Merkwürdige Geschichte, auf die ich kürzlich gestoßen bin. Käufer eines bestimmten Renault-PKW-Modells müssen nach fünf und 14 Jahren vermutlich zahlen, um weiter die Funktionen eines intelligenten Tempomaten zu behalten. Hintergrund ist, dass Kartenmaterial kostenpflichtig per Internet aktualisiert werden muss.
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Abo-Modelle und Zusatzpakete für Autos
Moderne Autos werden immer mehr zum "Smartphone" und zur Cash-Cow für die Autohersteller. Audi, BMW, Mercedes etc. bieten bestimmte Funktionen nur gegen Aufpreis an. Mercedes hatte in den USA eine Beschleunigungsfunktion für seine EQ-Modelle für 1.200 US-Dollar pro Jahr im Angebot. BMW verabschiedete sich kürzlich von der Idee, ein Abo für die Sitzheizung anzubieten und kassiert an anderer Stelle ab.
Und dann kommen noch Sicherheitslücken, Datensammelwut, Software-Fehlfunktionen und lange dauernde Software-Updates hinzu. Drüben in meinem IT-Blog habe ich bestimmte Themen ja nachgezeichnet. Der erste Teil der Linkliste am Artikelende enthält einen Auszug aus der "Liste der Grausamkeiten" für PKW-Besitzer. Gibt noch weitere Klöpse, die ich mir in meiner Jugend, vor 50 Jahren nicht träumen ließ, als ich fast "Auto-Schrauber" geworden wäre (siehe Meine „Schrauberjahre"-Teil 3: Ein Auto wird gebraucht …).
Renault und der Tempomat
Es ist eine merkwürdige Geschichte, auf der ich beim Focus vor kurzem gestoßen bin. In diesem Beitrag berichtet die Redaktion, dass der Autobauer Renault für sein Advanced Driving Assist-Paket nach fünf beziehungsweise 14 Jahren erneut ein Zahlung fordert oder die Funktion deaktiviert.
Das norwegische Magazin motor.no berichtet hier vom Renault Scenic und dessen intelligenter adaptive Geschwindigkeitsregelung. Diese Funktion berücksichtigt auch die Straßenverhältnisse und nicht nur den übrigen Verkehr auf der Straße. In einer engen Kurve bremst er zum Beispiel unabhängig davon, ob ein Auto vor ihm fährt.
Der Tempomat benötigt aber ein Netzwerk und Kartendaten. Nach fünf Jahren muss der Autobesitzer für die Aufrechterhaltung der Verbindung bezahlen. Und nach 14 Jahren wird wohl erneut eine Zahlung fällig, um diese Funktionen weiter nutzen zu können (der Abruf der Kartendaten und der Zugang zum Internet lässt sich der Hersteller vergüten).
Im Beitrag wird kein Preis genannt, das Ganze bezieht sich auf ein E-Auto und es ist aktuell auch unklar, ob diese Regelung für ganz Europa gilt. Aber diese Meldung zeigt erneut, dass man beim Autokauf nicht nur Farbe und Grundausstattung wählen, sondern auch sehr genau ins Kleingedruckte der Zusatzpakete schauen muss. Von einer Recherche bezüglich Ersatzteilpreisen und Inspektions- bzw. Reparaturkosten ganz zu schweigen. Und wenn man Pech hat, bekommt man von den Herstellern noch ein Fahrzeug, dessen Software voller Fehler ist.
Das hätte ich mir vor 50 Jahren alles anders vorgestellt – und Mitte der 90er Jahre wurden die langlebigsten Autos der letzten 50 Jahre hergestellt – nicht rostend, wegen verzinkter Karosserie, noch keine computergesteuerte Elektronik und noch gut wartbar – Autos, die unkaputtbar sind. Leider haben mich diese Fahrzeuge (z.B. Nissan Primera) wegen Unfall-Totalschaden "verlassen". Aber um die Jahrtausendwende hatte ich die automobile Fehlentwicklung noch nicht auf dem Radar.
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Zur "Cash-Cow" kann nur werden, was von Lobbisten im Gewandt von Parlamentariern bzw. solchen die sich monetär gerne "überzeugen" lassen, nicht vernünftig reguliert wird. Siehe "Design-Schutz", den es in der EU nicht überall gibt, aber in Deutschland schon … damit fette Konzerne Ersatz-Teile zu absurden Preisen absetzen können. Beispiel Scheinwerfer, die sind Teil der Außenhaut von Fahrzeugen, genießen also Designschutz. Da gehen schon mal quasi leere Plastikgehäuse, ohne Leuchtmittel usw. (zb. LED) für schlappe 1500 Euro über den Tresen. Gleiches Teil im Ausland kaufen kann 2/3 und mehr billiger sein. Warum werden nur die dummen Deutschen Autofahrer Abgezockt? Richtig, weil sie eben dumm sind (beim Wählen)!
