Die Pest gibt es seit der Bronzezeit und die Erkrankung befiel bis zum 19. Jahrhundert große Landstriche Europas. Aber wo nach die Pest ihren Ausgang? Die Ursprünge wurden im mongolisch asiatischen Bereich verortet. Wissenschaftler wiesen nun nach, wo der Ursprung des Pesterregers der im 14. Jahrhundert in Europa grassierenden Pest zu finden ist.
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Die Pest
Die Pest ist eine schwere, hochansteckende Infektionskrankheit, die von dem Bakterium Yersinia pestis ausgelöst wird. Der Erreger wurde erst 1894 entdeckt. Das natürliche Erregerreservoir des Pest-Bakteriums stellen Nagetiere, vor allem Ratten, aber auch Mäuse, Wiesel, Hasen usw. und ihre Flöhe dar. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt meist durch Bisse von Flöhen, die auf infizierten Ratten oder Haustieren leben (Beulenpest) oder durch Tröpfcheninfektion (insbesondere bei Lungenpest).
Es gibt drei Hauptformen der Pest, die sich primär durch den Übertragungsweg unterscheiden: Die Beulenpest (Bubonenpest), die Lungenpest und die Pestsepsis. Die Inkubationszeit zwischen der Infektion und den ersten Symptomen hängt von der Erscheinungsform der Pest ab und beträgt 1-2 Tage bei der Lungenpest und bis zu sechs Tagen bei der Beulenpest. Unbehandelt beträgt die Letalität 50 bis 90 Prozent, mit Behandlung 15 Prozent.
Die Pest tritt auch heute noch in kleinen Endemiegebieten in Afrika, Asien und Amerika auf. Die drei hauptsächlichen Endemieländer sind Madagaskar, die Demokratische Republik Kongo und Peru. Weltweit registriert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 1000 bis 3000 Pestfälle pro Jahr, meistens in Form kleinerer, örtlich begrenzter Epidemien. In Europa gab es den letzten dokumentierten Pestausbruch im Zweiten Weltkrieg. Man nimmt an, dass die Pest gegenwärtig in Europa nicht mehr existiert (Quelle: Sozialministerium Österreich).
Die Geschichte der Pest
Für die meisten Menschen ist die Pest mit der im 14. Jahrhundert in Europa wütenden Epidemie verbunden, der große Teile der Bevölkerung zum Opfer fielen (es werden 50 Millionen Tote geschätzt, London verlor 50 der Bevölkerung). Dieser FAZ-Beitrag gibt an, dass diese Epidemie ihren Ursprung im Herbst 1347 hatte, als Genuesen, die ihre Festung auf der Halbinsel Krim aufgeben mussten, im Hafen von Messina anlegten. Die Passagiere waren mit der Pest infiziert, die sie von der Krim mitbrachten.
In diesem Artikel erfährt man, dass die Mongolen die Pest als Biowaffe einsetzten. Sie katapultierten bei der Belagerung der Stadt Caffa auf der Krim-Halbinsel Tote über die Stadtmauern. Von der Hafenstadt Caffa aus hat sich die Pest dann in ganz Europa ausgebreitet. Bereits 1349 griff die Pest aus mehreren Richtungen auf den deutschen Raum über.
Aber die Pest hat eine sehr lange Geschichte, wie man in der Geschichte der Pest nachlesen kann. Die ältesten Nachweise von Yersinia pestis stammen aus bis zu 5000 Jahre alten Skeletten aus der pontischen Steppe. Die Pest betraf bereits steinzeitliche Gesellschaften, ihr Erreger ließ sich in einem Zeitraum "von vor 4800 bis etwa vor 3800 Jahren in Skeletten aus ganz Europa nachweisen". Selbst die Bibel erwähnt die Viehpest als Plage (wobei es keine wirklichen Belege dafür gibt). Im 6. Jahrhundert kam es zu großen Pest-Epidemien im Mittelmeerraum (als als Justinianische Pest bekannt). Der Strang dieses Erregers gilt heute als ausgestorben. Die heutigen Kenntnisse über die Übertragung und Ausbreitung der Pest wurden durch die Pestepidemie in Indien gewonnen. Die Pest-Erreger entstammen wohl dem eurasisch-asiatischen Raum.
Wo liegt der Ursprung?
Die Forschung nahm an, dass die Pest irgendwo zwischen Osteuropa und dem Altai-Gebirge entstand, wo der Erreger in Gräbern von Toten nachgewiesen werden konnte. Aber nun gibt es genauere Daten. Der Archäogenetiker Prof. Dr. Johannes Krause hat sich darauf spezialisiert, die Entwicklung von Krankheitserregern wie beispielsweise der Pest oder Tuberkulose aus sehr altem menschlichem Erbgut zu rekonstruieren. Krause forscht am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Krause sagt dazu:
Mithilfe modernster DNA-Sequenzierung ist es gelungen, molekulare Fossilien der Krankheitserreger in Form von bakteriellen Genomen aus historischen menschlichen Skeletten zu erstellen", sagte Krause. „Unter anderem haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das gesamte Erbgut des mittelalterlichen Pest-Erregers rekonstruiert. Seine molekularen Spuren konnten bis zum Ursprung des Schwarzen Todes in Zentralasien zurückverfolgt werden. Erbgutanalysen des steinzeitlichen Pest-Erregers erlauben es zusätzlich, einzelne evolutionäre Schritte bei der Anpassung der Bakterien an den Säugetierwirt und den Floh als Zwischenwirt nachzuvollziehen und Hinweise auf prähistorische Epidemien zu gewinnen.
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In einer in Natur erschienenen Studie verortete Dr. Krause den Ursprung der Pest im 14. Jahrhundert (1346-1353 n. Chr.) in Mitteleurasien. Laut Krause stammen die bisher am meisten diskutierten archäologischen Funde, die möglicherweise mit dem Ausbruch der Pandemie in Verbindung gebracht werden, von Friedhöfen in der Nähe des Issyk-Kul-Sees im heutigen Kirgisistan. Auf Grabinschriften, die auf die Jahre 1338-1339 datiert werden, ist "Pest" als Todesursache für die bestatteten Personen angegeben.
Krause untersuchte die alte DNA-Daten von sieben Personen, die auf zwei dieser Friedhöfe, Kara-Djigach und Burana, exhumiert wurden. Die Synthese archäologischer, historischer und alter genomischer Daten durch die Forscher zeigt eine eindeutige Beteiligung des Pestbakteriums Yersinia pestis an diesem epidemischen Ereignis. Zwei rekonstruierte alte Y. pestis-Genome stellen einen einzigen Stamm dar und werden als jüngster gemeinsamer Vorfahre einer großen Diversifizierung identifiziert. Dieser Stamm wird allgemein mit dem Auftreten der Pandemie in Verbindung gebracht, die auf die erste Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts datiert wird.
Vergleiche mit der heutigen Diversität von Y. pestis-Reservoirs in der ausgedehnten Tian Shan-Region sprechen für eine lokale Entstehung des wiedergefundenen alten Stammes. Die Daten der Forscher belegen, dass die zweite Pestpandemie im frühen vierzehnten Jahrhundert in Zentraleurasien entstanden ist. Einige weitere Informationen zu diesem Thema lassen sich in diesem RND-Beitrag sowie auf Forschung und Wissen nachlesen.
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