Ich hoffe, die Jungs und Mädels da drüben sind jetzt nicht zu arg verärgert, aber spontan ging mir ein "die spinnen, diese Briten" durch den Kopf, als ich die Meldung las. Später dämmerte mir, dass der Spruch irgendwo im Hinkelstein-Band auf eine andere Volksgemeinschaft mit dem Namen einer südeuropäischen Stadt gemünzt war. Aber zurück zum Beef: Die Briten müssen zukünftig einen UK-Aufkleber, statt des bisherigen GB-Zeichens auf ihr Auto pappen, wenn sie ins Ausland möchten. Brexit macht's möglich.
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Habe es zu erst für eine Scherz gehalten, aber es ist bittere Wahrheit, wie man auf dieser britischen Versicherungsseite, oder hier und hier nachlesen kann. Auch Spiegel Online hat es gerade hier aufgegriffen. Bisher hatten Autos von der britischen Insel ja ein GB-Schild auf dem Heck kleben, was für Great Britain (Großbritannien) stand. So weit so klar. Wer als Brite künftig nach Europa oder in andere Länder mit dem eigenen Auto reisen will, benötigt nach dem 28. September 2021 einen Länderaufkleber UK – oder ein Nummernschild, in dem die Zeichen UK eingeprägt sind. Diese britische Versicherungsseite fasst es so zusammen:
Diejenigen, die ins Ausland reisen, müssen ihre GB-Plakette eintauschen und sich eine neue britische Plakette besorgen, wie eine neue Entscheidung der Vereinten Nationen (UN) besagt. Die alten GB-Plaketten sind bis zum 28. September gültig, danach ist nur noch die neue britische Version erlaubt, wenn man in anderen Ländern fahren will.
Wenn Sie ein britisches Kennzeichen haben, müssen Sie sich entweder eine neue Plakette oder ein neues britisches Kennzeichen besorgen.
Das ist jetzt nicht eine böse Schikane der EU, und auch die Vereinten Nationen wollen die Briten irgendwie nicht wirklich ärgern. Sondern die britische Regierung "genießt ihre Freiheiten nach dem Brexit" und hat eine solche Regelung in ein Gesetz gegossen sowie das Länderkennzeichen bei der Uno eintragen lassen. Das UK steht für United Kingdom (Vereinigtes Königsreich) und soll andeuten, dass auch Nordirland dazu gehört.
Ach, und weil man so richtig perfekt sein will, muss das ganz genau eingehalten werden, was auch immer passieren mag. Das Ganze ist aber so kompliziert, dass ich es auch beim dreimaligen Lesen nicht wirklich bis ins kleinste Details verstanden habe. Hier hilft die Faustregel: Im Zweifelsfall einen UK-Aufkleber, aber nur rechts vom Nummernschild anbringen. Herrlich, diese Bürokraten.
Die Briten sind aber echt stinkig, wenn ich diesen Artikel hier richtig lese. Das Medium schreibt, dass diese Änderung nach dem Brexit, die angeblich Nordirland stärker einbeziehen soll, einige Tory-Abgeordnete vor dem offiziellen Inkrafttreten am 28. September 2021 verärgert habe. Die meisten Fahrzeuge innerhalb Großbritanniens haben keine Plakette auf ihrem Nummernschild und müssten eine neue kaufen, um international fahren zu können. Zudem haben einige Oldtimer wohl eine GB-Plakette in die Nummernschildhalter der Karosserie eingearbeitet, und deren Besitzer müssen jetzt einen schnöden UK-Aufkleber daneben pappen.
Kritiker wie der konservative Abgeordnete Ian Liddell-Grainger halten den Schritt für reine Geldverschwendung und ein "Schlag ins Gesicht" aller Engländer, die stolz darauf sind, Briten zu sein. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagte: "Die Änderung des nationalen Kennzeichens von GB zu UK symbolisiert unsere Einheit als Nation und ist Teil einer größeren Bewegung hin zur Verwendung des britischen Kennzeichens in der gesamten Regierung." Ich hole mir jetzt mal Popcorn und lese meinen Asterix und die Gallier weiter …
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Wen interessiert dieses Small Britain noch, die jetzt sogar die metrischen Maße als Standardeinheit wieder abschaffen? Das ist nur noch lachhaft. Ich kann nur jedem empfehlen, sich lieber Geschäftspartner aus EU-Staaten zu suchen, weil man hier deutlich einfacher seine Rechte durchsetzen kann, und sie auch hat.
SB schafft sich ab, zumindest bei mir, und sehr vielen anderen.
Es steht ihnen frei, jederzeit gerne wieder einen EU-Aufnahmeantrag zu stellen, dann aber ohne die ganzen Sonderrechte, die sie früher hatten. Echte Europäer waren die alten Briten nie. Und die jüngeren, intelligenteren sind leider nicht in ausreichender Zahl zur Wahl gegangen. Das können sie aber jederzeit nachholen, wenn sie denn nur wollen. Bis dahin: winke-winke, und "Sprich zu der Hand". Es interessiert mich zum Glück auch beruflich nicht, wie sich die Engländer als Wirtschaftsmacht gerade selbst abzuschaffen versuchen – recht effizient.
https://www.spiegel.de/ausland/new-york-boris-johnson-haelt-absurd-komische-rede-vor-der-uno-vollversammlung-a-fc2c2822-a669-4366-8e75-75eae849f6a9
Kürzlich fiel doch mal der Begriff der Infantilisierung