Vermutlich Reste eines interstellaren Meteoriten gefunden

Kürzlich gab es die Meldung, dass Avi Loeb Fragmente eines auf die Erde gestürzten interstellaren Meteoriten vom Meeresgrund geborgen habe. Nun hat das US Space Command bestätigt, dass es wohl wirklich Reste eines Objekts sind, das von außerhalb unseres Sonnensystem stammt, die gefunden wurden. Das "erste Material von den Sternen"?


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Die Geschichte des Funds

Am 8. Januar 2014 verglühte oberhalb von Papua Neuguinea ein Meteor in der Erdatmosphäre. Das Ganze wurde von Kameras aufgezeichnet – so weit, so gut, das kommt jährlich Tausende Male vor.

Erst 2019 entdeckte der Astronom Avi Loeb gemeinsam mit seinem Studenten Amir Siraj in alten Daten des  CNEOS-Katalogs (Centre für Near Earth Object Studies der NASA) den oben erwähnten Meteor, der die Erde am 08.01.2014 17:05:34 UTC traf.

Der Eintritt des Himmelskörpers mit der Bezeichnung IM1,  CNEOS_2014-01-08, in die Erdatmosphäre erfolgte mit einer Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Sekunde, wobei das Objekt zerbrach. Es hatte nur einen Durchmesser von ∼0.45 Metern, wog vielleicht 500 kg und dürfte vollständig in der Erdatmosphäre verglüht sein, hieß es. Aber es gab auch die Vermutung, dass Bruchstücke in den Pazifik gefallen sein könnten. Auch das war keine wirkliche Sensation.

Flugbahn des Meteors vom 8. Januar 2014 (rot), die sich mit der der Erde (blau) zum Zeitpunkt des Einschlags schneidet, ti = 2014-01-08 17:05:34. Amir Siraj, Abraham Loeb

Aus den Bahndaten und der Geschwindigkeit des Körpers berechneten die Astronomen dann aber, dass dieses Objekt von außerhalb des Sonnensystems kommen musste. Denn die Geschwindigkeit von 60 km/Sekunde, mit dem es sich der Erde näherte, hätte es dem Objekt ermöglicht, dem Sonnensystem auf seiner hyperbolischen Bahn zu entkommen – wenn es nicht mit der Erde kollidiert wäre. Ich hatte im Blog-Beitrag Dezember 2014: Erde von interstellarem Objekt getroffen darüber berichtet.

2019 hatte man dann über den Vorgang eine Vorabveröffentlichung auf der Plattform Arxiv eingestellt, auf eine finale Bestätigung der Daten wartete man aber. Diese Bestätigung erhielt man vom US-Militär aber erst 2022 – ich hatte im Blog-Beitrag Extrasolarer Meteorit 2014 auf die Erde gestürzt – Beobachtung vom Militär bestätigt darüber berichtet.

Die Suche nach Resten und deren Fund


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Da der Eintritt des Meteoriten in die Erdatmosphäre über dem Südpazifik erfolgte, gingen Forscher davon aus, dass kleinere Bruchstücke den Eintritt überstanden, und ins Meer gefallen sein könnten. Die Idee entstand, dass man diese Reste bergen könnte, um Zugriff auf interstellare Materie zu bekommen.

Später beschrieben die Forscher in einem Vorabdruck (sowie in Interviews) den Expeditionsplan des Galileo-Projekts zur Bergung kleiner Fragmente des Meteors. Mit Hilfe eines magnetischen Schlittens sollte der Meeresboden der Einschlagsregion auf Trümmer untersuchen. Magnetische Bestandteile sollten am Magneten hängen bleiben und mit einer Langleinenwinde über den Schlitten geborgen werden.

Ende Juni 2023 ging dann die Meldung durch die Presse, dass die Reste des Meteoriten gefunden worden seien. Avi Loeb hatte am 26. Juni 2023 einen entsprechenden Bericht im Blog des Galileo Projekts, das die Bergung finanzierte, mit ersten Ergebnissen veröffentlicht.

Kügelchen eines Meteoriten
Mögliche interstellare Materie, Quelle Avi Loeb

Es wurden mehrere Dutzend Kügelchen vom Meeresgrund geborgen. Das obige Foto zeigt ein Kügelchen Materie, welches mit dem magnetischen Schlitten vom Meeresgrund hochgeholt wurde. Es könnte ein geschmolzenes Stück des Meteoriten sein. Auf Medium und Scientific America gibt es mehr Informationen. Golem hat diesen deutschsprachigen Artikel dazu veröffentlicht. Auch der Merkur hat diesen Artikel dazu veröffentlicht.

Dieser Artikel erwähnt, dass die Behörden des Inselstaats Manus verschnupft seien, weil die Wissenschaftler für die Suche am Meeresgrund nicht "das richtige Visum" gehabt hätten.

Bestätigung des Funds

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