Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg weist auf eine fragwürdige Geschäftspraxis der Mitrados GmbH hin. Diese führt Verbraucher durch Bestellungen in einem Online-Shop in eine kostenpflichtige Mitgliedschaft. Die Firma wurde inzwischen abgemahnt, der Sachverhalt landet wohl vor Gericht.
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Worum geht es genau?
Auf der Suche nach Naturkosmetik oder Bio-Lebensmitteln gelangen Verbraucher möglicherweise auf den Onlineshop www.najoba.de der Mitrados GmbH & Co. KG. Dort können Verbraucher kostenpflichtige Produkte bestellen, die auch geliefert werden. Wer nicht aufpasst, geht (bisher) eine kostenpflichtige Mitgliedschaft für 12 Monate ein. Denn nachdem Verbraucher die Ware erhalten und bezahlt hatten, wurden nach 4 Wochen plötzlich weitere 59 Euro für eine 12-monatige Mitgliedschaft abgebucht. Eine Creme für 5 Euro kostet dann 64 Euro – ganz schön teuer.
Der Trick: Laut Allgemeiner Geschäftsbedingungen ist ein Kauf im Onlineshop www.najoba.de nur für Mitglieder möglich. Tatsächlich gab es, laut Verbraucherzentrale, bisher darauf aber keinen Hinweis oder entsprechende Einschränkungen während der Bestellung. Stattdessen startete die Mitrados GmbH mit dem Wareneinkauf einfach eine kostenlose 28-tägige Testmitgliedschaft. Diese ging anschließend automatisch in eine kostenpflichtige Mitgliedschaft über, wenn keine Kündigung erfolgte.
Ich habe ein wenig im Internet recherchiert. Abseits dieses Artikels, in dem mittlerweile ein Hinweis auf die Mitgliedschaft zu finden ist, sind die Stimmen deutlich negativ. Auf Verbraucherschutz.de gibt es bereits seit Dezember 2018 diesen Artikel mit Informationen zum Fall. Mein Eindruck: Da wurde irgendwann 2018 was geändert. Also Obacht vor dem Kleingedruckten. Jetzt hat dieser Fall die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg auf den Plan gerufen.
Beschwerden bei der Verbraucherzentrale BaWü
Zu Beginn des Jahres erhielt die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg mehrere Beschwerden von Verbrauchern, denen im Rahmen einer Bestellung eine kostenpflichtige Mitgliedschaft untergeschoben wurde. Die dort bestellte Ware wurde, so berichteten Verbraucher, bezahlt und geliefert. Doch vier Wochen nach der Bestellung wurden plötzlich weitere 59 Euro für eine 12-monatige Mitgliedschaft von ihrem Konto abgebucht. Die Mitrados GmbH verwendet den oben beschriebenen Trick, um die Mitgliedschaft bei einem Bestellvorgang unterzuschieben.
Laut Verbraucherzentrale BaWü gibt es mittlerweile zwar im Bestellvorgang vereinzelte Hinweise auf diese Mitgliedschaft. Die Gestaltung ist aber noch immer so gewählt, dass Verbraucher sie leicht übersehen können. „Verbrauchern ungewollt eine kostenpflichtige Mitgliedschaft unterzuschieben ist klar rechtswidrig. Beim Onlineeinkauf müssen Kosten und Bedingungen eindeutig dargestellt werden", bewertet Sabine Holzäpfel, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg die Vorgehensweise des Unternehmens.
Die Vorgehensweise ist rechtswidrig
Die Rechtslage in Deutschland: Seit Einführung der Button-Lösung müssen Bestellbuttons im Internet eindeutig beschriftet sein. Der Hinweis „Jetzt kaufen", wie Mitrados ihn in seinem Onlineshop verwendet, reicht nicht aus, wenn neben dem Verkauf des Produkts gleichzeitig eine kostenpflichtige Mitgliedschaft eingegangen werden soll.
Verbraucher wurden zwar von Mitrados über ihr Widerrufsrecht des Wareneinkaufs belehrt, nicht aber zum Widerruf einer kostenpflichtigen Mitgliedschaft. Das hat zur Folge, dass sich die Frist für den Widerruf auf 12 Monate und 14 Tage verlängert. Betroffene Verbraucher können die ungewollt abgeschlossene Mitgliedschaft also auch jetzt noch vorsorglich widerrufen.
