Heute eine kleine Geschichte, wie ich am gestrigen Sonntag eine überraschende Entdeckung machte – ich stieß auf Knoblauchsrauke, die am Wegesrand an einem Waldweg zwischen Brennnesseln wuchs. Eigentlich hätte ich Knoblauchsrauke ja seit Jahren auf dem Radar und gerne gekostet, wusste in etwa auch, wie die Pflanze aussah. Ich hatte über die Jahren sogar schon größere Bestände gesehen, war aber nie in der Lage, die Pflanzen als Knoblauchrauke zu identifizieren.
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Momentan ist ja Frühling – und auf den Märkten wird Bärlauch angeboten. Als ich so Samstag auf dem Markt den Preis für ein Bündel Bärlauch las, dachte ich so bei mir: Junge, in deinem Garten wächst gerade ein Vermögen an Bärlauch – im Beitrag Bärlauch, wild oder aus dem Garten auf einem Foto als Ausschnitt zu sehen. Auf den Wiesen blüht das Wiesenschaumkraut – fällt auch unter essbare Kräuter (Frühlingstipp: Wiesenschaumkraut – essbare Blüten) und habe ich die letzten Wochen immer mal wieder gepflückt und die Blüten gegessen. Was mir in meiner Sammlung an Frühlingskräutern noch fehlte, war die Knoblauchsrauke …
Die Knoblauchrauke stammt aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae), die in Europa weit verbreitet ist. Die Wikipedia weiß, dass beim Zerreiben der Blätter ein Knoblauchduft entsteht. Dort liest man auch, dass die Pflanze im Wald halbschattig auf Lehmboden an Wegrändern, gerne in Nachbarschaft zu Brennnesseln wächst. Die Knoblauchsrauke hat im Mittelalter und der frühen Neuzeit eine gewisse Rolle als Gewürzpflanze gespielt – die Leute konnten sich keine teuren Gewürze leisten. Und es geht die Legende, dass die Knoblauchsrauke wie der Bärlauch eine zweite Karriere in der feinen Küche hinlegt.
Einziges Problem: Ich hatte bisher noch keine Knoblauchsrauke gefunden. Bei meinen Nordic Walking-Touren hatte ich die Jahre immer mal wieder direkt am Ortsrand solche Pflanzen am Waldrand gesehen, die ich als "möglicherweise Knoblauchsrauke" identifizierte. Aber mein Reibetest mit den Blättern schlug jedes Mal fehl. Da roch oder schmeckte nichts nach Knoblauch, und ich dachte, da hast Du dich geirrt – vermutlich waren die Pflanzen schon zu alt und hatten kaum noch Wirkstoff.
Huch, da ist Knoblauchsrauke
Sonntag war ein längerer Spaziergang angesagt. Meine Frau brauchte noch Brennnesseln für den Garten und hatte eine Gartenschere, Gartenhandschuhe und zwei Plastiktüten dabei. Sie gedachte die Brennnesseln, die an diversen Stellen im Wald an Wegen wuchern, mitzubringen. Ich hatte die Route für den Spaziergang so geplant, dass wir erst zum Abschluss unserer Tour an den Brennnessel-Beständen vorbei kamen.
Knoblauchsrauke (9. Mai 2021)
Als ich dann so auf die Bestände mit jungen Brennnesseltrieben zuging, um zu "ernten" standen da einige grüne Pflanzen mit gezackten Blättern, die bereits zum Blühen angesetzt hatten. Spontan schoss mir "Alter Falter, das ist Knoblauchsrauke" durch den Kopf, was ich auch meiner Frau so kommunizierte. Sicher war ich mir nicht, den Text der Wikipedia hatte ich auch nicht im Hinterkopf (auch nicht die Frage "kann mit … verwechselt werden"). Also zupfte ich ein Blatt ab und zerrieb es zwischen den Fingern. Als ich daran roch, verströmten meine Finger ein herrliches Knoblaucharoma – "ist Knoblauchrauke", stellte ich fest, um einige weitere Blätter abzurupfen und in den Mund zu stecken. Was für ein herrlicher Geschmack …
"Du isst dieses Zeugs nicht, nachher fällst Du mir um und bist tot – sind doch gerade wieder Leute, die Bärlauch mit Maiglöckchen oder Herbstzeitlose verwechselt haben, umgekommen" hörte ich von meiner Frau. Konnte ich natürlich nicht riskieren, habe noch ein wenig auf den Blättern herumgekaut und sichtbar zur Beruhigung von beste Frau von Welt ausgespuckt. Ok, bei einer echten Giftpflanze wäre das zu spät gewesen – aber ich hatte noch für Stunden dieses herrlich leichte Knoblaucharoma im Mund.
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Werde mir vielleicht die Tage, wenn ich beim Nordic Walking das nächste Mal an der Stelle vorbei komme, einige Blätter von der Knoblauchsrauke mitnehmen. Klein geschnitten auf ein Quarkbrot müsste das wunderbar schmecken. Und bezüglich des Risikos, welches meine Frau umtrieb, halte ich es mit dem Kölsche Grundgesetz und §3 Et hätt noch immer jot jejange. Sollte es demnächst hier im Blog still werden, hat es mit §3 nicht hingehauen und ich hätte besser §6 Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet beherzigt, aber das wäre dann zu spät. In diesem Sinne …
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„Du isst dieses Zeugs nicht, nachher fällst Du mir um und bist tot – sind doch gerade wieder Leute, die Bärlauch mit Maiglöckchen oder Herbstzeitlose verwechselt haben, umgekommen" hörte ich von meiner Frau. …
Ich gönne Dir auch die lange Rente, deshalb hier eine der schönsten app`s die mir ln letzter Zeit unterkam. https://floraincognita.com/de/ueber-flora-incognita/
Die app kommt von der TU Ilmenau, was mich schon mal sehr beruhigt. Ohne G – account bekam ich die apk per Mail Link, da ist für mich auf den ersten Blick absolut nichts mieses drin. G und IOS store als Hauptdownload.
Ich war gerade im Garten, gewähre der app Zugriff auf Speicher, cam und Standort, fotografiere die Pflanze und erhalte "online" das Ergebnis.
Nicht ganz so schön, "Meine Beobachtungen" also die Pflanzen in meinem Garten, speichert nicht die Details auf dem SM, oder ich habe es noch nicht gefunden.
Ansonsten bin ich ja sehr kritisch was Daten / Standorte etc. angeht, hier trägt man sinnvoll einer Datenbank bei. Ich habe da schon ein paar anscheinend zugewanderte Pflanzen im Blick, die blühen allerdings noch nicht.
Foto des Grünzeugs, und Du bist auf der sicheren Seite ;-)