"unkaputtbar"
Langfristig haltbare Produkte sind machbar, wenn die heuchelnde Lügenpolitik denn wirklich wollen würde, wovon sie in ihren Sonntagsreden immer mal schwadronieren. Es brauchte nur die nötigen "Leitplanken", zb. 10 Jahre oder mehr Herstellergarantie ohne wenn und aber! Und die Pflicht Ersatzteile so lange zu vernünftigen Preisen bereit zu stellen, wie eine zu definierende Anzahl des jeweiligen PKW-Modell noch im Verkehr sind (Zulassungzahlen). Dazu eine Lieferpflicht binnen max. drei Tagen. Und alle Kosten die durch Nichteinhalten der Vorgaben entstehen, zu Lasten der Hersteller. Mal sehen wie lange es dann dauert, bist sich Dinge verbessern … natürlich werden Fahrzeuge dadurch teurer. Wobei es über die Nutzungsdauer trotzdem billiger würde, als ständig neue Autos kaufen zu müssen …. die oft beanstandete "Wegwerfmentalität" zwingt uns schließlich die Industrie auf … bzw. das veraltete, falsche Wirtschaftsmodell / -System.
Technischer Fortschritt?
Gewiss, wenn man Produkte länger nutzt, dauert es länger bis man in den Genuß neuerer Erkenntnisse usw. kommt. Doch ist inzw. vieles bereits derart ausgereift, oder technisch bereits nahe am Anschlag des überhaupt machbaren, das aktuelle Neuprodukte kaum noch von weiteren Fortschritt profieren können.
Ausnahme Software-Updates, die sind allerdings ein Punkt der sich regulieren ließe. Warum bekommen zwei, drei Jahre alte Modelle keine Updates mehr … nicht mal, wenn man sogar bereit wäre dafür anteilig zu bezahlen. So etwas müsste doch nicht sein und ist wiederum eine Frage der Regulierung, aber auch des geplanten Lebenszyklus. Wenn der Hersteller ein Gerät für eine bestimmte Nutzungsdauer konzipiert, womöglich bis hin zur geplanten Obsoleszenz … dann wir er natürlich keine "veralteten" Geräte mehr mit neuer Software unterstützen … da beißt sich die Katze halt in den Schwanz, wenn man ein Wirtschaftmodell hat, dem die Umwelt und der Ressourcenverbrauch auf Teufel komm raus "scheiß egal" sind, Klimawandel hin oder her … heuchel heuchel … -Politik … (und die Grünen sind damit leider auch "mitgemeint" !!)
Ich fahre privat ein ziemlich unintelligentes Zweckauto, der Tempomat funktioniert beim Drücken von Tasten zum Setzen/lösen und einer Wippe zum Verstellen der Geschwindigkeit. 4 Tasten!
Im Urlaub habe ich gerade einen Leihwagen, Toyota Corolla Hybrid-Irgendwas, bei den man weder das Kartenmaterial angezeigt bekommt, noch bei den der Tempomat aktiviert ist – "Zeitraum abgelaufen, bitte Erneuern" (klingt ähnlich oben Beschriebenen).
Der eigentlich lustige Punkt ist nun dieser: Ich kann weiterhin die Maximalgeschwindigkeit angeben bzw. bekomme sie angezeigt (Erkennung durch Kamera? Wissen durch die digitalen Straßendaten (Finnland/Nokia – nicht unwahrscheinlich))? Letzteres würde bedeuten, die Daten sind da, aber nicht freigeschaltet – auch nichts unübliches.
Mit Angabe der Maximalgeschwindigkeit kann ich nun das Gaspedal weit durchtreten, der Wagen hält die maximale Geschwindigkeit durch Beschleunigen und selbsttätiges Bremsen *fast immer* ein (das ist gut, weil Finnland teuerer ist beim Erwischtwerden, und hey, ich bin in Urlaub :)
Ab und an geht er ein oder zwei km/h weiter und bimmelt dann einen Zu-schnell-Alarm. Das Auto bimmelt sich also selbst an, weil es schneller als die Einstellung ist, die es sich selbst gegeben hat! Softwareproblem, kann man nichts machen – die mitfahrende Familie erheitert es mittlerweile augenrollend ;)
Das nächste Auto (hoffentlich nicht so bald) wird wieder ein Fahrrad, oder ein Lada Nova aus nicht-EU-Ländern, die sowas nicht zu haben brauchen ;)
Meine derzeitiger Pkw, Nissan Primera P11, letzte Baureihe, 140 PS, Erstzulassung März 2001, funktioniert immer noch sehr zuverlässig. In der Werkstatt lasse ich ihn regelmäßig warten und bislang mussten überwiegend nur Verschleißteile wie Reifen, Bremsscheiben, Auspuffanlage, Batterie, etc. ,erneuert werden.
Interessant finde ich, dass das Nachfolgemodell Primera P12, deutlich mehr Probleme zu machen scheint, wie mir Bekannte berichten.
Wenn irgendwann jemand mit ins Auto fährt, wird es sich sofort um einen wirtschaftlichen Totalschaden handeln. Aber solange es geht, werde ich mein Auto weiterfahren.