Hier kommt die nächste wissenschaftliche Sensation: Ein in Ägypten gefundener Meteorit, der sogenannte Hypatia-Stein, ist älter als unser Sonnensystem und muss von außerhalb stammen.
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Momentan geht es Schlag auf Schlag. Wir besuchen die Planeten, Monde, Kometen und Asteroiden unseres Sonnensystems mit Sonden. Extrasolare Planeten und Monde werden um fremde Sonnen entdeckt. Und kürzlich konnte der erste extrasolare Asteroid nachgewiesen werden (siehe Außerirdischer: Erster interstellarer Asteroid gesichtet?).
Aber es kommt noch besser. 1996 wurde ein kleiner Stein im südwestliche Teil der ägyptischen Sahara gefunden. Der Stein lag im sogenannten Libyan Desert Glass-Feld, ein Bereich, in dem gelbes Glas – vermutlich bei einem Meteoriten-Einschlag entstanden, vorkommt. Der Stein wurde nach Hypatia von Alexandria, einer um 355 in Alexandria geborenen griechischen Mathematikerin, Astronomin und Philosophin benannt.
(Hypatia-Stein, Quelle: Dr. Mario di Martino / INAF Osservatorio Astrofysico di Torino)
Hypatia-Stein fasziniert die Wissenschaft
Im Jahr 2013 gaben Forscher bekannt, dass der Stein nicht von der Erde stammen konnte, sondern Teil eines Kometen oder Asteroiden war. Dieser hatte mehrere Meter Durchmesser und muss beim Eintritt in die Erdatmosphäre zerborsten sein. Der Hypatia-Stein ist ein kleines Fragment davon.
Untersuchungen aus 2015, die auf Edelgas- und Kernsondenanalysen basierten, zeigten, dass sich das Material von allen bekannten Meteoriten unterschied. Der Stein beinhaltet eine Mischung an Mikro-Mineralen, die weder auf der Erde, noch in anderen bekannten Meteoriten und oder irgendwo im Sonnensystem auftritt.
Ein Team um Jan Kramers und Georgy Belyanin von der University of Johannesburg hat ihre neuste Analyse Ende Dezember 2017 im Fachjournal "Geochimica et Cosmochimica Acta" (DOI: 10.1016/j.gca.2017.12.020) veröffentlicht.
Während die meisten Meteoriten kleinere Mengen an Kohlenstoff und viel Silizium enthalten, ist es beim Hypatia-Stein umgekehrt. Dieser besteht zum Großteil aus Kohlenstoff mit nur wenig Silizium. Es wird vermutet, dass der Kohlenstoff aus interstellarem Staub stammt, der beim Einschlag auf der Erde zu Diamantkörnern komprimiert wurde. Zudem gibt es winzige Materialtaschen aus reinem Aluminium und anderen Metallen innerhalb der Struktur. Metallisches Aluminium kommt so auf der Erde und im Sonnensystem nicht in dieser Form vor. Das Material ist zudem extrem hart, spröde und glänzend.
Entstanden sehr weit draußen
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Zwar ist nicht viel über die Bedingungen bekannt, unter denen das Gestein entstanden ist. Aber es muss bei besonders niedrigen Temperaturen in den Tiefen des Weltraums stattgefunden haben, weit weg von jeder großen Sonne. Denkbar ist, dass der Stein aus dem Kuipergürtel oder der Oort'schen Wolke stammt. Diese befinden sich in den äußeren Regionen unseres Sonnensystems, und dort herrschen so tiefe Temperaturen.
Der leitende Forscher Jan Kramers weist zudem auf die hohe Menge an spezifischen polycyclischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) hin. Diese sind aber ein Hauptbestandteil interstellaren Nebels. Dieser existierte bereits, bevor unser Sonnensystem geformt wurde. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hat man auf der Erde einen Alien-Stein mit Material, welches von außerhalb unseres Sonnensystems stammt, in der Hand. Aber noch stehen weitere Untersuchungen an.
Weitere Informationen sind in der oben verlinkten Originalstudie oder hier, sowie in deutscher Sprache hier, hier und hier zu finden.
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