Es ist ein riesiges Abenteuer, welches am gestrigen Tag erfolgreich begonnen hat. Die europäische Raumfahrtorganisation ESA hat erfolgreich die Juice-Mission (Jupiter Icy Moon Explorer) ins All gestartet. Die Jupiter-Sonde soll 2031, also in 8 Jahren, am Jupiter ankommen und forschen.
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Der Start war ursprünglich für den 13. April 2023 geplant, musste aber wegen schlechten Wetters um 24 Stunden verschoben werden. Am 14. April 2023 war es so weit – um 14:14Uhr deutscher Zeit hob in Französisch-Guayana vom SpacePort Korou eine Ariane 5 mit der Juice-Raumsonde als Nutzlast erfolgreich ab, erreichte die Umlaufbahn um die Erde und ist nun auf ihrer Reise zum Planeten Jupiter.
Dieser Start markiert den Beginn einer ehrgeizigen Reise der europäischen Sonde zur Entdeckung der Geheimnisse der Ozeanwelten auf den Monden des Riesenplaneten Jupiter.
Nach dem Start und der Trennung von der Oberstufe der Ariane 5-Rakete bestätigte das Europäische Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) der ESA in Darmstadt um 15:04 Uhr MESZ den Empfang des Signals über die Bodenstation New Norcia in Australien. Um 15:33 Uhr MESZ entfalteten sich die riesigen, 27 m langen Sonnensegel des Raumfahrzeugs in ihrer charakteristischen Kreuzform. Diese Solarzellen stellten die Energieversorgung sicher, so dass Juice bis zum äußeren Sonnensystem, zum Planeten Jupiter, reisen und dort forschen kann. Mit dem Abschluss dieser kritischen Operation wurde der Start als Erfolg gewertet.
"Die ESA ist zusammen mit ihren internationalen Partnern auf dem Weg zum Jupiter", sagt ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher. "Der spektakuläre Start von Juice steht für die Vision und den Ehrgeiz derjenigen, die die Mission vor Jahrzehnten konzipiert haben, für das Können und die Leidenschaft aller, die diese unglaubliche Maschine gebaut haben, für die Tatkraft unseres Flugbetriebsteams und für die Neugier der weltweiten Wissenschaftsgemeinde. Gemeinsam werden wir die Grenzen von Wissenschaft und Forschung weiter verschieben, um die größten Fragen der Menschheit zu beantworten."
"Es ist der Führung der ESA und den Bemühungen und dem Engagement hunderter europäischer Unternehmen und wissenschaftlicher Einrichtungen zu verdanken, dass die Juice-Mission Wirklichkeit geworden ist", sagt Giuseppe Sarri, ESA-Projektleiter für Juice. "Gemeinsam mit unseren Partnern NASA, der Japan Aerospace Exploration Agency und der Israel Space Agency, die ebenfalls Hardware oder wissenschaftliche Instrumente beigesteuert haben, haben wir diesen lang ersehnten Meilenstein erreicht."
Die Juice-Mission
Mit JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer; deutsch Jupiter-Eismond-Erkunder) verfolgt die europäische Raumfahrtorganisation ESA das Ziel, die Eismonde des Jupiter zu erkunden. Die Sonde soll die Ganymed, Europa und Kallisto des Planeten Jupiter erforschen.
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Die Auswahl der JUICE-Mission wurde von der ESA am 2. Mai 2012 bekannt gegeben.Es ist die erste Large-Class-Mission im Rahmen des ESA-Programms Cosmic Vision 2015–2025. Large-Class-Missionen haben lange Vorbereitungszeit und lange Laufzeiten und sollen die Forschung in neue Bereiche mit neuer Technologie weitertreiben.
JUICE ist letztendlich das umgewidmete Projekt des Jupiter Ganymede Orbiters, der der Beitrag der ESA zur Europa Jupiter System Mission sein sollte. Da das Gemeinschaftsprojekt bei der NASA durch Budgetkürzungen gestrichen wurde, entschied sich die ESA für die Verwirklichung einer selbstständig durchgeführten Mission.
Die Mission baut auf den interplanetaren Missionen Mars Express, Venus Express, Rosetta und BepiColombo auf und öffnet die Zukunft für weitere Missionen in das weiter entfernte äußere Sonnensystem, beispielsweise für eine Uranus-Mission.
