Ist die Besatzung des ersten bemannten Raumflugs mit dem Boeing Starliner zur Internationalen Raumstation (ISS) dort gestrandet? Obwohl die aus dem US-Astronauten Barry Wilmore und der US-Astronautin Sunita Williams bestehenden Besatzung längst auf der Erde zurück sein sollze, hängen sie wegen technischer Probleme mit dem Raumschiff auf der Raumstation fest.
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Der Boeing Starliner Testflug
Hinter dem Namen Starliner steht ein Raumschiff, das vom US-Flugzeugbauer Boeing entwickelt wurde und – neben der bereits erfolgreich eingesetzten SpaceX Crew Dragon Raumkapsel – Astronauten zur Internationalen Raumstation (ISS) bringen soll. Aber das Projekt steht unter keinem guten Stern.
Nach jahrelangen Verzögerungen und einem fehlgeschlagenen, unbemannten ersten Testflug im Dezember 2019 (das unbemannte Raumschiff erreichte wegen Fehlern nicht die internationale Raumstation) gab es dann im Mai 2022 einen 2. unbemannten Testflug der Raumkapsel, der dieses Mal die ISS erreichte.
Aber Boeing musste nach der Rückkehr der Raumkapsel zahlreiche Mängel am Raumschiff beseitigen, wodurch sich der Starttermin für den ersten bemannten Flug um Jahre verzögerte. Der erste bemannte Start mit dem US-Astronauten Barry Wilmore und der US-Astronautin Sunita Williams zum Flug zur ISS gelang nach mehrfachen Verzögerungen am 5. Juni 2024, um 16:52 mitteleuropäischer Zeit (Boeing Starliner ist endlich gestartet).
Bereits beim Flug zur ISS gab es Probleme, und das Ankoppeln fand über eine Stunde später statt. Aber hey, die Besatzung sollte nur eine Woche auf der Raumstation bleiben und dann sicher auf der Erde landen. Das Raumschiff hatte die Besatzung ja sicher zur ISS gebracht.
Rückflug zur Erde weiter offen
Aus der Rückkehr zur Erde nach einer Woche wurde nichts. Die US-Raumfahrtbehörde NASA verschob den Rückflug der Besatzung zur Erde mehrfach wegen technischer Probleme. Man wolle weitere Daten sammeln hieß es. Dann war der 26. Juni 2024 als Rückkehrdatum von der NASA verkündet worden. Wir haben inzwischen Juli 2024 und die Besatzung hängt auf der ISS fest.
Gut, Essen ist genügend auf der Raumstation vorhanden, um zwei weitere Personen durchzufüttern. Luft gibt es auch und das Klo funktioniert. Der Astronaut und die Astronautin können sich zudem auf der ISS nützlich machen und staubsaugen, die Station aufräumen sowie die restliche Besatzung bei deren Tätigkeit unterstützen.
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Aber der offene Rückflugtermin hat ein wenig von Major Tom (Völlig losgelöst) – das Lied von Peter Schilling aus dem Jahr 1982. Im Text des Lieds erfährt man, dass der Kurs des Raumschiffs überhaupt nicht stimmt und Major Tom auf ewig im All strandet. Das Lied ist übrigens aktuell bei der Europameisterschaft 2024 das inoffizielle Fan-Lied der deutschen Fußball Fans.
Gut, so schlimm wie bei Major Tom ist es bei der Starliner-Besatzung nicht. Zur Not könnte SpaceX eine Raumkapsel zur Rettung schicken – die Russen haben das mit einem Sojus-Raumschiff gemacht, als denen eine Sojus-Kapsel im Weltall wegen eines Lecks ausfiel.
Aber noch heißt es: Mit dem Starliner kann die aus zwei Personen bestehende Besatzung sicher zur Erde zurückkehren. Aber die NASA-Techniker wollen Tests und weitere Fehlersuche betreiben und ggf. Fehler per Software-Updates beheben. Und Fehler gibt es zur Genüge.
Beim Startliner gibt es inzwischen einige Helium-Lecks, wobei eines bereits vor dem Start bemerkt wurde. Man hat halt nichts unternommen, weil die Beseitigung des ersten Lecks viel Aufwand erfordert und den Start verzögert hätte. Es gab die Hoffnung "Augen zu und durch, beim Rückflug wäre der Teil eh verglüht". Aber es heißt jetzt, die Helium-Lecks sind nicht so gravierend.
Blöd ist, dass fünf der 28 Manövriertriebwerke am Raumschiff ausgefallen sind. Diese werden zur Abkopplung von der ISS und bei den Manövern für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre gebraucht. Und ein Treibstoffventil soll sich auch nicht mehr schließen lassen, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in diesem Artikel berichtet. RND ergänzt "Bis zu 45 Tage könne das Raumschiff an der Raumstation angedockt bleiben – so lange sind die Batterien des Starliner zertifiziert."
Zur Not gehen auch 72 Tage, wenn Reserven genutzt werden. Das größere Problem ist ein ganz menschliches: Der Astronaut und die Astronautin hatten nur Kleidung für eine Woche auf ihren "Ausflug" mitgenommen. Und vor dem Start war noch ein Koffer mit Wäsche der Besatzung aus dem Raumschiff ausgeladen worden. Den Platz brauchte man für eine Ersatz-Urin-Pumpe, die beim Flug zur ISS mitgenommen wurde. Irgendwann dürften dann die Anzüge der beiden Besatzungsmitglieder sowie deren Unterwäsche müffeln. Mal schauen, wann es zur Erde zurück geht. Einige weitere Informationen zum Status finden sich in diesem Artikel–
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erinnert mich irgendwie an das Wolowitz'sches Schwerelosigkeit-Notdurft-Entsorgungssystem