Intervallfasten – das steckt dahinter

GesundheitFasten ist Medizin, der Körper wird entschlackt und entgiftet. Krankheiten lassen sich heilen und das Ganze wirkt wie ein Jungbrunnen. So das Versprechen vieler Diät- und Fastenanleitungen. Kürzlich bin ich erneut auf den Begriff 'Intervallfasten' gestoßen. Zeit, mal einen genaueren Blick auf das Thema zu werfen.


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Gelegentlich liegen Themen in der Luft. Da ich mich im Blog auch mit Medizin- und Gesundheitsthemen auseinander setze, schaue ich mir auch die Themen Diäten und Fasten an. Friss die Hälfte, Diäten und was weiß ich, gehen an mir persönlich vorüber, da inzwischen die Probleme wie Jo-Jo-Effekt bekannt sind. Detoxing mit Hilfe bestimmter Präparate ist Humbug, habe ich mal gelernt.

Vor einigen Jahren bekam ich auch mit, dass ein Ehepaar im Bekanntenkreis an zwei Tagen die Woche nichts isst. Hatte dort den Hintergrund, dass beim Eintritt in den vorgezogenen Ruhestand das Gewicht in Richtung Decke strebte. Habe ich nur am Rande registriert. Aber Fasten kann gesundheitliche Vorteile haben. So habe ich im Blog-Beitrag Intervall-Fasten hilft bei Arthrose über einen solchen Ansatz berichtet – und dort kam sogar der Begriff vor, ohne dass es hier geklingelt hat.

Vor ein paar Tagen kam das Thema wieder hoch, als mich die Redaktion der Seite intervall-fasten.net kontaktierte. Das war der Startschuss, mich einfach intensiver mit dem Thema hier im Blog auseinander zu setzen.

Intervallfasten, was ist das, wie geht es?

Intervallfasten ist keine Diät, die mit Kalorien sparen verbunden ist, sondern eine zeitlich eingeschränkte Nahrungsaufnahme. Man verzichtet einfach für mehrere Stunden am Tag auf Essen. Idee ist, dass der Körper nicht ständig mit Verdauung beschäftigt ist, sondern Zeit zur Regeneration hat. Intervallfasten soll helfen, den Zucker-und Fettstoffwechsel im Körper zu verbessern (Insulinkontrolle, Fettstoffwechsel ankurbeln). Es gibt dabei verschiedene Ansätze:

  • Meist wird die 16/8-Regel angewandt, die besagt, dass man 16 Stunden am Tag nichts isst. In einem Zeitfenster von 8 Stunden darf man essen, was man will – und vor allem: Kein Kalorien sparen, sondern man kann sich satt essen (aber nicht mehr essen als sonst).
  • Es gibt auch Varianten, wie das 2:5-Prinzip, bei dem man an fünf Tagen der Woche normal isst. Nur an zwei Tagen reduziert man die Kalorien (Männer 600, Frauen 500 kcal), aber es werden ungesüßte Flüssigkeiten getrunken.

Man kann auch Varianten durchführen, und beispielsweise nur an einem Tag der Woche weniger oder nichts essen. Der SWR hat hier (gelöscht) einen schönen Übersichtsartikel zum Thema mit einigen Übersichten und einem Video veröffentlicht. Die 16/8-Regel dürfte für viele Menschen am einfachsten einzuhalten sein. Man braucht nicht viel zu beachten und es soll trotzdem funktionieren. Diese Anleitung zum Intervallfasten gibt beispielsweise konkrete Hinweise und Erläuterungen zum Thema, erklärt die Varianten und benennt Vorteile. Eine Anleitung zum 5:2-Fasten gibt es hier vom WDR als PDF-Dokument.

Achtung: Hier ist Intervallfasten tabu

Man sollte auch wissen, dass der Verzicht auf Nahrung Stress im Körper auslöst. Dieser reduziert bei längerem Verzicht auf eine Nahrungsaufnahme die Fettverbrennung. Zudem baut sich das Eiweiß in den Muskeln ab (für mich wäre das z.B. nichts, da ich seit zwei Jahren um einen Muskelaufbau kämpfe). Hier einige Anhaltspunkte, wo Intervallfasten ungeeignet ist.