JUICE ist die letzte wissenschaftliche Mission, die mit einer Ariane-5-ECA-Rakete vom Raumfahrtzentrum Guayana gestartet wurde. Die Raumsonde wiegt inklusive Treibstoff und Instrumenten rund 6350 Kilogramm. Ihre hyperbolische Exzessgeschwindigkeit soll 3,15 km/s betragen. Für die Ankunft am Ziel wird die Sonde ungefähr acht Jahre brauchen.
JUICE soll im Laufe mehrerer Sonnenumkreisungen mehrere Swing-by-Manöver an der Erde und je eins am Mond und an der Venus durchführen. Ein halbes Jahr vor der Ankunft wird der wissenschaftliche Betrieb beginnen. Jupiter soll im Juli 2031 erreicht werden. Daher der Titel des Beitrags, der sich spontan aus dem Lied "Bis morgen, auf dem Mond mit dir" von Adamo ableitete.
Die Sonde schwenkt 2031 durch eine zweistündige Zündung des Triebwerks und ein abbremsendes Swing-by an Ganymed in eine Jupiterumlaufbahn ein. Nach zwei Jahren und mehreren Vorbeiflügen an Europa und Kallisto soll sie im Dezember 2034 in eine Umlaufbahn um Ganymed eintreten, den sie zuerst in einer elliptischen Bahn zwischen 200 und 10.000 Kilometer Höhe umkreisen wird. Danach werden kreisförmige Umlaufbahnen von 5000, 500 und 200 Kilometer Höhe angestrebt. Insgesamt sieht die Mission mehr als 25 Gravity Assists und Flybys vor, die Sonde wird dazu ungefähr drei Tonnen Treibstoff mitführen. Ende 2035 soll die Sonde planmäßig auf Ganymed einschlagen.
JUICE geht dabei weit über die Galileo-Mission der NASA hinaus und ergänzt die seit 2011 laufende JUNO-Mission. Details zur Sonde und zur Mission lassen sich auf der oben verlinkten Wikipedia-Seite nachlesen.
Von Galileo zu Juice
Der Jupiter, der hell am Nachthimmel leuchtet, hat seit den ersten Blicken unserer Vorfahren Faszination ausgelöst. Der Astronom Galileo Galilei rückte Jupiter im Jahr 1610 ins Blickfeld, als er den Planeten erstmals durch ein Teleskop beobachtete und seine Monde entdeckte, die ihn umkreisen. Seine Beobachtungen stellten die lange Zeit vorherrschende Vorstellung, dass sich alles am Himmel um die Erde dreht, auf den Kopf. Jahrhunderte später wird Juice – die zu Ehren von Galileis Entdeckungen eine Gedenktafel trägt – Jupiter und seine Monde auf eine Weise sehen, von der Galilei nicht einmal zu träumen gewagt hätte.
Dank des Vermächtnisses früherer Jupitermissionen wissen wir, dass drei der größten Monde des Planeten – Europa, Ganymed und Kallisto – unter ihrer Oberfläche Wasservorkommen bergen, die weitaus größer sind als die der Ozeane der Erde. Diese Monde von der Größe eines Planeten bieten uns verlockende Hinweise darauf, dass die Bedingungen für Leben auch anderswo als auf unserem "blassblauen Punkt" existieren könnten, und Juice ist in der Lage, uns der Antwort auf diese verlockende Frage einen Schritt näher zu bringen. Auf dieser ESA-Seite finden sich noch einige weitere Informationen (in englisch) zur Sonde und zur Mission.
Für mich persönlich schließt sich ein wenig der "Kreis des Lebens". Im Jahr 1972 wurde von der US-Raumfahrtbehörde die Raumsonde Pioneer 10 gestartet. Im November 1973 erreichte die Sonde das Jupitersystem, als sie die Bahn des äußersten zum damaligen Zeitpunkt bekannten Mondes Sinope kreuzte. Ein Jahr nach Pioneer 10 startete ihre Schwestersonne Pioneer 11 und kam 1974 am Jupiter an. Als junger Ingenierustudent verfolgte ich ab 1976 diese Missionen. Dann folgten 1977 die Voyager 1 und 2 Missionen der NASA, die nach Jupiter auch die äußeren Planeten Saturn, Uranus und Neptun besuchten.
1989 wurde die Raumsonde Galileo zu Jupiter geschickt (siehe). Inzwischen bin ich im Rentenalter und erlebe mit der Mission JUICE das nächste Abenteuer der Raumfahrt und der Erkundung des Jupiter. Ob ich 2031 noch lebe und mitbekomme, welche Erkenntnisse gewonnen werden, weiß ich nicht. Einfach mal schauen, was wird.
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