Entstand das Leben im Weltall und fiel mit kleinen Staubkörnchen (Mikrometeoriten) und Meteoriten auf die junge Erde? Die Theorie wird seit vielen Jahrzehnten diskutiert. Neuere Studien und Entdeckungen liefern neue Erkenntnisse zu dieser Frage.
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Schaut man in der Wikipedia nach Panspermie, erfährt man, dass diese Hypothese davon ausgeht, dass sich einfache Lebensformen über große Distanzen durch das Universum bewegen und so die Anfänge des Lebens auf die Erde brachten. In den letzten 15 Jahren gab es dann immer wieder Berichte über Meteoritenfunde, in denen versteinerte Spuren von Organismen gefunden worden seien. Speziell der in der Antarktis gefundene Meteorit Allan Hills 84001 (siehe auch), der vom Mars stammt, wurde als Beleg für diese Theorie genannt.
Der Deutschlandfunk hat dies in diesem Artikel gestreift. Von den meisten Wissenschaftlern werde die Panspermie jedoch bisher als reine Spekulation betrachtet, da bislang nur auf der Erde Leben nachgewiesen werden konnte. Der Besuch des interstellaren Objekts Oumuamua in unserem Sonnensystem (siehe Links am Artikelende) befeuerte die Debatte über eine Panspermie wieder.
Neue Nahrung erhält die Theorie durch statistische Auswertungen und neue Funde der Wissenschaft. Dieser Artikel vom Mai 2021 in scienexx.de thematisiert, dass Astronomen den Phospholipid-Bestandteil Ethanolamin in interstellaren Wolken nachwiesen haben. Damit liegt der Nachweis, dass die drei Bausteine (Aminosäuren, DNA-Bausteine und komplexe organische Moleküle) für Leben im Weltraum vorkommen.
In der Studie Feasibility of Detecting Interstellar Panspermia in Astrophysical Environments haben Claudio Grimaldi und Kollegen von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne untersucht, wie sich die Entwicklung von Leben rein statistisch äußern würde. Dabei haben sie die Annahme: Entstehung im All und Eintrag auf einen Planeten, sowie Entstehung auf einem Planeten untersucht. Dazu schreiben die Wissenschaftler in der Zusammenfassung:
Die These, dass sich Leben von einem Planetensystem zu einem anderen ausbreiten kann (interstellare Panspermie), hat eine lange Geschichte, aber diese Hypothese ist durch Beobachtungen schwer zu überprüfen.
Wir entwickeln ein mathematisches Modell, das Parameter wie die mikrobielle Überlebensdauer, die stellare Geschwindigkeitsdispersion und die Dispersion von Auswurfmaterial berücksichtigt, um die Aussichten für den Nachweis interstellarer Panspermie zu bewerten.
Wir zeigen, dass die Korrelationen zwischen Paaren von Leben tragenden Planetensystemen (verkörpert durch die Paarverteilungsfunktion aus der Statistik) als effektive Diagnose für interstellare Panspermie dienen können, vorausgesetzt, die Geschwindigkeitsdispersion der Ejekta ist größer als die stellare Dispersion.
Wir liefern heuristische Schätzungen der Modellparameter für verschiedene astrophysikalische Umgebungen und kommen zu dem Schluss, dass offene Sternhaufen und Kugelsternhaufen die besten Ziele für die Beurteilung der Realisierbarkeit von interstellarer Panspermie zu sein scheinen.
Science-Blog hat das Ergebnis dieser Studie in diesem Artikel aufbereitet. Das Fazit: Mit Statistik kann man zwar nachweisen, dass Leben auf Meteoriten von einem Planeten auf weitere Planeten im Umkreis von 100 Lichtjahren reisen könnte. Da wir aber bisher kein Leben außerhalb der Erde nachgewiesen haben, hilft dies alles nichts. Wir bräuchten 20-30 Planeten mit nachgewiesenem Leben, um statistisch zu überprüfen, ob eine Panspermie möglich wäre. Also wieder nix mit den kleinen grünen Männchen vom Mars.
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"Also wieder nix …" Natürlich nicht. Bei dem statistischen Nachweis das sich Leben so verbreiten könnte geht es nicht um die kleinen grünen Männchen vom Mars. Eher um die Aussagen, wenn es schon statistisch bzw. in der Theorie nicht möglich ist, wird eine Suche wahrscheinlich nicht lohnen. Wie es scheint könnte sich Leben so ausgebreitet haben, es besteht also Hoffnung für jene die das beweisen wollen. Ob das je bewiesen werden kann ist wieder eine andere Sache.