Die NASA-Techniker haben erstmals seit November 2023 wieder sinnvolle Daten von der alternden Raumsonde Voyager 1 empfangen und gehen nun daran, das Raumschiff erneut in den Modus zum Sammeln wissenschaftlicher Daten zurück zu versetzen.
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Voyager 1 fliegt zwischen den Sternen
Die US-Raumsonde Voyager 1 fliegt am äußersten Rand des Sonnensystems bereits im "Raum zwischen den Sternen". Als diese Raumsonde gebaut wurde, war ich teilweise noch Lehrling. Am 5. September 1977 wurde Voyager 1 gestartet, und auf eine unglaubliche Reise geschickt. Damals war ich noch ein junger Ingenieurstudent, der der Mission entgegen fieberte.
(Voyager-Raumsonde, künstlerische Darstellung NASA/JPL)
Voyager 1 flog an den Planeten Jupiter und Saturn vorbei, um anschließend das Sonnensystem in Richtung interstellarer Raum zu verlassen. Inzwischen ist die Sonde 46 Jahre im Weltraum unterwegs und hat bereits zwischen 2010 bis 2012 (genau weiß man das nicht, da das betreffende Messgerät ausgefallen ist) unser Sonnensystem verlassen. Das Gleiche ist bei Schwestersonde Voyager 2 der Fall. Beide Sonden forschen mit den Instrumenten, die noch funktionieren und senden Daten zur Erde zurück.
Seit November 2023 kam Datenmüll
Voyager 1 ist inzwischen aber das Sorgenkind der Techniker, da die Technik in die Jahre gekommen ist und ausfällt. Im Herbst 2023 kam es bereits zu einem Vorfall, bei dem die Sonde rätselhafte Daten zur Erde schickte (siehe Verflogen? Daten der Raumsonde Voyager 1 geben Rätsel auf). Die Techniker konnten dies aber wieder beheben (siehe Raumsonde Voyager 1 sendet wieder korrekte Daten).
Im Dezember 2023 gab es dann erneut die Hiobsbotschaft, die Raumsonde Voyager 1 funkt "Datenmüll" zur Erde. Seit dem 14. November 2023 empfängt man keine korrekten Daten mehr und seit dieser Zeit sitzt ein kleines Technikerteam der NASA dran, die Ursache der Störung herauszufinden und zu beheben.
Die Techniker stehen bei Fehlern vor riesigen Problemen. Erstens sind nur noch wenige Leute für die Mission abgestellt. Zweitens befinden sich die Raumsonden so weit draußen im All, dass ein Funksignal viele Stunden von und zur Erde unterwegs ist. Und drittens müssen die Techniker mit einer Raumsonde klar kommen, deren Technik vor ca. 50 Jahren entwickelt und gebaut wurde.
Inzwischen sind viele der Ingenieure und Techniker, die zu Beginn des Projekts die Sonde gebaut und betreut haben, längst in Rente oder sogar verstorben. Selbst Dokumentation zu finden, ist schwierig, da die Leute diese beim Eintritt in den Ruhestand mitgenommen und auf Speichern oder Garagen verstaut haben. Ich hatte im Beitrag Voyager 1: Kartons mit Dokumentation dringend gesucht … über die Suche nach Dokumentation bei einer der letzten Störungen berichtet. Alles recht kompliziert geworden.
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Obige Ausführungen zeigen bereits die Schwierigkeiten der Leute auf. Die wühlen sich durch alte Dokumentation, sofern die überhaupt noch vorhanden ist und versuchten zu verstehen, was passiert sein könnte. Und das Vorhaben ist geglückt, wie ich im Beitrag Voyager 1 Raumsonde: Ursache für Datenmüll gefunden berichtet. Ein kaputter Speicher war die Ursache für den Datenmüll und man ging daran, dieses Problem zu beheben.
Dazu hat das Team den betroffenen Code, der für die Verpackung der technischen Daten des Raumfahrzeugs zuständig ist, in Abschnitte unterteilt und diese Abschnitte an verschiedenen Stellen im Flight Data System (FDS) gespeichert. Damit dieser Plan funktionierte, mussten sie diese Codeabschnitte auch anpassen, um zum Beispiel sicherzustellen, dass alles noch als Ganzes funktionieren. Alle Verweise auf die Position dieses Codes in anderen Teilen des FDS-Speichers mussten ebenfalls aktualisiert werden.
Am 18. April 2024 wurde der Code an seine neuen Speicherstellen im FDS-Speicher übertragen. Ein Funksignal benötigt etwa 22 ½ Stunden, um Voyager 1 zu erreichen, die über 15 Milliarden Meilen (24 Milliarden Kilometer) von der Erde entfernt ist, und weitere 22 ½ Stunden, um die Antwort auf der Erde zu empfangen. Als das Missionsteam am 20. April eine Rückmeldung von der Raumsonde erhielt, konnte es feststellen, dass die Änderung funktioniert hatte: Zum ersten Mal seit fünf Monaten konnten sie den Zustand und den Status der Sonde überprüfen.
Es kommen wieder sinnvolle Daten
Gerade hat die NASA bekannt gegeben, dass man erstmals seit November 2023 wieder sinnvolle Daten von Voyager 1 empfängt.
Die Raumsonde Voyager 1 lieferte verwertbare Daten über den Zustand der technischen Systeme an Bord. Der nächste Schritt besteht nun darin, die Raumsonde in einen Zustand zu versetzen, dass sie wieder wissenschaftliche Daten liefern kann.
In den kommenden Wochen wird das Team dazu die anderen betroffenen Teile der FDS-Software verlagern und anpassen. Dazu gehören auch die Teile, die die wissenschaftlichen Daten liefern werden.
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