Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat momentan Probleme mit der Raumsonde Voyager 1. Diese schickt keine sinnvollen (Forschungs-)Daten mehr per Funk zur Erde. Die Techniker versuchen nun das Problem zu lokalisieren.
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Sie fliegt irgendwo "zwischen den Sternen", oder jedenfalls am äußeren Rand unseres Sonnensystems, die US-Raumsonde Voyager 1. Als diese Raumsonde gebaut wurde, war ich teilweise noch Lehrling bzw. zurück in der Schule, um die Fachoberschule zu absolvieren. Und beim Start der Raumsonde war ich ein junger Ingenieurstudent, der den Forschungsergebnissen dieser Raumsonde entgegen fieberte. Jetzt bin ich schon im Unruhestand, aber die Raumsonde lebt immer noch.
Voyager 1 zwischen den Sternen
Voyager 1 wurde am 5. September 1977 gestartet und flog an den Planeten Jupiter und Saturn vorbei, um anschließend das Sonnensystem in Richtung interstellarer Raum zu verlassen. Inzwischen ist die Sonde 46 Jahre im Weltraum unterwegs und hat bereits zwischen 2010 bis 2012 (genau weiß man das nicht, da das betreffende Messgerät ausgefallen ist) unser Sonnensystem verlassen. Voyager 1 befindet sich im interstellaren Raum, zwischen den Sternen. Das Gleiche ist bei Schwestersonde Voyager 2 der Fall.
Voyager 1 macht Probleme
Auch nach 46 Jahren funktionieren viele Teile der Sonde noch, wenn auch Instrumente ausgefallen sind oder wegen Energiemangel abgeschaltet wurden. Und es gibt immer noch Funkkontakt mit der Sonde, die Daten von den noch in Betrieb befindlichen Messinstrumenten zur Erde funkt. Nun hat die NASA aber mitgeteilt, dass die zur Erde gefunkten Daten keinen "Sinn mehr ergeben".
Vor kurzem begann die Telemetrie-Modulationseinheit (TMU), laut Mitteilung der NASA, ein sich wiederholendes Muster aus Einsen und Nullen zu senden. Das Muster macht keinen Sinn und sieht so aus, als ob die TMU "hängen" würde (wie eine Schallplatte, wo die Abspielnadel immer in der gleichen Spur springt).
Die Sonde empfängt und führt die von der Erde gesendeten Befehle zwar aus, aber das Flugdatensystem (FDS) kommuniziert nicht richtig mit einem der Untersysteme der Sonde, der Telemetrie-Modulationseinheit (TMU). Das ist die Arbeitsthese der Ingenieure, nachdem andere Möglichkeiten ausgeschlossen wurden. Infolgedessen werden keine wissenschaftlichen oder technischen Daten zur Erde zurückgeschickt.
Die Ingenieure jetzt arbeiten daran, das Problem mit einem der drei Bordcomputer von Voyager 1, dem so genannten Flugdatensystem (FDS), zu beheben. Das FDS dient unter anderem dazu, Daten von den wissenschaftlichen Instrumenten sowie technische Daten über den Zustand und den Status des Raumfahrzeugs zu sammeln. Anschließend fasst es diese Informationen zu einem einzigen Datenpaket zusammen, das von der TMU zur Erde zurückgeschickt wird.
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Am vergangenen Wochenende hat das Team versucht, das FDS neu zu starten und es in den Zustand zu versetzen, in dem es sich vor dem Auftreten des Problems befand, aber das Raumfahrzeug liefert immer noch keine brauchbaren Daten.
Es könnte mehrere Wochen dauern, bis die Ingenieure einen neuen Plan zur Behebung des Problems entwickelt haben. Man sollte auch wissen, dass die Befehle der Missionskontrolle auf der Erde 22,5 Stunden benötigen, um Voyager 1 zu erreichen. Denn die Sonde erforscht mehr als 24 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt die äußeren Regionen unseres Sonnensystems. Das bedeutet, dass das Ingenieursteam 45 Stunden warten muss, um eine Antwort von Voyager 1 zu erhalten und festzustellen, ob ein Befehl das beabsichtigte Ergebnis hatte.
Die 1977 gestartete Sonde und ihr Zwilling, Voyager 2, sind die beiden am längsten in Betrieb befindlichen Raumsonden der NASA. Um Lösungen für die Probleme der Sonden zu finden, müssen oft jahrzehntealte Originaldokumente herangezogen werden, die von Ingenieuren verfasst wurden, die die heute auftretenden Probleme nicht voraussehen konnten. Daher braucht das Team Zeit, um zu verstehen, wie sich ein neuer Befehl auf den Betrieb der Sonde auswirkt, um unbeabsichtigte Folgen zu vermeiden.
Die Kollegen von heise haben diesen Artikel zum aktuellen Problem veröffentlicht. Oben hatte ich erwähnt, dass ich ein junger Ingenieurstudent war, als die Sonden gestartet wurden. Deren Erbauer und die damaligen Ingenieure waren da schon älter als meine Wenigkeit. Da ich selbst in Rente bin, sind die damaligen Entwickler längst in Rente, teilweise sogar verstorben. Und manche Dokumente wurden von den Entwicklern nach dem Eintritt in den Ruhestand einfach mit nach Hause genommen und stehen auf Speichern oder in Garagen. Immerhin gibt es diese Dokumente noch auf Papier – heute wäre alles digital gespeichert und in 46 Jahren nach meinem Dafürhalten nicht mehr lesbar.
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