  • bei Menschen mit zu niedrigem Blutdruck
  • bei verschiedenen Stoffwechselerkrankungen
  • bei Untergewicht oder Muskelabbau
  • bei Essstörungen (Anorexie oder Bulimie)

Wer regelmäßig Medikamente benötigt, wird möglicherweise ein Problem bekommen, da diese oft zum Essen einzunehmen sind. Im höheren Lebensalter empfiehlt es sich ebenfalls, auf Intervallfasten zu verzichten. Wer chronisch krank ist, sollte seinen Arzt im Hinblick auf Intervallfasten konsultieren.

Intervallfasten in Fernsehsendungen


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Interessant ist, dass einige TV-Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks das Thema Intervallfasten aufgegriffen und in Videobeiträgen thematisiert haben.

  • In der Rubrik Ratgeber Gesundheit hat der NDR den Beitrag Gesund abnehmen mit Intervall-Fasten veröffentlicht. Dort erfährt man, dass der Körper beim Fasten Stoffe ausschüttet, die Entzündungen dämpfen können. Also genau der Wirkungsmechanismus, den ich im Blog-Beitrag Intervall-Fasten hilft bei Arthrose berichtet habe. Intervallfasten kann auch vor Diabetes Typ-2 schützen. Der Beitrag lässt sich als Video im Browser auf der Webseite abrufen.
  • In der ARD gibt es den verlockend klingenden Beitrag Gesund abnehmen mit Intervall-Fasten (gelöscht), dessen Video bis zum 18. April 2018 abrufbar ist. Und in diesem ARD-Beitrag befasst man sich mit der Frage, was Intervallfasten bringt.
  • Das ZDF greift das Thema im Beitrag Mit Intervallfasten das Gewicht reduzieren in der Rubrik 'Volle Kanne' mit dem Schlüsselwort 'abnehmen' auf. Im Text zur Sendung wird das Ganze erklärt, aber dort entscheidet man sich für die 3+1-Methode.

Und wer im Urlaub allzu stark über die Stränge geschlagen hat, dem verspricht der Hessische Rundfunk auf HR3 im Beitrag Mit Intervall-Fasten wieder in Form kommen das Blaue vom Himmel. Ich habe Ausschnitte der Radiosendung zufällig mit bekommen – das ist Krampf pur und in meinen Augen nicht zu empfehlen. In der Online-Ausgabe des Stern findet sich dieser Artikel, der das Thema ebenfalls von verschiedenen Seiten beleuchtet.

Adipositas: Intervallfasten ohne Vorteile

Generell muss man, trotz der obigen Artikel, die die Vorteile preisen, feststellen, dass die Studienlage wohl mau zu sein scheint (siehe hier, Englisch). Wer stark übergewichtig bzw. an Adipositas leidet, dürfte mit Intervallfasten zur Gewichtsreduktion nicht wirklich Erfolg haben. Auch wenn die Medien das Thema Gewichtsreduktion anpreisen, möchte ich auf diesem Artikel im Ärzteblatt hinweisen.

Eine klinische Studie der Universität Chicago hat Intervallfasten an überwiegend adipösen Patienten getestet. Die randomisierte Studie umfasste 100 Teilnehmer, die in drei Gruppen aufgeteilt wurden. Die Teilnehmer einer Gruppe sollten an zwei Tagen die Kalorienaufnahme auf 25 % des Grundbedarfs senken, durften an den anderen Tagen bis zu 125 % des Grundbedarfs zu sich nehmen. Eine zweite Gruppe senkte die Energiezufuhr auf 75 % und eine Gruppe nahm an keiner Diät teil.

Die Studie lief über 6 Monate, wobei 3 Monate lang das Essen gestellt wurde. Danach sollten die Teilnehmer das Essen selbst zubereiten. Nach einem Jahr wurde kontrolliert, ob das Gewicht gehalten wurde. Die Teilnehmer beider fastender Gruppen nahmen in 6 Monaten um 6,8 % an Gewicht ab. Nach einem Jahr lag das Gewicht der Intervallfaster um 6.0 % unter der Kontrollgruppe, das der Gruppe mit Restriktionsdiät bei 5,3 % unter der Kontrollgruppe.

