Das war kein wirklich guter Sonntag-Morgen – dabei hatte es so vielversprechend angefangen. Länger geschlafen, dann gemütlich auf der Terrasse gefrühstückt – da war es noch wunderbar kühl. Langsam ins Bad gegangen, und dann begann das Unheil, was mit der niederschmetternden Erkenntnis "wir sind nicht ganz dicht" endete …
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Ich stand nichts ahnend am Waschtisch im Bad, um mir die Zähne zu putzen, als ich plötzlich ein Plätschern hörte. Dachte erst, ich spinne – aber sobald ich das Wasser am Hahn abstellte, hörte das Plätschern auf. Da dämmerte mir, das etwas nicht stimmen konnte. Also mal unter das Waschbecken geschaut, stand dort eine große Wasserpfütze auf den Fliesen. Und sobald ich das Wasser am Becken laufen ließ, floss ein Sturzbach nach.
Mann versteht Frau einfach nicht
Also schnell ins Untergeschoss, um einen Eimer samt Putzlappen zu greifen und Frau beiläufig gefragt, ob sie irgend einen Abflussreiniger ins Waschbecken gekippt oder mit einem lange Gegenstand im Ablauf gestochert habe. Kam gar nicht gut an, als ich auf ihr "warum fragst Du?" mit "das Waschbecken im Bad ist kaputt, da läuft Wasser raus" antwortete.
Ab da hatte ich zwei Probleme: Waschbecken undicht und Frau sauer. Dabei zielte meine harmlose Frage nicht auf Schuldzuweisungen, sondern sollte zur Diagnose dienen, ob vielleicht das Siphon durch eine solche Aktion auseinander gezogen worden sein könnte. Aber ich schrieb ja was von einem "kein guter Sonntag-Morgen".
Das "Frau sauer" hat noch einen zweiten Grund. Vor Jahren stellte die bessere Hälfte fest, dass die Verchromung am Auslauf teilweise weg war und das Messing sichtbar wurde. Auf die Frage: Kann man das nicht austauschen, das sieht nicht mehr schön aus, hatte ich etwas recherchiert, war aber zum Schluss gekommen "da muss die gesamte Mimik ausgetauscht werden – so einen Chrome-Ring für 1 oder 2 Euro gibt es nicht".
Hatte Frau das auch mitgeteilt und dann war ein Haarkörbchen in den Ablauf gekommen – Problem gelöst. Als ich im Zuge meiner aktuellen Recherche dann mitteilte "wir brauchen ein neues Auslaufventil aus dem Baumarkt", kam "und warum ging das vor Jahren nicht, ich glaube dir nix mehr". Mann versteht Frau einfach nicht.
Frage YouTube
Also in den Keller, Werkzeug gegriffen und die Waschtisch-Unterhaube aus Porzellan, die die Anschlüsse verdeckte, schwitzend abgeschraubt. Und dann sah ich es schon: Der Ablauf mit dem Siphon hing lose am Waschbeckenrand, und ich begann zu rätseln, wie das Teil wohl früher befestigt worden war. Waschbeckenablaufventile sind einfach nicht so mein Fachgebiet.
Aber das Wissen liegt ja quasi um die Ecke: Schnell den Rechner gestartet und auf YouTube nach "Waschbeckenablauf wechseln" geschaut. Schon bekam ich die neuesten Entwicklungen der Waschbeckentechnik mit, aber auch Hinweise, wie man das Auslaufventil am Waschbecken (läuft teilweise auch als Waschbecken Extender) abschraubt bzw. wechselt.
(Quelle: YouTube)
Brauchte ich nicht, denn als ich mit den Fingern am Waschbeckenablauf zog, hatte ich diesen Teil bereits in den Händen. Und mir wurde klar, dass das Teil im Gewinde komplett durchkorrodiert war. Nachfolgendes Foto zeigt die beiden Teile – da war wohl ein Materialfehler im Gewinde, die das verursachte.
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Korrodierter Einsatz Waschbecken-Extender
So etwas war mir auch noch nicht vorgekommen – hatte gerade mal 20 Jahre gehalten. Einen Brenner zum Hartlöten habe ich nicht mehr, Schweißgerät auch nicht, eine Notreparatur am Sonntag war also nicht möglich. Den klugen Vorschlag meiner Frau, das Teil am Waschbecken des Gäste-WC ab und im Bad einzubauen, habe ich dann aus Aufwandsgründen nicht in Angriff genommen. Vielmehr musste es ein Eimer unter dem Waschbecken als Notlösung tun.
