Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz) ist eine chronische und häufig therapieresistente Erkrankung, unter der Betroffene ein Leben lang leiden. Neben der Diagnose kommt es auf die richtige Behandlung an, um die durch Fibromyalgie verursachten Beschwerden zu bessern.
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Etwa 0,6 bis 4 Prozent der Bevölkerung (je nach Quelle) leiden an Fibromyalgie (der Begriff bedeutet nichts anderes als Faser-Muskel-Schmerz). 85 bis 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Die zugrunde liegenden Ursachen sind noch unbekannt, Fibromyalgie wird meist den rheumatischen Erkrankungen zugeordnet. Rheumatologen sind daher in der Regel die richtigen Ansprechpartner für diese Beschwerden. Die Fibromyalgie ist leider eine Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet ist. Jeder Patient erlebt eine andere Kombination an Beschwerden.
Symptome der Fibromyalgie
In der Vielzahl der Fälle ist die Krankheit aber durch weit verbreitete Schmerzen mit wechselnder Lokalisation in der Muskulatur, um die Gelenke und im Bereich des Rückens, sowie Druckschmerzempfindlichkeit an bestimmten Schmerzpunkten (Tenderpoints) charakterisiert.
Hinzu kommen oft noch Begleitsymptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen, Morgensteifigkeit, Konzentrations- und Antriebsschwäche, Wetterfühligkeit, Schwellungsgefühl an Händen, Füßen und Gesicht, Kribbeln etc. Man spricht daher auch vom Fibromyalgie-Syndrom. Eine Auflistung diverser Symptome findet sich in diesem Artikel.
Die Erkrankung ist nicht nur chronisch, sondern tritt gelegentlich auch in Schüben auf. Ein Problem für viele Betroffene ist, dass einerseits durch die zahlreichen Beeinträchtigungen eine Einschränkungen bei der Erwerbsfähigkeit auftreten kann. Andererseits sind die Erfolgsaussichten, eine (Erwerbsminderungs-) Rente auf Grund einer Fibromyalgie-Erkrankung bewilligt zu bekommen, schlecht. Ca. 90 % aller Erstanträge werden abgelehnt, da die Fibromyalgie und die einhergehenden Beeinträchtigungen nicht durch ärztliche Befunde und Gutachten nachgewiesen werden können.
Diagnose der Fibromyalgie
Die Problematik bei Fibromyalgie besteht darin, dass die Krankheit zwar chronisch und meist therapieresistent, aber oft recht spät diagnostiziert wird. Die Diagnose kann meist erst nach vielen Jahren des Leidens gestellt werden, da weder bildgebende Verfahren noch Blutwerte eindeutige Ergebnisse liefern.
Bestehen mehr als 3 Monate Schmerzen in mehr als drei Körperbereichen, sollten sich Betroffene auf Fibromyalgie untersuchen, und andere Krankheiten ausschließen lassen. Für die Diagnose ausschlaggebend sind die bei der klinischen Untersuchung zu lokalisierenden so genannten schmerzhaften Druckpunkte (die Tenderpoints). Diese liegen im Übergang von Muskeln und Sehnen im Bereich der Nacken- und Lendenregion, des Schulter- und Beckengürtels sowie an Knie und Ellenbogen. Sind 11 der 18 Tenderpoints, gemäß S3-Leitlinie, druckempfindlich, ist eine Fibromyalgie wahrscheinlich.
Behandlungsmöglichkeiten bei Fibromyalgie
Die Behandlung des Fibromyalgie-Syndroms erfordert ein umfassendes Behandlungskonzept durch Ärzte, Physiotherapeuten und ggf. auch Psychotherapeuten. Diese sollten Hand in Hand mit dem Patienten eine geeignete, individuelle Therapie zur Krankheits- und Schmerzbewältigung zusammenstellen. Fibromyalgie-Patienten können von einer Kombination aus Bewegungstherapie, Medikamenten, individueller physikalischer Therapie, Wärmebehandlungen, Entspannungsverfahren und falls notwendig Psychotherapie profitieren.
Manche Patienten berichten auch über Erfolge bei Kältetherapien (Kältekammer bis –110° C). Feuchte Kälte- oder Wärmeanwendungen wirken dagegen eher negativ. Betroffene berichten auch über gute Erfahrungen mit Schwimmen und leichten Spaziergängen. Ergänzende Verfahren wie z. B. TCM, oder verschiedene Körpertherapien sollen ebenfalls zur Linderung der Beschwerden beitragen. Ob eine Ernährungsumstellung (siehe hier) Hilfe bringt, ist allerdings von der Studienlage nicht hinreichend belegt.
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In Deutschland waren medikamentöse Therapien bisher auf die Gabe trizyklischer Antidepressiva (z. B. Amitriptylin), Serotoninwiederaufnahmehemmer (z. B. Fluoxetin), duale Antidepressiva (z. B. Duloxetin, Milnacipran) beschränkt.
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Mit dem am 10. März 2017 in Deutschland verabschiedeten 'Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften', allgemein als Cannabis-Gesetz bekannt, haben sich die Behandlungsmöglichkeiten für Fibromyalgie-Patienten erweitert. Zur Schmerzmedikation lassen sich Cannabinoide, der Wirkstoff der Cannabis-Pflanze einsetzen – wie das Wissensportal über Cannabis als Medizin für Ärzte, Apotheker und Patienten, Leafly, im Beitrag Mehr über Behandlungsmethoden mit medizinischen Cannabis bei Fibromyalgie erläutert.
(Quelle: pixabay.com, CC0 Creative Commons)
Hier gibt es inzwischen nämlich interessante Erkenntnisse. An einer Online-Umfrage der National Pain Foundation (USA) haben im Jahr 2014 mehr als 1.300 Patienten mit Fibromyalgie teilgenommen. Cannabis wurde von mehr als 60 Prozent der Betroffenen als wirksamstes Mittel zur Behandlung der Symptome genannt. Die meisten Patienten berichteten, dass keines der sonstigen verfügbaren Medikamente gegen Fibromyalgie die Beschwerden so effektiv beseitigt oder gelindert hätte, wie Cannabis.
Im Gegenteil wurde bekannt, dass die drei in den USA bei Fibromyalgie zugelassenen Medikamente bei vielen Patienten nicht wirken. Letzteres kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, die gängigen Antidepressiva wie Pregabalin (nur in den USA für diese Therapie zugelassen) oder Duloxetin zeigen bei mir keine Wirkung – die Nebenwirkungen aber tragen mich jedes Mal ziemlich aus der Bahn. Betroffene sollten daher mit ihrem Arzt sprechen, um abzuklären, ob Cannabis als Therapie in Frage kommt.
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