Annahmen über Festigkeit von OSIRIS-REx komplett falsch

Spannende Geschichte, zumindest in meinen Augen. Forscher haben offen gelegt, dass die Festigkeit der Oberfläche des Asteroiden Bennu gänzlich anders als angenommen war. Ohne den Rückstoß der Triebwerke wäre die Sonde bei ihrer Landung am 20. Oktober 2020 wohl weitgehend im Oberflächenmaterial versunken.


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Seit 2019 umkreiste die Raumsonde OSIRIS-REx den Asteroiden Bennu, ein Gesteinsbrocken mit ca. 500 Metern Durchmesser. Am 20. Oktober 2020 setzte die Raumsonde dann für einige Sekunden auf der Oberfläche des Asteroiden auf, um Probenmaterial zu sammeln. Ich hatte im Blog-Beitrag OSIRIS-REx erfolgreich auf Asteroid Bennu gelandet darüber berichtet. Ein Video zeigt schematisch die Probennahme, die auch geklappt hat. 

NASA’s OSIRIS-REx mission readies itself to touch the surface of asteroid Bennu
NASA's OSIRIS-REx mission readies itself to touch the surface of asteroid Bennu
Credits: NASA/Goddard/University of Arizona

Die NASA hatte auf Twitter ein Video der Landung veröffentlicht. Es zeigte den Blick von einer der Navigationskameras, kombiniert aus 189 Einzelbildern. Die Sonde hat etwas 6 Sekunden die Oberfläche berührt. Zudem ist es gelungen, die Probe in der Probenrückgabekapsel zu versiegeln. Damit kann die Sonde 2023 mit dem Probenmaterial zur Erde zurückkehren (Details sind hier beschrieben).

Neue Erkenntnisse zur Oberfläche

Die Tage bin ich auf nachfolgenden Tweet der US-Raumfahrtbehörde NASA gestoßen, der sich erneut mit der Landung auf dem Asteroiden Bennu beschäftigt. Die Daten von der Landung im Oktober 2020 waren erneut analysiert und die Ergebnisse am 7. Juli 2022 veröffentlicht worden. "Unsere Erwartungen an die Oberfläche des Asteroiden waren völlig falsch" erklärt Dante Lauretta von der OSIRIS-REx Mission der NASA. Das hat Auswirkungen auf die Asteroidenabwehr, die irgendwann mal Kollisionen mit der Erde verhindern soll.

OSIRIS-REx Landung auf Bennu

Schaut man sich das auf Twitter veröffentlichte Video (eine Simulation) an, sieht man, dass der Asteroid keine feste Oberfläche besitzt – das Landebein zur Probennahme versinkt weit im Asteroiden. Erst die gezündeten Triebwerke verhinderten, dass die Sonde mit im Asteroidenmaterial versank. Hier beschreibt die NASA die Erkenntnisse. Dort heißt es:

Die Raumsonde wäre in Bennu versunken, wenn sie nicht sofort nach dem Auffangen von Staub und Gestein von der Oberfläche des Asteroiden ihre Triebwerke gezündet hätte, um zurückzufliegen.

Die Wissenschaftler beschreiben das Ganze so, "dass die Partikel, aus denen Bennus Oberfläche besteht, so locker gepackt und leicht aneinander gebunden sind, dass ein Mensch, der Bennu betritt, nur sehr wenig Widerstand spüren würde. So als ob er in ein Bällebad springt, was bei Kindern ja sehr beliebt ist." "Wäre Bennu vollständig gepackt, würde das auf fast festes Gestein hindeuten, aber wir haben eine Menge Hohlräume auf der Oberfläche gefunden", sagte Kevin Walsh, Mitglied des OSIRIS-REx-Wissenschaftsteams vom Southwest Research Institute in San Antonio.


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Die neuesten Erkenntnisse über die Oberfläche von Bennu wurden am 7. Juli in zwei Artikeln in den Fachzeitschriften Science und Science Advances veröffentlicht, die von Dante Lauretta, dem leitenden Forscher von OSIRIS-REx an der Universität von Arizona in Tucson, und Walsh verfasst wurden. Diese Ergebnisse tragen zu der Faszination bei, die die Wissenschaftler während der gesamten OSIRIS-REx-Mission in Atem gehalten hat, denn Bennu hat sich stets als unberechenbar erwiesen. Die Wissenschaftler entdeckten zum Beispiel auch, dass Bennu Gesteinspartikel ins All spuckte (wohl nach Gasausbrüchen).

Das Forschungsteam, welches die Daten der Landung auswertete, führte Hunderte von Computersimulationen durch, um die Dichte und Kohäsion von Bennu auf der Grundlage von Bildern der Raumsonde und Beschleunigungsdaten zu bestimmen. Die Ingenieure variierten die Eigenschaften der Oberflächenkohäsion in jeder Simulation, bis sie diejenige fanden, die ihren realen Daten am ehesten entsprach.

Diese genauen Informationen über die Oberfläche von Bennu können den Wissenschaftlern helfen, Fernbeobachtungen anderer Asteroiden besser zu interpretieren. Das dürfte für die Planung künftiger Asteroidenmissionen und die Entwicklung von Methoden zum Schutz der Erde vor Asteroidenkollisionen nützlich sein.

Es ist möglich, dass Asteroiden wie Bennu – die kaum durch Schwerkraft oder elektrostatische Kräfte zusammengehalten werden – bei einer Kollision mit der Erde in der Erdatmosphäre auseinanderbrechen und somit eine andere Art von Gefahr darstellen als feste Asteroiden. "Ich glaube, wir stehen noch ganz am Anfang, wenn es darum geht zu verstehen, was diese Körper sind, denn sie verhalten sich auf sehr kontraintuitive Weise", sagte Patrick Michel, ein OSIRIS-REx-Wissenschaftler und Forschungsdirektor am Centre National de la Recherche Scientifique am Côte d'Azur Observatory in Nizza, Frankreich.

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