Glück: Baumärkte sind wieder offen
Schnell noch am Sonntag recherchiert, welcher Baumarkt in der Nähe einen Waschbecken-Extender bzw. Ablaufventil mit 1 1/4 Zoll vorrätig hat und Montag ein Ersatzteil besorgt. Das Ganze eingebaut und eingestellt – und dachte, das Ganze wäre geritzt. Hatte schon das Werkzeug teilweise weggeräumt, aber die Porzellan-Abdeckhaube noch nicht angeschraubt.
Mache ich immer so, sondern warte ein oder zwei Tage, ob alles dicht ist. War mal wieder eine kluge Entscheidung, denn die Verschraubungen am Siphon tropfen. Ich muss also nochmals ran und schauen, wo es dran hängt. So kannst Du die Sonn- und Montage auch rumbringen – man gönnt sich ja sonst nix. Wie heißt es in der Werbung? "Respekt, ihr Selbermacher.", aber da kann ich gerne drauf verzichten.
Atypisches Exemplar Mann?
Ich scheine zu den seltenen Spezies zu gehören, die weder im Baumarkt, noch auf dem Fußballplatz mit glänzenden Augen versumpfen und dann von Frau "aus dem Männerparadies abgeholt werden müssen". Wenn was kaputt geht, versuche ich nach Möglichkeit eine Reparatur, aber vor Langeweile als Rentner in der Küche sitzen und warten "wann geht hoffentlich wieder was kaputt", das brauche ich definitiv nicht.
Und die im Artikel 3/4 der Deutschen würden beim Neubau Smart Home einsetzen skizzierte Stoßrichtung ist mir ein Gräuel. Denn alles, was ich irgendwo einbaue, kann und wird kaputt gehen, und muss dann repariert werden. Gerade bei der neuen Technik läuft es dann nach wenigen Jahren auf "gibt keinen Ersatz mehr" hinaus, von den zahlreichen Sicherheitslücken erst gar nicht zu reden.
Aber jetzt gehe ich erst mal in den Keller, den ich bin leider nicht ganz dicht – am Waschbecken, meine ich, und im Keller steht meine Werkzeugkiste sowie die selbstgebaute Werkbank mit Schraubstock & Co. So die Ecke für besondere Notfälle, falls ich handwerkstechnisch mal Rückfällig werden sollte. Brauchte ich die letzten 20 Jahre aber nicht, denn ich kann bei Langeweile ja bloggen ;-).
Wenn der Wurm drin ist
Ergänzung: Wenn der Wurm drin ist … als der Siphon nicht dicht werden wollte, habe ich mir das genauer angesehen. Der gebördelte Teil zum Anschluss an das Ablaufventil hatte einen Riss. Da konnte der Dichtring, den ich im Verdacht hatte, nichts für. Jetzt fahre ich zum Baumarkt und schaue, dass ich auch diese Teil neu bekomme.
Kommentar meiner Frau: Ich dachte, Du wärst schlauer. Wenn ein Teil kaputt ist, tauscht man das Ganze aus … nun ja, wo fängst Du beim "das Ganze" an und wo hörst Du auf? So, das ganze Haus, wo dieses Waschbecken samt Simphon dran hängt, möchte ich dann doch nicht tauschen … ;-).
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… es gibt Tage, da geht halt alles schief…
Ich traue mich am Wochenende nicht mehr, meinen Computer zu starten – da kommt dann, gerade wenn ich etwas leckeres kochen möchte, entweder eine fatale Fehlermeldung, oder man macht noch schnell ein Update, welches mit einer Meldung abbricht. Schon sind alle Pläne für's Wochenende gestorben. Selbst wenn man sich vornimmt, das Problem am Montag zu lösen, man ist nicht mehr bei der Sache. Also Kiste aus lassen….(!)
G.B.: "…hatte gerade mal 20 Jahre gehalten…"
Du bist ja schlimmer als ich, das Teil war noch ja fast neu ;-)
Da ich beruflich in der Großchemie geprägt wurde, denke ich in Kategorien von 30 bis 40 Jahren für Anlagenlaufzeiten. Da sollte die Verrohrung nicht nach einigen Jahren korrodiert sein. Und als Elektrolehrling habe ich 1969-1973 durchaus Aufputz Elektroinstallationen erneuert, wo die Aluminium-Drähte noch mit Leinenstoff und in Blechröhren mit Innenisolierung aus Pappe verlegt waren. Die Bakelit-Schalter waren auch seit 30 bis 50 Jahren in Betrieb …
Wer Perry Rhodan gelesen hat, weiß, dass da die Ingenieure Maschinen gebaut haben, die Tausende von Jahren autonom vor sich hin werkeln konnten. Das sind die Vorgaben, an denen ich mich orientiere, nicht an Generation Handy, die mit 2 Jahren kalkulieren ;-)