Der Schluss des Studienleiters: Intervallfasten bringt keine signifikanten Vorteile gegenüber einer Restriktionsdiät, zumindest bei adipösen Menschen. Allerdings tritt auf jeden Fall eine Gewichtsreduktion auf – und möglicherweise lässt sich Intervallfasten etwas leichter als eine Restriktionsdiät einhalten.

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7 Antworten zu Intervallfasten – das steckt dahinter

  1. Christina will sagt:

    Ich bin 72 und faste 16.8 seit 4 Wochen. Leider total erfolglos. Warum? Bin total frustriert.

    • guenni sagt:

      Ab 50 ändert sich der Metabolismus des Körpers, so dass eine Gewichtsabnahme schwieriger wird. Zudem kommt es natürlich auf die Kalorienaufnahme in den 8 Stunden an (wer doppelt isst, nimmt nicht ab). Zudem sind 4 Wochen recht kurz.

      Tipp: Ernährung umstellen und versuchen, sich mehr zu bewegen. Ich selbst habe vor ca. 15 Jahren bei einem Gewicht von 83 kg beschlossen, dass das so nicht weiter gehen kann. Da ich beim 'Fasten' mehr Hunger bekomme, habe ich seinerzeit mit Nordic Walking angefangen. Jeden Tag 5 – 10 km – nach einem Jahr war ich auf 78 kg – und heute pendele ich zwischen 70 und 76 kg. Aber ich habe auch die Ernährung umgestellt – wenig Fleisch, mehr Gemüse etc.

  2. Bruno Felder sagt:

    Lieber Guenni
    Ich bin 70 Jahre alt habe mich momentan auf das IF 16/8 eingestellt das erste mal.
    Und zwar täglich von 7-15Uhr was Essen und danach fasten bereits ca.14 Tage lang und zwei Kilo abgenommen.Möchte gern den Ziklus umstellen von 12-20Uhr da ich aber Nahrungsergänzungmittel einnehme die für mir wichtig sind und hauptsächlich am Vormittag ein nehme.Diese Mittel sind Kurkuma,OPC-Traubenkernextrakt,Chrom-Picolinat.Laut Internetaussage sollen Nahrungsergänzungsmittel wärend des IF nicht eingenommen werden.
    Für eine Erklärung dazu wäre ich sehr dankbar.
    Mit herzlichen Grüßen
    Bruno

    • guenni sagt:

      Da bin ich als Blogger, der kein Ernährungsexperte ist, sicher der falsche Ansprechpartner. Der eigene Arzt müsste da was zu wissen. Möglicherweise kann auch eine Anfrage bei den Ernährungs Docs helfen – die hatten Intervall-Fasten ja im März 2019 in der Sendung. Auf der Seite der Ernährungs Docs gibt es oben ein 'Wir über uns', wo sich die drei Docs vorstellen – dort habe ich Kontakthinweise gesehen.

      Hier noch die Seiten des NDR zur Sendung Gesund abnehmen mit Intervallfasten und Intervallfasten: Welche Mahlzeit weglassen?. Unter den Artikeln sind die Experten samt deren Webseiten aufgeführt. Dort gibt es auch die Möglichkeit der Kontaktanfragen – bzw. ich habe dort Blogs gesehen, wo man ggf. auch eine Frage als Kommentar stellen kann. Ohne eine Abklärung durch einen Arzt würde ich an Ihrer Stelle da nicht selbst freifliegend selbst dosieren.

      • Bruno Felder sagt:

        Vielen Dank für deine Antwort es hat mich motiviert danach zu schauen was andere meinen zu meinem Thema.
        Herzliche Grüße
        Bruno

  3. Ina sagt:

    Habe mit meiner Mutter (ü60) die stark übergewichtig ist, das Intervallfasten gestartet und wir mussten auch feststellen, dass die Abnahme bei ihr wesentlich länger dauerte. Und von Woche zu Woche in denen ich abgenommen habe, wurde sie immer frustrierter, bis sie das Intervallfasten abgebrochen hat.

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