem Artikel von schwerer Kritik an der Corona-Politik in Schweden. Die Botschaft: Zahlreiche ältere Menschen unter den Todesopfern hätten womöglich gerettet werden können, wenn andere Entscheidungen getroffen worden wären.
Um genügend Intensivbetten zur Behandlung verfügbar zu haben, hatte Schweden Vorgaben entwickelt, wem im Falle einer Überlastung des Gesundheitsapparates eine Intensivbehandlung zukommen sollte und wem nicht. Dazu kam es, ähnlich wie in Deutschland, aber wohl nicht, da Schweden genügend freie Intensivbetten vorhalten konnte. Jetzt gibt es aber Berichtet aus Pflegeheimen und Kliniken, dass es in verschiedenen Fälle doch zu solchen Entscheidungen gekommen sei. In diesem schwedischen Zeitungsartikel vom April 2020 wird ein Arzt zitiert, der sagt 'wir wurden gezwungen, Leute vor unseren Augen sterben zu lassen'. Die Leute hätten bei Intensivbehandlung durchaus gute Prognosen gehabt, die Erkrankung lebend zu überstehen.
Auch Angehöre berichteten, dass ältere Familienangehörige nicht behandelt, sondern im Sinne einer Sterbehilfe mit Morphium versorgt wurden. Der Verdacht steht im Raum, dass man vorsorglich eine Überbelebung von Intensivbetten vermeiden wollte und so Behandlungen gegenüber älteren Patienten verweigerte. Die Regierung musste schon vor Monaten schwerwiegende Fehler im Bereich der Pflege- und Seniorenheime eingestehen. Keine besonders ermutigenden Aussichten.
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