Salz = hoher Blutdruck = ungesund?

GesundheitWie ungesund ist eigentlich Salz? Führt ein hoher Salzkonsum zu einem hohen Blutdruck und damit zum Herzinfarkt oder Hirnschlag? Eine Vergleichsstudie liefert jetzt neue Daten.


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Die Kurzfassung: Ein höherer Salzkonsum führt noch nicht automatisch zu einem Herzinfarkt oder Hirnschlag. Eine Vergleichsstudie mit 18 Ländern belegt, dass Salz zwar den Blutdruck erhöht (was meinen Erfahrungen nach auch nicht bei jedem Menschen zutrifft), nicht aber zwingend das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. Die Kardiologie am Inselspital hat die Ergebnisse für «The Lancet» eingeordnet.

Zu viel Salz ist ungesund

Wer viel Salz isst, erhöht früher oder später seinen Blutdruck. Das wird seit mehr als einem Jahrhundert propagiert und durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen untermauert.

Allerdings würde ich den obigen Abschnitt nicht als absolut stehen lassen. Mir sind Stimmen bekannt, die ausführen, dass nicht jeder Mensch beim Blutdruck auf die Reduktion des Salzkonsums anspricht (siehe auch und hier). Das Uniklinikum Heidelberg hat diese Erklärung (Link gelöscht) zu einer Studie aus 2007 veröffentlicht. Dort hat man zwei Signalwege entdeckt, die den Blutdruck erhöhen. Dort schreibt man: Viel Salz im Essen kann zu hohem Blutdruck führen.

Ärztinnen und Ärzte warnen aber berechtigt vor einem exzessiven Salzkonsum. Und die Weltgesundheitsorganisation, European Society of Cardiology and American Heart Association empfehlen eine drastische Reduktion der Salzzufuhr für die Gesamtbevölkerung.

Dass dadurch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse automatisch gesenkt wird, konnte aber bislang keine Studie belegen.

Internationale Vergleichsstudie mit 18 Ländern

Nun untersuchte eine internationale Vergleichsstudie mit 18 Ländern und 94 378 Personen über acht Jahre, inwiefern die tägliche Salzzufuhr tatsächlich zu mehr Herzinfarkten, Hirnschlägen oder Gesamtsterblichkeit führt. Die Relevanz der Ergebnisse ordnete Prof. Dr. Franz Messerli, Kardiologe am Inselspital, für die Fachzeitschrift «The Lancet» am 9. August 2018 ein.

Hirn eher gefährdet als Herz

Die Forschenden der McMaster University in Kanada fanden in ihrem Vergleich zwar eine lineare Beeinflussung von Salzkonsum und Bluthochdruck (+2.8 mmHg Zunahme pro Gramm Salz/Tag); diese betraf aber eher Personen, die bereits mehr als fünf Gramm Salz pro Tag zu sich nahmen. Ein sehr hoher Salzkonsum führte zu einem grösseren Schlaganfallrisiko, was hauptsächlich in China der Fall war, wo der durchschnittlich Konsum bei fast 14 g pro Tag liegt.

Überraschend war jedoch die Beobachtung einer negative Korrelation zwischen Salzkonsum und Herzinfarkt wie auch zwischen Salzkonsum und Gesamtmortalität: Je mehr Salz, desto geringer das Risiko. Bei zu tiefem Salzkonsum stieg das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall wiederum geringfügig an. Franz Messerli vermutet daher, dass nicht alle Organe gleich empfindlich auf Salz reagieren bzw. dass Salz möglicherweise sogar einen kardioprotektiven Effekt ausüben könnte.


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Um dies noch besser beurteilen zu können, analysierten Messerli und seine Kollegen zudem den Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Lebenserwartung in 182 Ländern. Es zeigte sich, dass Salzkonsum, außer wenn exzessiv, positiv mit der Lebenserwartung verbunden war (je geringer der Konsum desto kürzer die Lebenserwartung und umgekehrt) – Salz also an sich nicht unbedingt gesundheitsschädlich scheint. Andererseits war die Lebenserwartung bei tiefem Salzkonsum, wie er teilweise in den Empfehlungen definiert ist, deutlich vermindert.

Mehr Obst und Gemüse statt weniger Salz

Die Studie erforschte zudem die Korrelation zwischen Kaliumgehalt der Nahrung und Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität. Unabhängig vom Salzkonsum senkte Kalium alle drei Risiken. Das bedeutet: Auch Patienten mit einem hohen Salzkonsum können mit zusätzlichem Kalium ihr Risiko vermindern. Kalium kommt hauptsächlich in Früchten, Nüssen und Gemüse vor. Schlussfolgerungen aus der Studie

  1. Eine kaliumreiche Diät (Früchte und Gemüse) vermindert das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität.
  2. Ein zu hoher Salzkonsum erhöht das Risiko von Schlaganfall aber nicht von Herzinfarkt und Gesamtmortalität.
  3. Ein zu niedriger Salzkonsum kann das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität geringfügig erhöhen und möglicherweise die Lebenserwartung vermindern.

Ein ähnlicher Artikel ist hier zu finden. Die Studie ist hier abrufbar:
DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)31376-X
Originalpublikation (Quelle)

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