Zähne von Neandertaler-Kindern, die vor 250.000 Jahren in Südfrankreich lebten, verraten auch heute noch einiges über deren Lebensweise. Es waren harte Winter und die Säuglinge wurden mit 2,5 Jahren abgestillt. Noch erstaunlicher war aber, dass die Kinder unter hoher Bleibelastung litten, und dies vor 250.000 Jahren.
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Ein Team von Wissenschaftlern um Tanya Smith von der Griffith University in Brisbane aus Australien konnte den Zahnschmelz dreier Milchzähne von Kindern aus dem Rhone-Tal in Südfrankreich analysieren, wie sie in der Zeitschrift Science Advance in einem vor drei Jahren erschienenen Beitrag schreiben. Der Zahnschmelz zeichnet auf, was das Kind gegessen hat und wie dessen Lebensverhältnisse waren. Der Milchzahn eines Kindes war 5.400 Jahre alt, während die beiden anderen Milchzähne von Neandertaler-Kleinkindern stammten, die vor 250.000 Jahren lebten.
Das Leben der Steinzeit-Babys, die an der Mündung des aus dem Massif Central kommenden Flüsschens Payre in das untere Rhone-Tal lebten, war recht beschwerlich. Eines der Kinder kam im Frühjahr auf die Welt und wurde bis zum Alter von 2,5 Jahren von der Mutter gestillt. Im Zahnschmelz fanden sich Hinweise, dass dieses Kind im Alter von 2,5 Monaten einer Bleibelastung (aus der Muttermilch) ausgesetzt war. Im Alter von neun Monaten (also im Winter) stieg dann die Bleibelastung bis zum Alter von 1,6 Jahren.
Auch im zweiten Milchzahn eines zweiten Neandertaler-Kinds konnte eine erhöhte Bleibelastung nachgewiesen werden. Die Winter müssen für die Kinder recht viel Stress bedeutet haben, denn der Zahnschmelz weist Wachstumsstörungen auf. Die Bleibelastung der Kinder können die Forscher erklären. In 25 km Umkreis der Fundorte der Milchzähne gibt es noch heute Bleiminen. Es ist daher davon auszugehen, dass die Neandertaler bleihaltige Nahrung zu sich genommen habe, was sich über die Muttermilch und später vielleicht durch fest Nahrung auf die Säuglinge ausgewirkt hat.
Deutschsprachige Artikel mit mehr Details zu obiger Forschungsarbeit haben der Deutschlandfunk hier, der Förderverein Urmensch-Museum hier und der Spiegel hier veröffentlicht. Für mich erstaunlich: Umweltverschmutzung und Bleivergiftungen sind wohl kein Produkt der Neuzeit, wenn selbst die Neandertaler darunter litten.
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