Unterstützung bekommen Betroffene in der Beratung der Verbraucherzentrale, sie stellt zudem auf der Webseite www.vz-bw.de/node/34179 einen kostenlosen Musterbrief zur Verfügung. Verbraucher, denen in anderen Shops ähnlich zweifelhafte Geschäftspraktiken auffallen, können diese der Verbraucherzentrale melden.
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Wegen Irreführung und rechtswidriger Allgemeiner Geschäftsbedingungen hatte die Verbraucherzentrale die Mitrados GmbH abgemahnt. Da bis heute keine Unterlassungserklärung eingegangen ist, landet der Fall voraussichtlich vor Gericht. Verbraucher sollten bis zu einer Entscheidung beim Einkauf genau hinsehen, ob mit dem Einkauf weiterhin eine kostenpflichtige Mitgliedschaft verbunden ist.
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Warum hast du geNomen 59e vom meine Konto!!!! Ich will dise Geld zurück jezt. Ich hab nur bestellen 1 Shampoo vom Najoba.de ich will nicht zahlen für was anderes!!!
Ich weiß nicht, ob die etwas verändert haben – aber ich konnte nur den Einkauf tätigen und damit Waren bestellen, wenn ich aktiv ein Kästchen anklicke, dass ich mit dem Testabo einverstanden bin. Das finde ich völlig korrekt und ausreichend. Wenn Käufer nicht lesen können oder wollen, ist das doch ihr Problem und kann nicht auf den Shop geschoben werden!!!!
Nun ja, der Beitrag ist schon ein paar Tage alt – und die Handhabung war vorher definitiv anders. Die negative Berichterstattung sowie die Abmahnung der Verbraucherzentrale zeigen wohl Wirkung – gut so! Ob es jemand mit Sinn und Verstand gibt, der so was wissentlich abschließt, kann ich nicht beantworten.
PS: Und nun rufen Leute hier an, weil der Blog-Beitrag recht prominent in der Google-Suche rankt, gehen auf das Impressum und denken, ich sei mit der Mitrados GmbH verbandelt. Scheint also, dasLeute immer noch reinfallen.
Hallo,
diese Vorgehen praktiziert auch Fa. www. Pluuz.de in Internet.
Ich musste für ungewollte Mitgliedschaft 14,00€ pro Monat bezahlen.
Das war die teuerste Kosmetik meines Lebens!
ich bin 81 Jahre alt und für diese Welt der Täuscher und Abzocker anscheinend nicht schlecht genug. Wie soll einem moralischen Menschen in den Kopf kommen, dass man eine Mitgliedschaft eingeht, bloß weil man ein wenig Kosmetik bei najoba bestellt, einer Firma, die grün daher kommt, und der man deshalb Vertrauen zollt. Darüber hinaus ist die Einwilligung zur Mitgliedschaft durch das Sätzen einem Häkchens leicht mit der Einwilligung zu einem Newsletter zu verwechseln. Perfide auch, dass erst die Abbuchung erfolgt (in der Nacht gegen 23 Uhr) und am nächsten Tag der "Glückwunsch zur Mitgliedschaft" kommt, so dass man die ungewollte Überweisung nicht stoppen kann.
Ich hoffe, die Machenschaften der Firma werden gestoppt und kann bis dahin nur raten:
andere Verkäufer haben auch …
Die hinter najoba stehende Firma Mitrados steht mit dem Unterschieben des Vertrages auf wackeligen Füßen (nach § 356 BGB)
Rechnerisch ist die Mitgliedschaft Schwachsinn und zielt nur darauf ab, dass Kunden möglichst viel bestellen. Selbst wenn 20% Rabatt gewährt werden, sind das auf 59,00 € berechnet nur 11,80 €. Da muss man schon eine Menge kaufen, bevor man die 59 € wieder drin hat.
Übrigens – auch auf den Hinweis, dass dem Verbraucher nach BGB §356 unter bestimmten Bedingungen ein Widerrufsrecht zusteht, hat Mitrados nicht reagiert und verweigert die Rückzahlung.
Wahrscheinlich hat die Firma zwar eventuelle Gesetzeslücken inzwischen geschlossen. Doch wie sagt das Sprichwort "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste"