Die Rakete Falcon 9 der US-Firma Space X ist inzwischen ein Arbeitspferd, um Lasten in den Weltraum zu transportieren. Aber für den Transport von Astronauten hat es jetzt einen Dämpfer gegeben. Die Sicherheitsberater der NASA stufen die Rakete als 'lebensgefährlich' ein.
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Die Technik der Falcon 9 ist an sich bewährt und setzt teilweise auf sowjetische Raketenmotoren und Technik. Zudem hat Space X eine Technologie entwickelt, mit der die erste Stufe der Falcon 9 wieder auf die Erde zurück kommt und auf einer Plattform landen kann. Das spart Kosten, da diese Stufe wiederverwendet werden kann und ermöglicht einen preisgünstigeren Transport in den Weltraum als Konkurrenzmodelle.
Allerdings gab es immer wieder auch Explosionen der Falcon 9. Nun gibt es Pläne, die Falcon 9 auch für den Transport von Astronauten in den Weltraum zu ertüchtigen. Dazu entwickelt Space X im Auftrag der NASA die Dragon-Kapsel für Astronauten. Bevor sUS-Astronauten mit einem Raumschiff starten können, müssen Sicherheitsexperten der NASA ihr OK geben. Und die Prüfungen dieser Sicherheitsexperten stellen der Falcon 9 als bemanntes Raumfahrtzeug in der geplanten Fassung ein verheerendes Zeugnis aus. Das berichtet die Washington Post in diesem Artikel (Englisch) – ein deutschsprachiger Artikel findet sich hier.
(Start einer Falcon 9, Quelle: Space X)
Die verwendete Technologie kann 'Leben gefährden', wie die Sicherheitsexperten das ausdrücken. Hintergrund ist ein technischer Trick, den die Leute von Space X anwenden. Um die Leistung der Rakete zu erhöhen, verwenden sie tiefgekühlten Treibstoff. Durch die Kühlung wird der Treibstoff dichter, es passt mehr in den Tank. Das Problem: Der Treibstoff muss kurz vor dem Start in den Tanks der Rakete eingefüllt werden. Die Technik wird als Load and Go bezeichnet. Zum Zeitpunkt des Betankens müssten die Astronauten aber bereits an Bord ihrer Raumkapsel, die auf der Raketenspitze montiert ist, sein.
Tiefgekühlter Treibstoff ist aber labil. Der kleinste Fehler beim Betanken kann, laut den NASA-Sicherheitsexperten, aber eine verheerende Explosion auslösen – die Astronauten an Bord wären in tödlicher Gefahr. Der Vorschlag von Space X hat bei Mitgliedern des US-Kongresses und der NASA Sicherheitsberater Alarm ausgelöst. Eine Beobachtergruppe bezeichnet das geplante Load-and-Go-Verfahren als "potenzielles Sicherheitsrisiko".
Eine NASA-Beratungsgruppe warnte in einem Brief, dass die Methode "im Widerspruch zu den seit über 50 Jahren geltenden Sicherheitskriterien für Booster steht". Das Thema entwickelt sich zu zusehends zu einem Spannungsfeld zwischen der sicherheitsfokussierten Raumfahrtagentur NASA und der eigenwilligen Firma von Musk. Musk ist ein Tech-Unternehmer, der für sein Gespür für das Dramatische und das Austesten der Grenzen der Raketentechnologie bekannt ist.
Die großen Katastrophen der Raumfahrt (Apollo 1, die glücklich ausgegangene Harvarie von Apollo 13, die beiden Challenger-Abstürze mit Toten) zeigen, dass Sicherheit nicht hoch genug eingestuft werden kann. Daher ist es für mich nicht wirklich nachvollziehbar, dass es Stimmen gibt, die mehr Risikobereitschaft für Weltraummissionen einfordern.
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